Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
mich bei einer Umarmung mit einer anderen Frau überrascht hättest?«
»Ich habe kein Recht.«
»Wir sprechen nicht über ›Rechte‹, ich frage dich nach deinen Gefühlen . Denk mal darüber nach.«
Polly brauchte nicht lange nachzudenken und versuchte, genauso aufrichtig zu sein wie er. »Ich wäre verletzt gewesen.«
»Verletzt? Ist das alles? Du wärst nicht wütend geworden? Hättest du dich nicht betrogen gefühlt? Als würde dir jemand etwas wegnehmen, was dir gehört?«
In diesem Moment öffnete Selina, irritiert von den Geräuschen, die Augen und sah David so verächtlich an, daß er lachen mußte.
»Das ist eine dramatische Art, es darzustellen«, fuhr er fort. »Ich möchte wetten, du sagst gleich, daß wir beide freie Menschen sind und keiner Anspruch auf den anderen erheben kann. Aber ich fühle eben so.«
»David –« Polly spürte, daß ihr die Luft wegblieb. Ihr Herz hämmerte, als hätte ihr jemand Todesängste eingejagt.
»Was ich in meiner extrem ungeschickten Art ausdrücken will, ist: Ich habe dich sehr gern, und ich möchte das Recht haben, jedem Mann die Nase blutig zu schlagen, der dir einen zweideutigen Blick zuwirft oder dich an den falschen Stellen anfaßt.« Er lächelte schief. »Ich sage nicht, daß ich das tun würde, ich möchte nur das Gefühl haben, daß ich es darf. Ich möchte dich in die Arme heben und mit nach Hause nehmen dürfen ...« Er stieß mit dem Schenkel an den Tisch. »Am liebsten jetzt sofort. Dieses Haus ist so verdammt klein !«
Polly protestierte erstickt.
David sah sie reumütig und um Entschuldigung heischend an.
»Tut mir leid, ich wollte nicht so rüde sein. Es ist ein bezauberndes Haus – genau richtig für eine Person.«
Polly mußte ihm recht geben, wenn sie sah, daß er wie ein Tiger im Käfig eineinhalb Schritte vorging, umdrehte und wieder eineinhalb Schritte zurückging.
»Ich weiß, was du meinst. Es ist ideal für eine einzelne Frau, aber es wäre zu klein für ein Paar.«
Er hockte sich auf die Armlehne seines Sessels und schwang mit dem Fuß auf und ab. »Mein Haus andererseits ist viel zu groß für einen einzelnen Mann und zwei Söhne, die dabei sind, flügge zu werden.«
Polly nickte. »Vielleicht solltest du es verkaufen.«
»Ich kann es nicht verkaufen. Es ist das Haus der Familie, und ich muß es für meine Söhne erhalten. Die beste Lösung wäre, wenn noch jemand einziehen würde.«
»Ich glaube nicht, daß eine Person mehr oder weniger in einem so großen Haus einen wesentlichen Unterschied macht. Es könnte eine kleine Schulklasse beherbergen – mindestens.«
»Polly, stellst du dich absichtlich so begriffsstutzig? Hast du mir überhaupt richtig zugehört?«
Sie befeuchtete ihre Lippen. »Ich habe zugehört, aber ich bin nicht sicher, ob ich dich nicht mißverstanden habe, und weiß deshalb auch nicht, wie ich reagieren soll.«
Er seufzte. »Ich hätte mich deutlicher ausgedrückt, aber da ich dich kenne, mußte ich befürchten, daß du entweder davonläufst oder in Tränen ausbrichst. Weinst du immer so viel nach einer Liebesnacht?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Warum hat du so sehr geweint?«
Sie schüttelte stumm den Kopf, weil sie fürchtete, gleich wieder losheulen zu müssen.
Er erkannte ihre Verfassung. »Du hast wirklich ungewöhnlich nah ans Wasser gebaut.«
Polly räusperte sich. »Wenigstens werde ich nicht an einem Herzanfall sterben. Menschen, die ihre Gefühle zum Ausdruck bringen, sind viel gesünder als die, die sich verschließen.«
Ihr Blick verriet, daß sie ihn für einen chronischen Gefühleunterdrücker hielt.
Er lachte zärtlich wie damals in der Nacht, in der sie sich geliebt hatten. »Ich habe nichts dagegen, daß du weinst, es ist nur so schwer, dir dabei zuzusehen, ohne dich in die Arme zu nehmen. Und das würde gerade jetzt mein Anliegen überschatten.«
»Was für ein Anliegen?«
»Versprichst du, nicht zu weinen?«
Sie murmelte eine Zustimmung.
»Also gut. Dies ist kein Antrag, sondern eine reine Feststellung: Ich möchte dich heiraten.«
Kapitel 21
D er Gedanke war so widersinnig, daß ihr kein bißchen nach Weinen zumute war. Es war eine Szene aus einem historischen Kitschroman – und deswegen sollte sie hysterisch werden? Eine Zweckehe zwischen einer temperamentvollen, verarmten Heldin und einem verruchten, gutaussehenden Helden, damit der Held einen Erben für seine riesigen Besitztümer und sein enormes Vermögen bekommt. Polly unterdrückte ein Kichern.
»Warum?
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