Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
machen? Mit wem warst du heute essen und aus welchem Grund?«
Er zog sein Glas zu sich heran und plazierte es so sorgfältig auf den Bierdeckel, als könnte er mit seiner Akkuratesse einen Urlaub in Florida gewinnen. »Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, daß du mich nicht magst.« Er betrachtete sie aus Augen, die so unschuldig wie Vergißmeinnicht wirkten und so sexy wie die Hölle waren.
Polly sah in diese Augen und schluckte insgeheim. Das Problem war, daß ein Teil von ihr diesen Kerl viel zu sehr mochte, aber das würde sie ihm sicherlich nicht auf die Nase binden. Er war auch ohne ihre Hilfe schon scharfsinnig genug.
»Es stimmt nicht, daß ich dich nicht mag, Tristan. Ich verstehe dich nur nicht.«
»Was gibt’s da zu verstehen?« Er hob die Hände, um anzudeuten, daß er ein offener, ehrlich arbeitender Mensch war, dem jede Spur von Verschlagenheit und Raffinesse fehlte.
Polly hatte er nicht überzeugt. »Warum nimmst du solche Mühen auf dich, um mit mir auszugehen?«
»Was meinst du damit?«
»Du weißt sehr genau, was ich damit meine – ich muß dir das nicht erst erklären.«
»Und ich muß dir bestimmt auch nicht erklären, warum ich das tue. Du bist eine attraktive, intelligente Frau, mit der ich ein bißchen Zeit verbringen möchte.«
Hmm, dachte Polly. Das war gut, aber nicht gut genug. »Ja, aber weshalb?«
»Warum nicht? Ich bin gern mit dir zusammen, ich ...« Er machte eine wirksame Pause, aber Polly konnte sich nicht zurückhalten und drängte ihn.
»Was?«
»Wahrscheinlich wirst du mir gleich eine kleben.«
Keine Frage, bis jetzt hatten ihm seine weiblichen Bekannten viel zu wenige Ohrfeigen gegeben, und er schien ziemlich sicher zu sein, daß auch Polly nicht zu solchen Mitteln greifen würde.
»Tu dir keinen Zwang an, und erzähl«, forderte sie ihn auf.
»Ich bin scharf auf dich.«
Polly erhob nicht ihre Hand, sondern ihr Glas und leerte es langsam. Sie brauchte die Zeit, um ihre Fassung zurückzugewinnen. »Wie schmeichelhaft«, sagte sie schließlich, und es gelang ihr, überhaupt nicht geschmeichelt zu klingen.
»Eigentlich nicht.« Tristan war verstimmt, weil sein Kompliment nicht mit überschäumender Dankbarkeit beantwortet wurde. »Du hast einen sehr sinnlichen Körper.«
Auch wenn sie ihren Körper eher als überreife Birne beurteilen würde, war sie insgeheim entzückt, daß ihr fünfunddreißig Jahre alter Körper die Macht hatte, einen Fünfundzwanzigjährigen zu erregen. Dann fragte sie sich, wieviel er davon tatsächlich in Augenschein genommen haben mochte. Soweit sie sich erinnerte, war sie in Tristans Gegenwart immer züchtig verhüllt gewesen.
»Ach ja? Und welchen Teil meinst du speziell?«
»Deine Beine.« Er ließ sein einstudiertes erotisierendes Kichern hören, das ärgerlicherweise wirklich erotisierend wirkte. »Ich sehe dich sehr gern in Autos ein- und aussteigen, Polly.«
»Oh.« Ihre Beine also. Verrutschte Strumpfhosen mit Laufmaschen hatten offenbar auch ihre Fans.
»Und was sollen wir dagegen unternehmen?« flötete Tristan heiser nach dem Vorbild der Hollywoodlegenden. »Ich meine, wie sollen wir mit deinem Körper umgehen?«
Polly vollzog eine muntere Geste. »Ein Etikett mit Konservierungsanweisung draufkleben? Ihn als Objekt für besonderes wissenschaftliches Interesse deklarieren?«
Im stillen nahm sie sich vor, ihren Widerwillen gegen körperliche Ertüchtigung zu überwinden und sich in Form zu bringen. Wenn die Leute wirklich auf ihre Beine schauten, sollte sie sie besser stählen, selbst wenn das bedeutete, daß sie die quälende Langeweile eines Aerobic-Kurses über sich ergehen lassen mußte.
Ihr Gesicht verriet keinen ihrer Gedanken, und Tristan hatte nicht eine so leichtfertige Reaktion auf seine Verführungskünste erwartet. Aber jeder mögliche Protest wurde im Keim erstickt, als das Essen serviert wurde. Beim Anblick der Portionen verwarf Polly jeden halbgaren Gedanken an Diät und Gymnastikübungen.
Zwei große ovale Tabletts bogen sich unter dem Gewicht von vollen Tellern und mit Gewürzen und rohen Zwiebelringen gefüllten Plastikschüsseln. Der Küchenchef scheint seinem eigenen Geschick, die Speisen zu würzen, nicht allzu viel zuzutrauen, dachte Polly verächtlich. Aber mit Wohlgefallen registrierte sie die roten Servietten die fest um Messer und Gabeln gewickelt waren. Polly mochte ja die Nase über den falschen Gebrauch von Apostrophen rümpfen, aber sie war nicht zu stolz, sich die Handtasche mit
Weitere Kostenlose Bücher