Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
sich schwer auf Bridgets und Pollys Gemüt.
»... alles begann, als Sharon fünfzehn war ...«
Beth, der man auf keinen Fall Sentimentalität nachsagen konnte und der all die toten Babies, kranken Ehemänner und Väter, die starben, ohne je erfahren zu haben, daß sie geliebt wurden, vollkommen gleichgültig waren, riß die Klappe der Spülmaschine auf. Kurzerhand zogen Polly und Bridget den Stecker der Spülmaschine heraus und verbanden Beth den Mund mit einem Geschirrtuch. Sie ließen sich viel von Beth bieten, aber wehe, sie störte sie bei ihrer Lieblingssendung. Die war ihnen heilig.
»Ich werde in deinem Namen an den Sender schreiben, Poll«, verkündete Beth, nachdem sie sich von dem Geschirrtuch befreit hatte, »wenn du endlich einen Mann abbekommst.«
»Ich will keinen Mann. Mir geht’s prima so, wie es ist«, beharrte Polly. »Hilf mir lieber mit diesen Eiern.«
»Na, dann wenigstens einen Lover«, nahm Beth zehn Minuten später den Faden wieder auf, als sich Polly und Bridget die Tränen aus den Augen gewischt hatten und in der Küche wieder die normale Geschäftigkeit herrschte. »Als Kuscheltier – nur für den Sex.«
»Beth –«, begann Polly und ahmte Bridgets feierliche Miene nach, »Sex ist ein heiliger Ausdruck der Liebe zwischen Mann und Frau, die ...«
»Sonst wirst du wunderlich – noch wunderlicher als du sowieso schon bist.«
»Unsinn.« Polly war kein bißchen beleidigt. »Menschen, die in sexueller Hinsicht abstinent leben, sind viel kreativer als andere.«
»Woher hast du denn diese gequirlte Scheiße?« Beth nannte die Dinge gern beim Namen.
»Das hab ich irgendwo gelesen. Eine berühmte medizinische Journalistin hat einen Artikel darüber geschrieben, daß sie und ihr Mann beschlossen haben, ein sexloses Leben zu führen, um ihre kreativen Energien auf andere Dinge richten zu können.«
Beth schürzte die Lippen, und ihre Augen wurden schmal.
»Weißt du, Polly, ich mache mir wirklich Sorgen um dich.«
»... und es ist eine allgemein bekannte Tatsache, daß Nonnen selten, wenn überhaupt, an Bluthochdruck leiden.«
»Blödsinn!«
»Die Ursache dafür könnte sein, daß sie den ganzen Tag beten«, warf Bridget ein. »Das viele Beten wirkt sehr besänftigend.«
»Wie auch immer –« Polly wußte, daß man sie in eine Ecke gedrängt hatte, aus der sie mit echten Argumenten nicht mehr entkommen konnte. »Ich kann prima ohne Sex leben.«
»Das ist Ansichtssache.« Beth schälte ein Ei, als sich die Glocke im Café meldete. »Sex macht ’ne Menge Spaß.« Sie steckte die Eierschale unter Pollys Schürzenlatz und lief los, um die Kunden zu bedienen.
Polly fischte ohne Groll die Eierschale aus der Schürze. Sie sparte sich ihre Genugtuung für den Zeitpunkt auf, an dem sich Beth mit dem Kopf zuerst im rotierenden Abfalleimer wiederfand.
»Beth hat recht, weißt du. Sex gehört einfach zum gesunden Leben«, erklärte Bridget.
»Und was ist mit den Nonnen?« quietschte Polly protestierend.
»Du bist keine Nonne.«
»Ich weiß, aber ich bin rundum glücklich. Ich brauche keinen Mann, um mich vollständig zu fühlen. Ich habe mein Zuhause ...«
»Gemietet.«
»Meinen Job ...«
»Einen Teilzeitjob und unterbezahlt.«
»Meine Töpferei ...«
»Auch Teilzeit und gar nicht bezahlt.«
»Meinen Garten ...«
»Auf der Nordseite und ganz schön abschüssig.«
»Und ein erfülltes und anregendes Gesellschaftsleben ...«
»Mit Frauen, Paaren oder Männern, die nach einem Mutterersatz suchen.«
»Ganz genau.« Polly nützte Bridgets Lapsus schamlos aus und stürzte sich wie ein Raubvogel darauf. »Und ich habe nicht die geringste Lust, die Mutter von irgendeinem Mann zu sein – genau deshalb bleibe ich allein.«
Bridget holte ein Blech mit kleinen Quiches aus dem Backrohr. »Aber wärst du nicht gern die Mutter eines Babys ?«
»Na ja, eigentlich schon.« Polly viertelte ein Ei und legte es zu den anderen Vierteln. »Manchmal denke ich, es wäre ganz schön, ein Baby zu haben. Aber es ist sehr selbstsüchtig, sich Kinder zu wünschen.«
Falls sie gehofft hatte, Bridget ließe sie jetzt vom Haken, erlebte sie eine Enttäuschung.
»Ich meine, in was für eine Welt werden sie geboren?« setzte Polly rasch hinzu. »Sie werden nicht gefragt, ob sie auf diese Welt kommen wollen. Der Kinderwunsch ist nichts anderes als das primitive Verlangen, die eigenen Gene weiterzugeben. Und eine alleinstehende Frau ...«
»Du könntest ja zuerst heiraten.«
»... eine alleinstehende
Weitere Kostenlose Bücher