Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
Karrieren machen. Keine von denen beschäftigte sich beruflich mit Cafégästen oder niedrigen Büroarbeiten. Sie waren Lehrerinnen, Sozialarbeiterinnen und Psychotherapeutinnen.
Die drei oder vier männlichen Wesen, die im Kielwasser der Damen schwammen, machten einen weit weniger dynamischen, aber genauso beunruhigenden Eindruck. Sie wirkten extrem elastisch und tänzelten auf den Zehenspitzen, als wollten sie wie Spaniels in die Luft hüpfen, wenn man ihnen nur einen Keks vor die Nase hielt.
Polly zappelte unbehaglich in ihrem weißen T-Shirt und der schwarzen Trainingshose herum. Sie hatte die Hose mit passendem Oberteil in aller Eile an einem Marktstand gekauft, ungewöhnlich billig, aber das Oberteil hatte die Hose verdeckt, und erst zu Hause entdeckte Polly, daß eine grellgrüne Schrift die Hosenbeine zierte: ICH BIN DER BOSS . Jetzt trug sie die Innenseite nach außen.
Die Psychotherapeutinnen hatten schwarze Leggins mit übergroßen T-Shirts an, auf denen Slogans der Grünen standen, zweckmäßige Turnschuhe und lustige Söckchen zierten ihre haarlosen, sonnengebräunten, wohlgeformten Beine. Ihre langen, üppigen Haarmähnen waren mit bunten Schleifen und Spangen gebändigt. Hier sah man keine schrillen, weitausgeschnittenen Trikots – das ausgefallenste war eine Shorts mit Stars-and-Stripes-Aufdruck. Dies war kein Kurs, in dem man zeigte, wieviel Geld man für Sportklamotten ausgeben konnte – nein, hier wurde eine ganze Stunde kräftig geschwitzt, und danach setzte man sein großartiges, bedeutsames Leben fort. Und alle schienen perfekte Figuren zu haben.
»Außer mir sieht niemand so aus, als hätte er es nötig, bei diesem Kurs mitzumachen«, flüsterte Polly, während sie sich die Turnschuhe zuband, die sie sich von Bridgets Mark ausgeliehen hatte.
Bridget, die wie alle anderen eine schnittige Windhund-Figur hatte, flüsterte zurück: »Sie sehen so aus, weil sie diese Übungen regelmäßig machen. Jetzt komm und nimm dir eine Stufe.« Sie nahm die Sache mit ihrer Fitness sehr ernst.
Eine Stufe war, wie sich herausstellte, ein quadratisches, einige Zentimeter dickes Holz, mit einer Korkschicht beklebt, das einer Badezimmerwaage beängstigend ähnlich sah. Bridget erklärte Polly, daß man bei der Benutzung dieses Geräts mehr Kalorien verbrannte und die Muskeln stärker anspannte, als beim bloßen Auf-der-Stelle-Treten.
»Es sieht aus wie ein Foltergerät, das sich Magersüchtige für normale Frauen ausgedacht haben«, maulte Polly, als die Musik einsetzte.
Man mußte Dermot zugute halten, daß er nicht mit seiner Fitness protzte. Er machte die Übungen mit einer Gelassenheit und Ruhe vor, der selbst absolute Nieten folgen konnten. Die Windhunde strengten sich viel mehr an, und ließen ihre Knie und Ellbogen mit ungezügeltem Enthusiasmus in die Höhe schnellen und wieder fallen. Schweiß strömte über ihre ungeschminkten Gesichter. Polly, deren Make-up sich auf schwarze Schmierer reduziert hatte und deren Füße alles mögliche taten, nur nicht das, was die aller anderen ihnen vormachten, haßte all diese Frauen, Bridget eingeschlossen. Besonders schlimm war, daß sie alle Anwesenden älter als sich selbst einschätzte.
»Nach dieser Aufwärmphase gehen wir auf die Stufe«, aus Dermots Mund klang das wie eine Drohung. »Treten Sie weiter, während ich ein neues Band auflege.«
Zu Pollys Überraschung marschierten tatsächlich alle auf der Stufe auf und ab, obwohl ihnen der Lehrer den Rücken zugekehrt hatte und gar nicht mitbekommen würde, wenn sie ein kleines Päuschen einlegten. Dieser Kurs war etwas für Leute, die sich ernsthaft etwas vorgenommen hatten und keine dilettantischen Fitness-Fanatiker waren. Sie kümmerten sich mit derselben Verbissenheit um ihren Körper, mit der sie sich um Umweltbelange kümmerten. Polly wischte sich das Gesicht mit dem T-Shirtärmel ab und tat es den anderen gleich.
Die männlichen Kursteilnehmer waren eine zweifelhafte Wohltat. Sie spornten alle anderen zu größeren Anstrengungen an (man konnte sich doch nicht vor einem armseligen Mann blamieren), andererseits bewegten sie sich in einem ganz anderen Rhythmus als der Rest der Gruppe – als Polly das sah, fühlte sie sich wesentlich besser. Außerdem rochen sie – Polly, die auch nicht im Gleichschritt mit den anderen auf die Stufe und wieder herunter trat, konstatierte, daß es kein übler, sondern nur ein sehr starker, sehr männlicher Geruch war.
Nach einer endlosen Ewigkeit wurden die Stufen
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