Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
gestellt. »Ach ja, der ... Na ja, ich habe ihn kennengelernt. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was Melissa auf die Idee gebracht hat, wir könnten irgendwie zusammenpassen.«
»Wie war er?«
Polly spülte ihre Schüssel und trocknete sie ab, dabei überlegte sie, wie sie am besten dieses Musterbeispiel eines englischen Gentleman mit einem Satz beschreiben konnte.
»Meine Mutter wäre begeistert von ihm.«
»Warum?« hakte Bridget nach. Da sie selbst Mutter war, brachte sie der von Polly eine Menge Sympathien entgegen.
»Er hat einen ordentlichen Haarschnitt und ist finanziell überlebensfähig. Er ist Weinhändler – der Traum einer jeden Schwiegermutter, besonders einer, die einen guten Amontadillo zu schätzen weiß.«
Beth schlug die Klappe der Spülmaschine zu und schaltete sie ein. »Und gefällt er dir?«
»Ich kenne ihn kaum.«
»So? Aber du wirst doch wissen, ob er dir gefällt.« Beth konnte nicht begreifen, warum es Polly so schwerfiel, diese einfache Frage zu beantworten. Sie verstand sehr gut, daß Polly unbedingt Single bleiben wollte – warum ein Buch kaufen, wenn man sich in einer Bibliothek bedienen konnte? –, aber daß sie sich weigerte, mit ihren männlichen Freunden zu schlafen, ging über ihren Horizont.
Polly dachte angestrengt nach. »Wenn ich jemanden nicht kenne, kann ich unmöglich sagen, ob er mir gefällt oder nicht, Beth. Aber wenn ich mit jemandem schlafen müßte, dann könnte ich es wohl mit ihm schaffen, ohne laut zu schreien.«
»Man kann wirklich auf die Idee kommen, daß du noch Jungfrau bist, so wie du daherredest.« Beth bearbeitete verächtlich Messer und Gabeln mit einem Geschirrtuch.
»Wenn ich noch Jungfrau wäre, dann wär ich schärfer auf Sex. Ich würde nicht wissen, was für eine Pleite das Ganze ist – entweder ekelhaft oder langweilig.« Nachdem Polly diese Provokation von sich gegeben hatte, putzte sie die Champignons.
Bridget hatte schon längst aufgehört, Polly klarmachen zu wollen, daß Sex mit dem richtigen Mann eine wundervoller und bedeutsamer Ausdruck von Liebe war, und fuhr ungerührt fort, ihre Quiche zuzubereiten. Aber Beth verpaßte nie eine Gelegenheit, Polly den Kopf zurechtzusetzen, und Sex war ihr Lieblingsthema.
»Du hast einfach nicht genug Übung. Wenn du erst mal mit ein paar Kerlen im Bett warst, merkst du selbst, daß du immer besser wirst.«
Das hatten sie schon öfter durchgekaut. »Aber, Beth«, erwiderte Polly geduldig, »ich könnte nie mit jemandem schlafen, den ich nicht mag, und mit jemandem, den ich mag, könnte ich nicht schlafen, nur um mehr Übung zu bekommen. Das wäre nicht richtig.«
»Du bist bald jenseits von Gut und Böse und hast nie einen Orgasmus gehabt«, versetzte Beth schonungslos. »Darüber solltest du mal nachdenken.«
»Quatsch!« mischte sich Beth ein. »Polly nähert sich erst dem Gipfel ihrer Sexualität!«
Polly war keineswegs dankbar für Bridgets Hilfestellung. Aber Bridget schwärmte oft davon, um wie viel schöner und lustiger das Leben wurde, sobald die Kinder größer und nicht mehr so anstrengend waren – sie wünschte sich, daß alle Leute das Älterwerden als positive Erfahrung verbuchten.
Polly machte es nichts aus, älter zu werden, aber der Gedanke, daß sie plötzlich sexuell aktiv werden sollte, gefiel ihr ganz und gar nicht.
Wieso sollte sie etwas auf sich nehmen, ohne das sie vollkommen glücklich leben konnte? Doch es würde ihr nie gelingen, Beth oder Bridget davon zu überzeugen, und ein Montagmorgen war bestimmt nicht geeignet, dieses oft vorgebrachte Argument zu wiederholen. Polly stellte das Radio an.
»Zeit für unsere Sendung, Mädels. Und ich möchte nicht, daß jemand dazwischenquatscht, Beth.« Polly zerrte einen riesige Schüssel mit gekochten Eiern aus dem Fach unter ihrer Arbeitsplatte. »Ich muß fünfundsechzig Eier pellen, und das überstehe ich nur, wenn ich eine schöne, traurige Geschichte dabei höre.«
»Ihr beide seid die einzigen, die Rotz und Wasser bei dem Blödsinn heulen«, maulte Beth.
»Halt die Klappe!« kreischten Polly und Bridget wie aus einem Mund.
Beth verdrehte die Augen und trat den Rückzug zum Spülbecken an.
Der Radiosprecher erklärte mit verständnisvoller und mitleidiger Stimme, welches Schicksal in der heutigen Sendung zur Sprache kommen würde.
»Ich verändere die Namen – nicht weil sich die Betroffenen schämen ...« Im Hintergrund dudelte die Titelmelodie von dem Film Romeo und Julia und legte
Weitere Kostenlose Bücher