Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
offenbar wieder verfangen und verschaffte Polly so viel Zeit, in ihr Auto zu springen und den Motor zu starten.
Jemand lief die Außentreppe hinunter, als sie mit Vollgas zurücksetzte. Sie schaltete die Scheinwerfer ein und raste die Einfahrt hinunter. Der Kies spritzte nach allen Seiten von den Reifen.
»Melissa wird nie wieder ein Wort mit mir reden.« Ein kleiner Pflanztrog fiel um, als sie eine Kurve zu schnell nahm. »Und das ist auch verdammt gut so.« Sie kam auf die Straße und fing an zu lachen.
Kapitel 3
A lso, Bridget, erinnere mich gelegentlich daran, daß ich mich nie wieder im Schutz der Dunkelheit aus dem Staub mache. Eine Blaskapelle mit Tambourmajorin wäre wesentlich unauffälliger gewesen als ich.« Polly beendete ihre Schilderung vom Fiasko des Samstagabends und klaubte die Krautreste von der Reibe.
»Na ja, wenigstens brauchst du dir jetzt um eine Gegeneinladung keine Gedanken mehr zu machen.« Bridget holte ein Blech mit perfekt aufgegangenen, goldbraunen Hefebrötchen aus dem Ofen und stellte es zum Abkühlen auf die Gefriertruhe. Als Chefköchin des Vollwertkostladens und –cafés war sie für die meisten der warmen Gerichte, die serviert wurden, verantwortlich. Außerdem belieferte sie andere Vollwertkostgeschäfte mit Quiche, selbstgemachten Suppen und tiefgefrorenen Mahlzeiten.
Sie erledigte ihre umfangreiche Arbeit mit einer unerschütterlichen Effizienz, die einen bei jedem anderen Menschen zur Raserei getrieben hätte. Bridget selbst war bemerkenswert unkritisch. Ab und zu waren auch die anderen mit Kochen dran, aber Bridget hätte nie erwartet, daß jemand anderes so viel in so kurzer Zeit leistete wie sie. Sie beseitigte ohne Aufhebens Unordnung, merzte Fehler aus und machte jeden glücklich. Für alle war dies nur ein Teilzeitjob, aber Bridget arbeitete vier Tage die Woche, und ohne sie wäre der ganze Laden auseinandergebrochen.
Sie war klein und zierlich, hatte kurzes, dunkles Haar und war erstaunlich vital. Obwohl sie hin und wieder eingestand, daß sie müde war – nach neun Stunden auf den Beinen –, trat sie niemals kürzer, und sie wäre nie auf die Idee gekommen, den Abwasch und das Saubermachen auch nur einmal auf den nächsten Tag zu verschieben. Sie war sechs Jahre älter als Polly und ihre beste Freundin. Jeden Montagmorgen erzählten sie sich haarklein, was sie am Wochenende erlebt hatten.
Polly kippte Mayonnaise in die Schüssel mit den Karottenstiften und dem geriebenen Kraut. »Das nicht, aber dafür muß ich wohl ein Heim für ein halbes Dutzend Bastardkätzchen finden.«
Sie hatte Melissa eine besonders hübsche Bedanke-mich-und-Tut-mir-leid-wegen-des-Durcheinanders-Karte geschickt, die sie mit viel Mühe gebastelt hatte, aber sie bezweifelte, ob diese Geste die beabsichtigte Wirkung erzielte. Schon in der Schulzeit hätte Polly ein wesentlich leichteres Leben gehabt, wenn Melissa auch nur einen Funken Humor gehabt hätte. Trübsinnig tauchte Polly ihre Hände in die Schüssel. Die Mayonnaise war eisigkalt. »Und wie war dein Wochenende?«
Bridget schob resolut ein Blech mit gefrorenen Baguettes in den Ofen. »Ganz gut. Man hat mich angerufen und gebeten, nächste Woche bei einer Versprechen-Auktion mitzuhelfen und dafür zu sorgen, daß mit den Speisen und Getränken alles klappt. Es ist ein bißchen kurzfristig, aber ich habe trotzdem zugesagt.«
»Du bist zu gutherzig«, meinte Polly. »Ich habe noch nie erlebt, daß du mal nein sagst.«
»Na ja ... Am Samstag war Flohmarkt in der Schule, und am Sonntag waren wir bei Alans Mutter.« Bridget wechselte das Thema, um sich eine Gardinenpredigt darüber zu ersparen, daß sie sich ausnutzen ließ.
»Ein Flohmarkt! Und du hast zugelassen, daß ich so was versäume?«
»Ich habe das nicht zugelassen. Dir ging es nicht gut, und du mußtest dich für den großen Abend ausruhen, schon vergessen?« Bridget nahm ein Messer und zerkleinerte eine Zwiebel mit ein paar Längsschnitten und rasendschnellen, hämmernden Bewegungen auf die Größe von grobkörnigem Salz. Karotten und Kraut quollen Polly durch die Finger, während sie sich bis zum Boden der Schüssel vorarbeitete. »Schon gut. Wie war Alans Mutter?«
»Mütterlich.« Die zweite Zwiebel erlitt dasselbe Schicksal wie die erste.
»Und wie geht’s Alan?«
»Prima.« Bridget unterbrach für einen Moment ihr Hackwerk, und ihr Lächeln nahm die verträumte Zufriedenheit einer Frau an, die eine schöne Liebesnacht erlebt hatte.
Polly seufzte.
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