Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
Bestseller zu fünfzig Pennies das Stück ausgraben konnte.
Doch noch bewahrte Polly Ruhe – sie war einfach nur dankbar, daß sie endlich wieder allein sein konnte –, und es genügte, wenn das Unheil, das die Ordnungsliebe ihrer Mutter unweigerlich heraufbeschwören würde, am Monatsende mit aller Macht über sie hereinbrach.
Polly legte ein Holzscheit ins Feuer, gönnte sich ein Glas Sherry und machte es sich auf dem Sofa gemütlich. Ausnahmsweise klammerte sich Selina nicht an sie um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, sondern rollte sich auf einem Kissen zusammen und verteilte im Schlaf Flohnissen auf dem Samt. »Es ist der reinste Luxus, allein zu leben«, sagte Polly laut und erinnerte sich an den Spruch: »Gäste sind wie Fische, nach drei Tagen fangen sie an zu stinken.«
Sie nahm ein so heißes Bad, daß ihr fast schwarz vor Augen wurde, als sie aus der Wanne stieg. Dann zog sie dicke Socken, ihr Nachthemd und den Morgenrock an und arrangierte die Sofakissen so, wie es am bequemsten war. Sie hatte gerade ihr Buch aufgespürt, das sie aufgeschlagen mit dem Gesicht nach unten liegen gelassen, ihr Mutter jedoch umsichtig in eins der Regale geräumt hatte, und sich in die richtige Leseposition gewühlt, als jemand an die Haustür klopfte.
Polly hätte es um ein Haar ignoriert, aber als das Klopfen erneut ertönte, erhob sie sich ächzend. Vermutlich wollte sich ihre Nachbarin nur ein bißchen Milch ausborgen, aber trotzdem legte Polly vorsichtshalber die Kette vor, ehe sie die Tür einen Spalt öffnete. Es war David.
»Hallo, Polly. Darf ich reinkommen?«
Sie schluckte. »Ich bin nicht angezogen ...« Außerdem war ihr Gesicht von dem heißen Bad knallrot und ungeschminkt.
»Wir müssen reden.«
»Miteinander?«
»Was sonst?«
Widerstrebend löste sie die Kette. Wenigstens war das Haus aufgeräumt. Obwohl er höflich gefragt hatte, ob er hereinkommen dürfe, hatte er so entschlossen geklungen, daß er sich ohnehin Zugang verschafft hätte. Die Kette war lediglich ein Alibi, und wenn er der Tür nur einen mittelschweren Tritt versetzt hätte, wäre sie aus der Verankerung gesprungen.
Polly war zwar bereits fürs Bett zurecht gemacht, aber vom Hals bis zu den Zehenspitzen züchtig bedeckt. Ihr Flanellnachthemd war hochgeschlossen und der Morgenrock fest zugeschnürt. Eine weniger verführerische Gestalt hatte sich wohl nur selten vor einem Mann blicken lassen, dennoch zog sie die Enden des Morgenrocks am Hals fest zusammen, als sie die Tür ganz aufmachte.
Es regnete, und Davids Haar und Schultern waren naß. Die Nachtluft strömte mit ihm herein, und plötzlich schien Pollys Wohnzimmer auf die Größe eines Puppenhauses zusammenzuschrumpfen.
Sie selbst kam sich auch vor, als würde sie immer kleiner. Sie wußte, daß David sehr viel größer war als sie, aber wenn sie keine Schuhe trug, erschien er ihr wie ein Riese.
Das machte sie nervös. »Ich gehe nach oben und ziehe mir etwas an.«
Sein Blick huschte von ihrem Kopf bis zu den Füßen und erfaßte das dicke Flanell und die Wollsocken. »Du siehst hochanständig aus.«
Anständig, ja. Aber Polly würde sich wohler fühlen, wenn sie wenigstens eine Unterhose anhatte. »Ich bin gleich wieder da.«
Sie floh die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer und fand ihre Unterwäsche. Aber was noch? Sollte sie sich richtig anziehen, Make-up auflegen und hoffen, daß er ihr rot glänzendes Gesicht von vorhin vergessen konnte? Oder würde das zu offensichtlich darauf hinweisen, wieviel es ihr ausmachte, wenn er sie in einem so unvorteilhaften Zustand überraschte? Sie schloß einen Kompromiß, tupfte sich ein bißchen Puder auf die Wangen, fuhr mit der Maskara über ihre Wimpern und zog die Bürste ein paarmal durch ihr Haar, aber sie entschied sich gegen Kleider. Es würde Ewigkeiten dauern, bis sie eine Wahl getroffen hätte,. und David könnte zudem glauben, sie traue ihm nicht über den Weg. Und es war fast enttäuschend, doch sie mußte zugeben, daß sie ihm trotz der Schauder, die ihr sein plötzliches Erscheinen über den Rücken gejagt hatte, tatsächlich vertraute.
Polly wagte sich bis zum oberen Treppenabsatz und betrachtete von dort aus die große Gestalt, die anscheinend mitten in ihrem Wohnzimmer Wurzeln geschlagen hatte und starr wie eine Nelson-Statue im Park dastand. Vor ihrer grauenvollen Dinnerparty hatte sie die Möbel herumgeschoben und alles, was nicht unbedingt nötig gewesen war, hinausgeschafft, um das Zimmer so praktisch und geräumig
Weitere Kostenlose Bücher