Zum Sterben schoen
zu, wie sie zerbarst, und dann rammte er die Faust in die Wand. Frische Farbe splitterte in alle Richtungen und sprühte weißen Dunst auf sein frisch gewaschenes blutrotes Polohemd. Die Trockenmauer zerbröselte unter seiner Hand, die Haut an seinen schwieligen Knöcheln platzte weit auf, als er auf den Zementblock hinter der Wand traf. Ohne sich des Schmerzes oder des Chaos, das er angerichtet hatte, bewusst zu werden, riss er die Hand zurück, dann schüttelte er sich wie ein nasser Hund, der das überschüssige Wasser loswerden will.
Wenn er so wütend war, konnte er nicht denken, und er wusste, er musste einen klaren Kopf haben, um sich zu überlegen, welche Möglichkeiten ihm offen standen. Schließlich war er der Herr des Spiels. Diese Schlampe begriff das noch nicht, aber bald würde sie das. O ja.
Sheriff Lloyd räkelte sich auf dem Stuhl hinter dem leeren Schreibtisch. Er wirkte gelöst, war innerlich aber so nervös und angespannt wie ein Opossum, das in die Enge getrieben worden war, weil er aus erster Hand wusste, wozu Steve fähig war, wenn er aufgebracht war. Gott helfe ihm, aber er wollte nie wieder diese Seite seines neuen Kompagnons erleben.
Lloyds brandneue silberne Gürtelschnalle grub sich schmerzhaft in die Eingeweide, aber er hatte Angst, sich zu bewegen. Er wollte nichts tun, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, bis Steve sich wieder unter Kontrolle hatte.
Dicke rote Blutstropfen tropften stetig auf Steves gebügelte Kakihose und verwandelten sich in schwarze Streifen, die bis zum Knie hinabrannen. Lloyd dachte daran, es Steve zu sagen – er wusste doch, wie wichtig ihm sein Aussehen war –, beschloss aber lieber, ruhig zu sein und so zu tun, als wäre ihm nichts aufgefallen.
Die meisten Frauen in der Stadt hielten Steve für einen gut aussehenden Mann, und der Sheriff fand, dass er es auch war mit seinem welligen braunen Haar und dem guten Knochenbau. Sein Gesicht war ein wenig lang, aber wenn er lächelte, waren die Frauen hingerissen von seiner Ausstrahlung. Jetzt lächelte er jedoch nicht, und wenn eben diese Frauen seinen eisigen Blick sehen könnten, wären sie bestimmt nicht der Ansicht, dass er gut aussah. Vielleicht hätten sie sogar Angst vor ihm wie Lloyd.
Steve ballte und lockerte die Fäuste, während er vor dem Fenster stand und mit dem Rücken zum Sheriff auf den Platz hinausschaute. Drei Teenager sausten auf ihren Skateboards die Bürgersteige entlang und ignorierten die aufgestellten Schilder, die Fahrräder und Skateboards dort verboten. Der Apotheker Conrad Kellogg kam händefuchtelnd herausgerannt, als einer der Freaks mit orange gefärbtem, langem strähnigem Haar versehentlich sein Schaufenster rammte.
Direkt auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes öffnete sich die Tür von Laurants Geschäft, und die Winston-Zwillinge kamen in Latzhosen gekleidet heraus. Sie arbeiteten heute lange. Die Straßenlaternen brannten bereits, was bedeutete, dass es nach sieben war. Alle Geschäfte außer der Apotheke schlossen um sechs Uhr. Die Zwillinge machten Überstunden, um das Geschäft fertig zu kriegen. Steve beobachtete, wie sie die Verschlüsse am Fenster justierten, das sie gerade eingebaut hatten.
»Eine verdammte Geldverschwendung«, murmelte er.
»Was hast du gesagt, Steve?«
Er antwortete nicht. Da der finster brütende Mann ihm keine Aufmerksamkeit mehr schenkte, glaubte Lloyd, es sich ungestraft bequem machen zu können. Er schob den Gürtel über seinen umfangreichen Bauch hinab und knöpfte die Hose auf, um ein bisschen mehr Platz zu haben. Dann grub er sein Taschenmesser aus der Hosentasche, ließ die rostige Klinge aufschnappen und begann, den Dreck unter seinen rissigen Nägeln hervorzukratzen.
»Ich nehme mir ein paar Tage frei, um ein bisschen fischen zu gehen, und was passiert? Sie verliebt sich in einen anderen Mann. Hurensohn. Wenn sie mir nur eine Chance gegeben hätte … wenn sie mich richtig kennen gelernt hätte, hätte sie sich in mich verliebt. Da ist keine Frage. Ich kann verdammt charmant sein, wenn ich will«, fauchte Steve.
Lloyd wusste nicht, ob er versuchen sollte, ihn jetzt zu beschwichtigen, oder ob er ihn wegen der jüngsten Entwicklung bemitleiden sollte. Das Falsche zu sagen konnte schlimmer sein, als überhaupt nichts zu sagen, und so entschied er sich, laut zu grunzen, und überließ es Steve, dies zu interpretieren.
»Aber sie sagte mir nicht einmal guten Tag«, schimpfte Steve. »Ich wollte doch nur eine Chance
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