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Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)

Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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viel zu weit war, aus, behielt aber Davids Kaschmirpullover an. Er war leicht und störte nicht, und da David die Hauptschuld an Pollys Gefühlsaufruhr trug, wäre es ausgleichende Gerechtigkeit, wenn sein Pulli durch feuchten Ton verschandelt würde.
    Sie kochte Tee und rührte einen Löffel Trockenmilch in ihre Tasse, dann räumte sie die Regale auf. Aber immer noch stimmte die Energie bei ihr und im Atelier nicht – oder lag das an diesem besonderen Tag?
    Eine große Kiste mit Taufbechern, Krügen und Kannen stand in einer Ecke. Polly nahm eine Kaffeekanne heraus. Sie gehörte zu einem Frühstücksservice, und auf jeder der großen Tassen befand sich ein Haustier seltener Rasse. Auf die Kanne hatte sie ein altes Gloucester Fleckschwein gemalt.
    Polly hielt die Kanne in der Hand und betrachtete sie. Ein schönes Stück, das sich gut verkaufen lassen müßte. Aber bei näherem Hinsehen entdeckte sie einen winzigen Fleck in der Glasur. Niemand würde ihn bemerken, und wenn doch – na ja, kleine Unregelmäßigkeiten wurden immer als Zeichen echter Handarbeit gewertet. Trotzdem ... Polly sah hilflos zu, wie sich ihre Hand hob und die Kanne an die Wand flog.
    Der Knall, als sie gegen die rauhen Ziegeln prallte, und das Klirren, als die Scherben auf dem Boden landeten, wirkte auf Pollys konfusen Geisteszustand wie eine kalte Dusche.
    Als sie die Bruchstücke aufhob, begriff sie, warum sie mit Absicht eine so hübsche Keramik kaputtgemacht hatte: Ihr Leben hatte sich verändert, also mußten sich auch ihre Arbeiten verändern.
    Die Künstlerin in ihr hätte am liebsten alles, was in der Kiste war, zertrümmert, dann wäre sie gezwungen, etwas ganz Neues für die Messe zu schaffen. Aber Polly hatte zu lange gegen die Not gekämpft. Jede neue Kreation – bis jetzt noch nicht einmal entworfen oder geplant – könnte ein Flop werden und sich nicht gut verkaufen. Und auch wenn sie es sich im Geiste untersagte, irgend etwas von dem alten Zeug auf der Messe auszustellen, war es möglich, daß sie darauf zurückgreifen mußte.
    Sie hievte die Kiste in den angrenzenden Schuppen, in dem normalerweise große Plastiksäcke mit Müll standen. Danach räumte sie alle halbfertigen Tassen und Krüge, die sie finden konnte, in einen anderen Karton, damit sie auch nicht im entferntesten in Versuchung geriet, doch ein paar Tassen zu töpfern – ›nur für den Fall‹.
    Als sie in die Wärme des Ateliers zurückkam, spürte sie, daß es wieder ihr Raum war. Sie nahm drei bereits abgewogene und durchgearbeitete Tonkugeln und knetete sie zusammen. Der Klumpen, der dabei entstand, war möglicherweise zu schwer für die Drehscheibe.
    Polly hatte noch keine Ahnung, was sie damit anfangen sollte, aber die rhythmischen, anstrengenden Bewegungen beim Kneten – das Drehen des Handgelenks, das Anspannen und Lockern, Lockern und Anspannen – schien ihr eine Last von den Schultern zu nehmen. Es war die besänftigendste Tätigkeit, die sie sich vorstellen konnte. Sie zählte, wie oft sie den Ton drehte. Erst als sie die hundertfünfzig erreicht hatte, hielt sie ihr Arbeitsmaterial für gebrauchsfähig.
    Sie schaltete ihren Verstand aus und beobachtete unbeteiligt, wie ihre Hände den Ton auf der Töpferscheibe zentrierten und die Kugel zu einem Zylinder hochzogen. Sie sah, wie ihre linke Hand die Masse nach außen und gleichzeitig nach oben bog und von dem gekrümmten Zeigefinger der rechten unterstützt wurde. Was sie produzierte, war dreimal so groß wie eine Zwei-Liter-Teekanne – und das war das größte, was sie bisher fertig gebracht hatte.
    Entsetzt und fasziniert zugleich sah sie zu, wie auf ihrer Drehscheibe ein dickbäuchiges Gefäß mit verengter Öffnung entstand, das sofort in sich zusammensinken würde, wenn sie auch nur den geringsten Fehler machte.
    Dann überließ sie nichts mehr ihrem Töpferinstinkt, benutzte wieder ihren Verstand, hielt die Scheibe an und beschloß, den Rest mit der Hand aufzubauen.
    Erst zwei Stunden später wurde ihr bewußt, daß sie den ganzen Nachmittag an einem einzigen Gefäß herumgebastelt hatte, doch es war ein Gefäß wie kein anderes, das sie bis jetzt getöpfert hatte, und selbst in ihren Augen war die Form wunderschön. Der Nachteil war, daß es den ganzen Platz im Brennofen einnehmen würde.
    Polly fand einen Bleistiftstummel und rechnete auf der Rückseite eines Kassenzettels aus, wie viele solch dickbäuchiger Schalen sie für die Messe produzieren, bemalen und glasieren konnte. Selbst wenn

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