Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
Meinung, daß jeder in der Schule unglücklich war, daß das jedoch noch lange kein Grund sein durfte, sich aus der Verantwortung zu stehlen.
»Er hatte kein Recht, Ihnen zur Last zu fallen. Er würde gut daran tun, sich von schlechter Gesellschaft fernzuhalten und fleißig zu lernen.«
»Seien Sie nicht zu streng mit ihm. Ich finde, er ist ein sehr netter Junge.«
»Wirklich?« Davids Miene wurde noch eisiger. »Na, dann sind Sie die erste, die ihn so beurteilt. Wie gesagt, Sie sind sehr freundlich.« Obwohl er ein halbes Lächeln in seinen Granit gewordenen Mißmut zwang, klang der letzte Satz wie eine scharfe Kritik.
»Ich habe nur getan, was jeder andere auch gemacht hätte.«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf, und sein Lächeln schien seine Mundwinkel nach oben zu krempeln – das Widerstreben machte dieses Lächeln überraschend attraktiv. »Jeder andere hätte einen ungeheuerlichen Skandal daraus gemacht.«
»Ehrlich ...« Ihr Herz flog dem einsamen, altmodischen Vater zu, der mit einem rebellischen, heißgeliebten Sohn fertigwerden mußte.
Aber er gab ihr keine Gelegenheit, ihrem Mitgefühl Ausdruck zu verleihen. »Ich gehe jetzt besser. Vielen Dank für den Kaffee.«
An der Haustür, nachdem Polly seinen Mantel an der Garderobe gefunden und er sich hineingezwängt hatte, faßte er in die Tasche und beförderte ein in Papiertücher gewickeltes Päckchen zutage.
»Ihre Ohrringe«, sagte er.
»Vielen Dank«, erwiderte Polly und nahm sie an sich. »Sie sind nur aus Glas, wissen Sie. Sie hätten sich wirklich keine solchen Umstände zu machen brauchen. Auf den Trödelmärkten gibt es eine Menge von diesen Dingern.« Sie bedachte ihn mit einem herzlichen Lächeln und schloß die Tür hinter ihm.
Kapitel 8
S ie verriet Beth und Bridget am folgenden Montag nichts von ihrem neuen Vorhaben. Bridget horchte sie gründlich aus und hatte mit Hilfe ihrer Kinder mehr über David herausgefunden, als selbst Polly wußte. Und Polly wollte keine weiteren Predigten riskieren, deshalb sagte sie lieber nichts über ihren Entschluß.
Am Abend wollte sie zu einer privaten Ausstellung zu den Gloucester Docks gehen. Sie hätte die schon lange getroffene Verabredung beinahe vergessen, aber dies war eine gute Gelegenheit, bei der man Leute kennenlernen konnte, und Polly wollte ja die eingetretenen Pfade verlassen. Wenn es auch kein spannender Abend werden würde, war es zumindest ein Anfang.
Sie hatte keine Lust mehr, sich anzuhören, wie ihr Bridget die Liste der in Frage kommenden Junggesellen vorbetete oder Beth ihr erzählte, welcher Mann es ihr im Bett toll besorgen könnte. Sie konnte ihr gesellschaftliches Leben selbst gestalten, vielen Dank.
Die drei Frauen hatten alle Hände voll zu tun, den mühsamen Start in die neue Woche zu vollziehen, aber dieser Montag wurde erhellt durch Beths Ankündigung, daß der tolle Hecht von neulich wieder im Café saß.
»Du solltest dir so einen angeln, Polly. Er hat einen knackigen Hintern, und die Lederjacke ist wirklich sexy. Na ja, seine Haare sind vielleicht ein bißchen zu lang ...«
»Warum machst du dich nicht selbst an ihn ran, wenn du ihn so scharf findest?« wollte Polly wissen.
»Rob würde mich umbringen. Und außerdem ist er zu alt für mich.«
»Du meinst, er rasiert sich tatsächlich?« Polly viertelte einen Krautkopf. »Mann, ist ja toll!«
»Nein, ich meine wirklich sein Alter. Natürlich ist er nicht ganz so alt wie du.« Beth bugsierte ein paar gebrauchte Teebeutel in den Abfalleimer. »Er hat keine Krücken gebraucht, als er hereinkam.«
Bridget, die ihn beim letztenmal nicht gesehen hatte, nutzte die Gelegenheit, als sie Eier von oben aus dem Lagerraum holte. Ein paar Minuten später kam sie wieder in die Küche.
»Ich schätze, er ist ungefähr fünfundzwanzig, Polly. Seine Haare sind zu lang, und er sieht umwerfend aus. Aber –« sie stellte, die aufgetürmten Eierschachteln vorsichtig auf ihrer Arbeitsplatte ab –, »wage es bloß nicht, mit dem was anzufangen. Er ist gefährlich.«
»Und zu jung«, ergänzte Polly, als sie auf den Schalter der elektrischen Reibe schlug – sie war gottfroh, daß sie nichts über ihren Sinneswandel hatte verlauten lassen.
Beth war kurz außer Haus, um fünf Pfund Karotten zu kaufen, als die Glocke im Café läutete. Polly, die gerade im Curryreis matschte, war froh, daß sie das Paprikaschneiden noch ein wenig hinauszögern konnte.
»Komme gleich«, rief sie und wischte ihre verschmierten Hände an einem
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