Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
Stimmen im Flur und schlich bis zum Treppengeländer. Sie hoffte inständig, daß David Mark nur die Ohrringe in die Hand drücken würde und sie unsichtbar bleiben konnte, bis die Haustür hinter ihm ins Schloß fiel. Aber nein. Mark führte David herein und bat ihn mit einer Nonchalance, die Bridget stolz gemacht hätte, den Mantel abzulegen. Wenn Polly nicht schnellstens eingriff, würde Mark seine Gastgeberpflichten noch zu weit treiben und David womöglich eine Schüssel Cornflakes anbieten. Polly beschloß, Mark nie wieder Geld zu leihen, und rannte die Treppe hinunter. Auf der Schwelle zur Küche traf sie auf das ungleiche Paar.
»Hallo«, grüßte sie in wenig atemlos und nannte absichtlich nicht seinen Namen. »Es ist wirklich nett von Ihnen, daß sie mir meine Ohrringe herbringen.« Sie brachte ein ausdrucksloses Lächeln zustande. Sie wollte ihn dazu bringen, sie ihr sofort zu geben und wieder zu verschwinden.
Er tat nichts dergleichen. Polly wich ein paar Schritte zurück, um ihn in den Flur zurückzuziehen – ihren Vorsatz, sich reserviert und lässig zu verhalten, hatte sie vollkommen vergessen. Wie zwei Schafe, die es plötzlich mit einem Welpen statt einem ausgewachsenen Hirtenhund zu tun hatten, starrten Mark und David sie verständnislos an und rührten sich nicht vom Fleck.
»Dürfen wir Ihnen einen Kaffee anbieten?« fragte Mark. Für einen Vierzehnjährigen mit rasiertem Schädel war er bemerkenswert höflich. Und er hatte gerade die Chance auf ein Geburtstagsgeschenk verwirkt.
»Na ja ...« David zog fragend die Augenbraue hoch und wartete darauf, daß Polly die Einladung bestätigte.
Sie zauberte ein gemäßigtes Willkommenslächeln auf ihr Gesicht. »Ja, trinken wir eine Tasse Kaffee zusammen. Mark –« sie konnte die kleine Nervensäge wenigstens dazu zwingen, sich in ihrem Sinne ein wenig nützlich zu machen – »du könntest David ins Wohnzimmer führen und ihm Gesellschaft leisten, während ich den Kaffee koche.«
»Eigentlich müßte ich meine Hausaufgaben machen«, gab Mark zu bedenken. Er nickte David zu, strahlte Polly an und trollte sich.
Polly winkte David in die Küche und zum Tisch, wo sie ihm einen Platz anbot. Mit einer derartigen Entwicklung hatte sie nicht gerechnet. Ein knappes, kühles »Danke« an der Haustür, nachdem er ihr diese verdammten Ohrringe überreicht hatte, hätte schon eher ihren Vorstellungen entsprochen. Aber jetzt war er schon einmal da, und sie wollte nicht, daß er vor ihren Füßen herumlief.
Sie zog in Erwägung, die Weinflasche, die sie mitgebracht hatte, zu öffnen. Ein bißchen Alkohol könnte hilfreich sein, und Kaffee übte immer eine unerfreuliche Wirkung auf ihre Blase aus. Aber dieser Mann handelte mit Wein, und der billigste, der in Tescos Regalen zu finden war, würde seine Geschmacksnerven womöglich empfindlich schädigen.
Also durchsuchte sie Bridgets Küchenschränke nach Kaffeebohnen. Da sie selbst nicht unbedingt eine Kaffeeliebhaberin war, dauerte es eine Weile, bis sie sie schließlich im Kühlschrank aufspürte.
»Was führt Sie in diesen Teil der Welt?« erkundigte sie sich, während sie die Bohnen in die elektrische Kaffeemühle schüttete. Gleich darauf wünschte sie, sie hätte den Mund gehalten. Jetzt mußte sie seine Antwort abwarten, bevor sie die Mühle anstellen konnte. Zum Glück faßte er sich kurz.
»Ich mußte Wein an Bekannte liefern.« Er schlug die mit Cordsamt bekleideten, langen Beine übereinander und lehnte sich zurück, um zuzusehen, wie Polly in der Küche herumhantierte.
Sie mahlte die Bohnen und suchte nach der Kaffeemaschine. Sie wußte, daß eine vorhanden war, aber wo? Sie kannte sich in Bridgets Küche beinahe so gut aus wie in ihrer eigenen, aber ihr Gast, der die Ruhe des Felsens von Gibraltar ausstrahlte, machte sie so nervös, daß sie vergaß, wo was stand. Und Alan, der Perfektionist, hatte offenbar die neueste Kaffeemaschine, die es auf dem Markt gab, erstanden. Das Ding sah lächerlich kompliziert aus. Zu Hause benutzte Polly, wenn sie jemals Kaffee kochte, eine Emailkanne, löffelte Kaffeepulver hinein und ließ es mit dem Wasser aufkochen – das funktionierte prima. Zu guter Letzt fand Polly einen Filter und die dazu passenden Tüten, damit konnte sie umgehen.
Sie warf David kurze, verstohlene Blicke zu, während sie das kochende Wasser aufgoß. Er trug einen flaschengrünen Kaschmirpullover (Polly war überzeugt, daß es Kaschmir war), für den sie liebend gern gestorben wäre.
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