Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
ganze Liste von Spielen zusammen und hatte einen Kassettenrecorder und einen ganzen Sack voll Süßigkeiten parat, die die Widerspenstigen bei Laune hielten. Melissa war nicht so umsichtig.
Polly überlegte fieberhaft.
»Wie wär’s mit ›Begriffe raten‹?« kam Sylvia ihrer erleichterten Tochter zu Hilfe.
»O ja«, begeisterte sich Melissa. »Wie geht das?«
Zu dem Zeitpunkt, als alle mit den Regeln vertraut waren und verstanden hatten, daß sie Stichworte geben mußten, die auf einen Begriff hinwiesen, hatte sich Patrick bereits hinter einem Buch verschanzt und machte nicht den Eindruck, als wollte er es in nächster Zeit wieder weglegen.
»Komm schon!« zischte Polly. »Melissa regt sich furchtbar auf, wenn du nicht mitmachst.«
»Wofür hält sie mich?« fragte er. »Für ein kleines Kind?«
»Ja. Aber sie kann nichts dafür – sie weiß es einfach nicht besser. Also sei ein Schatz und finde dich damit ab. Tristan spielt auch mit.«
»Tristan ist ein Schleimscheißer«, sagte Patrick, aber er entwirrte seine unteren Extremitäten und kam umständlich auf die Füße.
»Du darfst dir ein Team aussuchen, Patrick.« Melissa war entschlossen, ihrem Ehrengast nur das Beste zu bieten.
Wie man hätte voraussehen können, war Tristan brillant. Patricks Vorstellung litt erheblich, weil er sich Begriffe und Stichworte aussuchte, die über Zwanzigjährige nicht kennen konnten. Polly machte ihre Sache anständig. Am besten war Sylvia, weil sie stur blieb und so viele verschiedene Hinweise gab, bis alle kapierten, was sie meinte.
»Zeit für eine Stärkung und eine Mannschaftsbesprechung!« rief Sheldon, nachdem jeder einmal dran gewesen war. »Sylvia, Sie sind der Star, was möchten Sie trinken?«
Polly war froh, daß ihre Mutter beim Perrier blieb. Sie selbst hatte bereits zu viel getrunken, um noch fahren zu können, und wollte auch noch nicht aufhören.
Sie rieten noch ein paar Begriffe, dann wurde die Partystimmung flau. Melissa sah Polly an, die im Geiste Bridgets Liste durchging. Topfschlagen, Reise nach Jerusalem und Flüsterpost schieden als ungeeignet aus. Und sie war auch nicht sicher, ob sich ihre Mutter in Schränke quetschen wollte, um Verstecken zu spielen. Blieben noch Scharaden.
»Ich mache keine Scharaden, wenn ich mich nicht dafür verkleiden kann«, erklärte Sheldon, der auch schon mindestens einen Schluck zuviel intus hatte.
»Sei nicht so schwierig, Sheldon«, fauchte Melissa. Der Gedanke, daß alle die Treppe hinaufpolterten und ihren begehbaren Schrank durchwühlten, bereitete ihr eine Gänsehaut.
»Das bin ich gar nicht«, widersprach Sheldon. »Du hast einen Haufen Klamotten, die du nie anziehst.«
»Es ist viel lustiger, wenn man sich verkleidet«, schaltete sich Tristan ein und überschüttete Melissa mit seinem blauäugigen Charme.
»Kostüme! Das ist eine tolle Idee«, sagte sie. »Ich habe ein paar Sachen für das Hospiz herausgesucht, und meine Mutter hat eine riesige Truhe herschaffen lassen, bevor sie ins Seniorenheim gezogen ist. Da sind auch viele Kleider von meiner Großmutter dabei, aber bis jetzt hatte ich noch keine Zeit, mir die Sachen anzusehen. Sie sind im Gästezimmer. Kommt alle mit.«
Sie gingen hinauf und fingen sofort an zu kramen, zerrten Straußenfedern, Pelze und Spitze, wundervolle Petticoats, edle Mäntel und Röcke aus der Truhe.
Polly hätte am liebsten gleich alles mit nach Hause genommen und überlegte, ob Melissa den Zwischenhändler, der den Flohmarkt belieferte, ausschalten würde, wenn sie ihr versicherte, daß sie dem Hospiz eine Geldspende zukommen ließe. Aber sie wollte Melissa nicht mit einer entsprechenden Frage in Verlegenheit bringen.
In Melissas Taschen und Beuteln befand sich eine Menge fragwürdiger Unterwäsche – wahrscheinlich optimistische Weihnachtsgeschenke von Sheldon – und uralte Badeanzüge. Melissa fand das Laura Ashley-Kleid, das sie bei ihrem ersten Rendezvous mit Sheldon getragen hatte, und war beinahe zu Tränen gerührt.
Plötzlich verlangte Tristan Schminke für sein Gesicht und forderte Melissa auf, ihm alte Lippenstifte und den blauen Lidschatten – den sie immer noch benutzte – auszuleihen. Polly machte ihr diskret klar, daß ihr die Farbe ohnehin nicht stand. Sheldon bestand darauf, daß die Gläser seiner Gäste niemals leer wurden, und alle feierten feuchtfröhlich und aufgekratzt – sogar Melissa.
Niemand dachte an die Scharade und die Begriffe, die man ohne Worte darstellen mußte, bis sie nicht
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