Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
professionelle Töpferin?«
Er hatte die richtige Frage gestellt und nicht das gräßliche Wort ›Hobby‹ benutzt. Er war eigentlich ziemlich nett. »Na ja, ich nehme das Töpfern sehr ernst, aber ich verdiene mir nicht meinen Lebensunterhalt damit, deswegen kann man mich wohl kaum professionell nennen. Aber als Amateurin würde ich mich auch nicht bezeichnen.«
»Verkaufen Sie viel?«
Polly seufzte. Sie könnte Eskimos Eis verkaufen, solange sie persönlich keinen Gewinn aus dem Geschäft erzielte. »Eigentlich nicht. Obwohl ich manchmal auf einen Markt gehe, wenn ich genügend Arbeiten auf Lager habe.«
»Ein Jammer. Sie sind offensichtlich sehr talentiert.«
Polly wurde rot. »Danke.«
»Tut mir leid, aber ich kann mich nicht erinnern – haben Sie einen Job, oder widmen Sie sich ganz der Töpferei?«
»Ich habe einen Job.«
»Ach ja?«
Sie dachte fieberhaft nach, wie sie ihn davon abhalten konnte, nach Einzelheiten zu fragen. Sie schämte sich nicht für das, was sie tat, aber es war so umständlich zu erklären. Ihre Mutter murmelte immer etwas kaum Verständliches über Biokost, wenn sich jemand nach dem Beruf ihrer Tochter erkundigte, aber da dann alle immer glaubten, sie besäße eine ganze Kette von Reformhäusern, hielt Polly diesen Trick für unangebracht.
»Möchten Sie noch etwas Kaffee?« fragte sie. »Wie wär’s mit einem Honigkuchen?« Bridgets Honigkuchen war zweckdienlich, weil klebrig, und vielleicht würde er seine Kiefer so lange beschäftigen, bis ihr ein anderes Gesprächsthema eingefallen war.
»Das ist ein höchst interessanter, walisischer Schrank«, sagte er und redete über Schränke, als hätte er wirklich etwas für diese Möbelstücke übrig. Polly griff spielerisch den Faden auf und flocht leichthin unwesentliche Informationen in die Unterhaltung ein.
Sie war gerade dabei, ihm zu erzählen, daß sie selbst einmal einen sehr ansehnlichen Schrank aus einem Waschtisch und ein paar Orangenkisten gebastelt hatte, als Bridgets Katze in die Küche stolzierte und auf Davids Schoß sprang.
»Was für eine schöne Katze«, sagte er und streichelte das prächtige, schwarze Tier. »Und um so viel freundlicher als Melissas vornehme Prinzessin.«
Pollys Nervosität erreichte ihren Höhepunkt, doch schon im nächsten Augenblick war es ihr egal, was David von ihr hielt. Sie lachte. »Das Problem ist, daß Sie zu wohlerzogen für diese Prinzessin sind. Melissas Katze mag es, wenn man sie ein bißchen grob anfaßt.«
David stellte die Katze behutsam auf den Boden, dann stand er auf. Sie hatte keine Ahnung, ob er gekränkt oder amüsiert war.
»Arme Melissa«, fuhr Polly fort. »Hat sie sich sehr aufgeregt, als die vielen Kater über ihre Prinzessin hergefallen sind?«
Davids Miene drückte kaum mehr aus als ein durchschnittlicher Felsbrocken. »Sie sagte: ›Warum kann sich diese törichte Person nie wie ein normaler Mensch benehmen?‹«
»Oh.«
Plötzlich lächelte er – das Lächeln sah ein bißchen wehmütig aus. »Vielleicht sind Sie töricht, aber Sie sind auch sehr freundlich.«
»Was?«
»Die Ohrringe habe ich nur als Vorwand benutzt. Ich wollte Ihnen danken, weil Sie sich während der Auktion um Patrick gekümmert haben.«
»Aber woher wußten Sie ...?«
»Daß Sie ihn aus der Schußlinie gebracht haben?« Seine Mundwinkel hoben sich eine Spur. »Ich habe Sie neben ihm stehen sehen, als er seinen Auftritt hatte. Und als ich schließlich aus ihm herausbekommen habe, was geschehen ist, konnte ich nach seiner Beschreibung darauf schließen, daß Sie der rettende Engel waren.«
Polly fragte sich, wie Patrick sie wohl beschrieben haben und wie unschmeichelhaft sich das angehört haben mochte. »Ich verstehe«, murmelte sie.
»Es war sehr nett von Ihnen, daß sie ihn verköstigt und sich um ihn gekümmert haben.« Er zögerte einen Moment. Er fühlte sich verpflichtet, ihr die Sachlage genauer zu erklären, aber offensichtlich verabscheute er den Gedanken, daß eine Außenstehende über seine privaten Angelegenheiten Bescheid wußte. »Er ist aus dem Internat durchgebrannt.«
»Ich weiß.«
»Das hat er Ihnen erzählt? Und hat er Ihnen auch gesagt, daß er sich weigert, zurückzugehen, selbst wenn er gar nicht suspendiert wird und nicht einmal einen Verweis bekommt?«
»Nein. Ich hatte den Eindruck, daß er ziemlich unglücklich ist ...«
David nahm zu frostiger Arroganz Zuflucht. Für ihn war das augenscheinlich keine Entschuldigung. Wahrscheinlich war er der
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