Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
Schlaf.
Als sie in der Wanne saß, wurde ihr plötzlich bewußt, daß sie sich auf den Abend bei Melissa freute, und sie fragte sich, woran das liegen mochte. Die Aussicht, Tristan, ihre Mutter und Melissa gleichzeitig ertragen zu müssen, hätte sie normalerweise in tiefste Depressionen gestürzt. Daß sie eine ihrer neuen Kreationen verkauft hatte, konnte ihr auch nicht dieses Gefühl geben, denn sie hatte nicht vor, auch nur einer Menschenseele etwas davon zu erzählen. Also was war es dann?
Ein Geistesblitz der Aufrichtigkeit, der ihr fast so unangenehm war wie ein echter Blitz, verriet ihr, daß sie sich darauf freute, Patrick wiederzusehen. Ein zweiter verriet ihr, warum: Sie vermißte David wie verrückt, und seinen Sohn zu sehen war besser als gar nichts.
Als Polly Tristan die Tür aufmachte, hatte sie ihre Energien zurückgewonnen.
»Hallo, Tristan.« Sie erlaubte ihm, ihre Wange mit seinem Drei-Tage-Bart zu streifen. »Komm und begrüß meine Mutter ... Mutter, das ist Tristan Black, er arbeitet bei einem lokalen Radiosender. Tristan, das ist meine Mutter, Sylvia Cameron. Sie besucht mich für ein paar Tage.«
Polly hatte Tristan nicht persönlich erklärt, daß ihr Mutter sie heute abend begleiten würde, aber sie hatte ihm eine Nachricht unter der Nummer, die er ihr gegeben hatte, hinterlassen. Aus seinem Verhalten Sylvia gegenüber konnte man jedoch nicht schließen, ob er diese Nachricht erhalten hatte oder nicht.
»Pollys Mutter?« Er nahm ihre Hand, und einen Augenblick lang dachte Polly, er würde sie küssen. »Ich würde sagen, Pollys Schwester würde der Sache näher kommen. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«
Sylvia Cameron, die ein entsetzlicher Snob war und sich selbst rühmte, jeden Schwindler auf fünfzig Schritt Entfernung zu erkennen, fühlte sich zutiefst geschmeichelt, als Tristan sie bezaubernd anlächelte. »Ganz meinerseits – äh –, Tristan.«
»Seid ihr beiden hü ...« Ein strenger Blick von Polly verbot ihm, sie als »hübsche Mädels« zu bezeichnen. »Sind Sie beide fertig?«
»Ich hole meinen Mantel.« Sylvia ging hinauf in Pollys Schlafzimmer, das sie während ihres Aufenthalts bewohnte.
»Ich ziehe meinen an«, sagte Polly, die in den letzten drei Nächten auf dem Sofa geschlafen hatte. »Hast du meine Nachricht bekommen, Tristan?«
»Daß deine Mutter uns begleitet? Ja. Sie scheint eine süße alte Krähe zu sein.«
Obwohl Polly eigentlich nichts dabei fand, daß jemand ihre Mutter eine alte Krähe nannte, ärgerte sie sich, daß Tristan es tat.
»Wir fahren mit ihrem Wagen«, informierte sie ihn.
Nach dem letzten Mal ging Polly keinesfalls mehr das Risiko ein, mit Tristan irgendwohin zu fahren, ohne einen eigenen fahrbaren Untersatz parat zu haben, und Sylvia hatte sich freiwillig bereit erklärt, den Chauffeur zu spielen – wahrscheinlich weil Pollys Auto wie eine Müllkippe aussah und Sylvia seiner Zuverlässigkeit nicht traute. Aber wenigstens hatte Polly so einen Freibrief, sich sinnlos zu betrinken, falls ihr danach zumute sein sollte. Oder, was wahrscheinlich eher vorkommen würde, auf der Heimfahrt tief und fest zu schlafen.
»Ich nehme euch sehr gern in meinem Wagen mit. Platz ist genug.«
»Zweifellos, aber da meine Mutter mitkommt, ist es mir lieber, wir haben unser eigenes Transportmittel mit.«
Tristan war beleidigt. »Polly! Letztes Mal, das war ein einmaliger Ausrutscher, ehrlich. So was tue ich dir nie wieder an.«
»Nein, Tristan, das bestimmt nicht. Offen gesagt, ich denke, wir sollten uns nach dem heutigen Abend nicht mehr sehen. Wir haben nicht gerade viel gemeinsam.«
»Aber, Polly – zwischen uns schwingt eine unglaubliche sexuelle Energie. Das kannst du doch nicht einfach ignorieren!«
»Ich kann. Ich sage das nicht gern, aber eigentlich habe ich diese spezielle Energie noch nicht einmal bemerkt. Du bist ein ausgesprochen gutaussehender Junge, und ich habe mich geschmeichelt gefühlt, daß du dich für mich interessierst, trotzdem ist es besser, wenn wir die Sache beenden.«
Tristan wippte auf den Absätzen, während er überlegte, welchen Kurs er jetzt einschlagen sollte. Er beschloß, den Coolen zu spielen – jede andere Reaktion hätte ihn unter Umständen der Möglichkeit beraubt, Melissas Traumhaus zu sehen. »Immerhin bist du fair. Es ist nett von dir, daß du mich mit zu Melissa nimmst. Ich war noch nie in einem dieser Häuser.«
Polly konnte sich nur schwer zurückhalten, ihm den Kopf zu tätscheln und ihm zu sagen,
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