Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
Gasthausservietten vollzustopfen.
»Du nimmst mich nicht ernst, Polly«, sagte Tristan, nachdem die komplizierten Arrangements getroffen waren, die notwendig wurden, weil der Tisch viel zu klein für die großen Teller und die vielen Schüsseln war.
Sie hob gleichgültig die Schultern – die Erkenntnis, daß sie trotz allem das Spiel noch beherrschte, gab ihr Auftrieb. »Was sollte ich da ernst nehmen?«
»Mich! Ich möchte eine Beziehung mit dir haben, Polly.«
»Definiere, was du mit ›Beziehung‹ meinst.«
Er verschob die Essigkaraffe und das Salzfaß, um Platz für seine Ellbogen auf dem Tisch zu schaffen. Offensichtlich wollte er ihr bedeutungsvoll in die Augen schauen, und dazu mußte er sich zwischen Geschirr und Besteck aufstützen. Als er endlich seine Position einnehmen konnte, war sein Blick kein bißchen bedeutungsvoll, aber äußerst effektiv.
»Eine Beziehung – das sind zwei Menschen, die sich in der Gesellschaft des anderen wohl fühlen, in jeder Art und Weise. Laß uns keine Haarspaltereien betreiben.«
Er versenkte seine Gabel in ein paar Pommes, ohne Polly aus den Augen zu lassen.
Er muß oft in Pubs essen, dachte Polly und wandte ihre Aufmerksamkeit den Röstkartoffeln zu.
»Noch einen Drink?«
Sie hatten gegessen, und Polly – einmal Serviererin, immer Serviererin – hatte die Teller und das Besteck ordentlich aufeinander gestapelt.
»Ich denke nicht ...«
»Oder sollen wir ein Taxi rufen und nach Hause fahren?«
Meinte er ihr jeweiliges Zuhause oder nur seines oder ihres? Doch ehe Polly ihre Frage formulieren konnte, war Tristan schon auf dem Weg zum Münztelefon.
Polly spielte mit den Gewürzbehältern, grübelte über Tristans und ihre eigenen Erwartungen nach und dachte daran, wie sehr sie sich voneinander unterschieden.
Obwohl Tristan ungeheuerlichen Sex ausstrahlte und sein Interesse äußerst schmeichelhaft war, und obwohl sich Polly danach sehnte, mit einem Mann zu schlafen, der genau wußte, was er tun mußte, hatte sie nicht vor, heute nacht mit ihm ins Bett zu gehen. An dieser Haltung hatte auch der Gin nichts geändert.
Tristan war ein Mann, von dem jede Frau träumte, aber Pollys Vorstellungen von Träumen und Phantasien gehörten zwischen zwei Buchdeckel und nicht zwischen Bettlaken, vor allem nicht nach dem ersten Rendezvous.
Als Tristan zurückkam, hatte sie den Entschluß gefaßt, ihn nicht geradeheraus nach seinen Plänen für den Rest des Abends zu fragen. Es gab subtilere Methoden, nach Hause zu kommen, ohne seine Ehre verloren zu haben.
Tatsächlich machte er gar keinen Versuch, ihre Ehre zu bedrohen. Polly war enttäuscht. Er legte während der Taxifahrt nicht einmal den Arm um ihre Schultern. Als sie vor ihrem Haus ankamen, begleitete er sie bis zum Gartentor, schrieb ihre Telefonnummer auf eine Zigarettenschachtel und sah zu, wie sie seine auf einen Briefumschlag kritzelte. Er ließ keinen Zweifel daran, daß sie sich wiedersehen würden, dann drückte er ihr einen flüchtigen Kuß auf die Wange und ließ sie mit dem Wunsch nach mehr allein.
Für eine so alltägliche Sache war dieser Kuß erstaunlich erregend. Eine Menge Männer küßten Polly auf die Wange, und viele rochen nach einem guten Aftershave, aber diese kleine Liebkosung versprach Dinge, die Polly bis jetzt kaum erlebt hatte. Tristan war sicher ein Experte beim Küssen, darauf hätte Polly ihr Leben verwettet.
Diese selbstauferlegte Zurückhaltung war ein schlauer Schachzug von ihm. Und Polly quälte sich noch lange, nachdem das Taxi abgefahren war, damit, daß er sie nicht richtig geküßt hatte.
In dieser Nacht beschloß Polly, gleich am nächsten Tag Bridget anzurufen und ihr alles zu erzählen. Verschwiegenheit und Geheimnistuerei entsprachen nicht ihrem Naturell, und es wäre nicht fair, so brisante Neuigkeiten für sich zu behalten. Außerdem konnte sie mütterliche Ratschläge ganz gut gebrauchen.
Noch wichtiger war, daß man ihr auf die Schliche kommen würde, wenn sie die Geschichte nicht von sich aus erzählte. Tristan war imstand, wieder ins Café zu kommen und womöglich einen Karottenkuchen um den halben Preis zu verlangen, nur um sie in Verlegenheit zu bringen.
»Möglicherweise gehe ich am Donnerstag mit dir zu dem Aerobic-Kurs, Bridget«, erklärte Polly am Telefon.
»Ach – und du rufst an, um mir das zu sagen?« Normalerweise genügte ihnen die Kommunikation während der Arbeitszeit vollauf.
»Na ja – wir haben immer so viel zu tun, und vielleicht vergesse ich
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