Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
musterte ihn aus schmalen, argwöhnischen Augen. »Warum solltest du so etwas tun?«
»Als Gegeneinladung für deine Dinnerparty natürlich.«
»Ich denke, deine Rühreier und das Frühstück waren ausreichend.« Ganz zu schweigen von dem, was dazwischen vorgefallen war.
»Tut mir leid, aber das zählt nicht. Es muß eine anständige Mahlzeit in einem Restaurant sein. Also versprichst du es mir?«
Polly seufzte. »Ich verspreche, nicht zu weinen, aber ich verspreche nicht, daß ich deine Einladung annehmen werde.«
»Sehr gut, damit muß ich mich wohl zufriedengeben.«
Dann schwang er seinen langen Körper aus dem Wagen und kam auf ihre Seite. Ihre Tür öffnete sich, und sie wurde auf die Füße gezogen, ohne daß sie sich die Mühe machen mußte, einen Muskel zu rühren. Er steuerte sie über ihren Gartenweg zum Haus und blieb, ohne vom Geißblatt oder den Rosen behelligt zu werden, vor der Tür stehen.
»Danke, daß du Patrick geholfen hast – zum zweitenmal.« Dann senkte er den Kopf und küßte sie. Der Kuß schien eine Ewigkeit zu dauern. Danach, als sie ihm nachsah, wie er zu seinem Wagen zurückging, fragte sie sich, ob solche Küsse die Ozonschicht beschädigen könnten.
Polly betrat das Haus und wurde im selben Moment von Selina angesprungen. Nachdem sie die Katze ein bißchen gestreichelt hatte, setzte sie sie auf ihre Schulter und hob eine Postkarte auf, die unter der Tür durchgeschoben worden war.
Sie stammte von Simon. Er schrieb, daß sie als Ausstellerin auf der Kunst- und Handwerksmesse, die in drei Wochen stattfand, angenommen worden war. Für einen Moment ließ die schiere Panik all ihre anderen Sorgen, wie die hungrige Katze oder ihre mögliche Schwangerschaft, völlig verblassen.
Es war eine große Ehre, daß man sie ausgesucht hatte, aber Polly kam sich vor, als hätte man sie gebeten, die Hauptrolle in Madame Butterfly in Covent Garden zu übernehmen – sie fühlte sich geschmeichelt und stand gleichzeitig entsetzliche Angst aus. Konnte sie überhaupt singen? Haha.
Sie ging in die Küche und füllte den elektrischen Wasserkessel, bevor sie eine Dose Katzenfutter öffnete. Sie mußte erst eine Tasse Tee trinken, ehe sie dem kosmischen Schock gewachsen sein würde, ihr Leben seit dem gestrigen Tag auf den Kopf gestellt zu sehen.
Sie hatte schon öfter ihre Sachen auf Messen gezeigt, aber diesmal war es etwas anderes. Diese spezielle Messe war gut fürs Prestige, und nur die allerbesten Arbeiten konnten der ganzen Sache gerecht werden.
Sie steckte den Teebeutel in einen Becher und öffnete den Kühlschrank, um Milch herauszunehmen. Selina miaute laut, als sie die Flasche sah, und verlangte damit, daß man ihr den Inhalt zur Verfügung stellen sollte. Ohne nachzudenken, schüttete Polly etwas in Selinas Schälchen und registrierte erst einen Augenblick später, daß für sie selbst nichts mehr übrig war.
»Mein Gehirn ist funktionsuntüchtig. Zu viele Schocks in einem zu kurzen Zeitraum. Meinen ersten Orgasmus und die erste wirkliche Chance, als Töpferin den Durchbruch zu schaffen – und das alles in weniger als vierundzwanzig Stunden.«
Sie stand in ihrer Küche und starrte auf das schmutzige Geschirr, das sich schon seit Tagen in der Spüle türmte. Normalerweise sah es aus wie ein paar Teller und Tassen in einem Becken mit kaltem, fettigem Wasser. Aber heute wirkte es wie ein Symbol für ihr bisheriges Leben. Sie mußte weg aus diesem Haus, bevor sie in ernste Depressionen versank.
Die Mitbenutzerin des Ateliers war nie besonders begeistert davon, an einem Sonntag in der alten Scheune zu hocken. Und nach einem Anruf von Polly war sie vollkommen überzeugt, daß es ein kalter, ungemütlicher Platz war und sie zu Hause viel besser aufgehoben wäre. Die Scheune würde in einer Stunde frei für Polly sein.
In dieser Stunde zwang sich Polly, den Ofen zu heizen und mit Selinas Protesten fertig zu werden. Der Abwasch konnte warten, bis es heißes Wasser gab.
Dann zog sie noch ein paar Pullover über Davids Kaschmir und flüchtete sich in die Arbeit, um Trost zu finden.
In der erst kürzlich verlassenen Scheune war es warm, und Polly hätte dankbar dafür sein sollen, aber sie hatte sich daran gewöhnt, in einen kalten Raum zu kommen und zu erleben, wie er sich erwärmte, während sie selbst bei der Vorbereitung des Tons ins Schwitzen geriet.
Sie zog ihren Mantel, den uralten Pullover mit den ausgefransten Ärmeln und den Selbstgestrickten von ihrer Mutter, der viel zu kurz und
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