Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
pünktlich kommt.«
»Du hast uns gebeten, genau um acht auf zutauchen, damit wir vor den anderen hier sind«, stellte Bridget klar. »Und du trägst keinen Lippenstift.«
»Himmel, den habe ich bestimmt ans Handtuch geschmiert.«
Polly klopfte leicht auf ihre Frisur und strich den Rock glatt. »Ist sonst alles okay an mir?«
»Ich bezweifle, daß irgendein anderer Mensch in einem Outfit, das so wenig Geld gekostet hat, so gut aussehen kann«, meinte Bridget gelassen, während sie ihren Mantel auszog und ein elegantes, aprikotfarbenes Seidenjerseykleid enthüllte. »Und wenn es doch einer schafft, würde ich ihn hassen. Soll ich die Mäntel nach oben bringen?«
»Bitte.«
Alan küßte Polly auf die Wange. »Du wirkst gar nicht so fröhlich und munter wie sonst.« Er drückte ihr zwei Flaschen in die Hand. »Vielleicht heitert dich das ein bißchen auf. Es ist Fitou.«
»Wenn du das Zeug trinken kannst, dann kann ich es sicher auch«, sagte Polly grimmig. »Komm mit in die Küche, wir stellen die Flaschen hinter den Ofen, um sie aufzuwärmen.«
Alan wußte genau, daß Polly imstande wäre, Wein in die Mikrowelle zu stecken, aber sie hatte zum Glück keine. »Hast du nicht gesagt, daß einer deiner Gäste Weinhändler ist?«
Sie nickte und kratzte mit einem Korkenzieher die Aluminiumkappen von den Weinflaschen.
»Dann rede bitte heute abend nicht davon, daß du den Wein aufwärmst.«
Polly zog eine Grimasse. »Nicht, wenn du dich darüber aufregst, Alan. Aber chambrieren klingt so affektiert, findest du nicht? Besonders wenn das Ganze gar nicht in einem Chambre, sondern in der Küche stattfindet.« Alans gequälte Miene erweckte ihr Mitleid. »Mach dir keine Sorgen, ich werde heute meine allerbesten Manieren ausgraben. Ich trinke keinen Schluck außer Mineralwasser.«
»Das geht ein bißchen zu weit, oder? Du brauchst normalerweise eine ganze Menge Alkohol, bevor du auf dem Tisch tanzt und dreckige Witze erzählst.«
»Ich tanze nie auf dem Tisch, Alan, aber ich hatte schon zwei Gläser Wein, als ich in der Badewanne saß, und kann kein Risiko eingehen. Übrigens, Mark war großartig.«
»Gut«, sagte Bridget, die gerade hereinkam. »Ich bin froh, daß er auch noch zu etwas anderem nütze ist, außer für zweifelhafte Unterhaltung zu sorgen und freche Antworten zu geben. Ich hab’ deine Klamotten in den Schrank gehängt, Poll. Ich hoffe, das ist dir recht, aber ich nehme an, Melissa wird auch ihren Mantel hinaufbringen.«
Der Kontrast zwischen Melissas elegantem Boudoir und ihrem weit weniger eleganten Schlafkämmerchen jagte Polly Schauer über den Rücken. »Stimmt, außerdem«, fügte sie heiterer hinzu, »braucht Selina auch ein Plätzchen zum Schlafen.«
»Diese Katze«, grollte Alan, der verbissene Hundeliebhaber »ist eine genauso große Plage wie die von Bridget.«
»Ich weiß.« Polly schüttete selbstgemachte Croûtons in selbstgemachte Schalen. »Aber sie ist das Markenzeichen einer alten Jungfer. Man kann keine alleinstehende Frau sein und keine Katze haben.«
»Eine Katze, ja«, erwiderte Alan. »Aber muß sie auch undicht sein und überall hinmachen?«
»O Gott! Sie hat doch nirgendwo Schweinereien hinterlassen, oder?«
Alan verzog das Gesicht. »Das ist bestimmt nur eine Frage der Zeit, aber bis jetzt ist nichts passiert.«
»Mach mich nicht so nervös.«
Polly ließ nicht zu, daß jemand über die weniger schönen Aspekte von Selinas Lebensabend lästerte. Wenn etwas unappetitlich an dieser Sache war, dann der Gedanke, daß Melissas Bally-Schuhe den Katzendreck breittraten.
»Achte gar nicht auf ihn, Polly.« Bridget funkelte ihren Mann böse an. »Und kümmere dich um deinen Lippenstift. Du hattest recht mit dem Handtuch – ich hab’ es umgedreht.«
Während die Minuten verstrichen, wurde Polly immer nervöser.
»Das Haus sieht sehr gemütlich aus, richtig heimelig«, sagte Alan.
Polly holte scharf Luft. »Es ist überhaupt nicht heimelig. Es ist langweilig, aseptisch, eindeutig minimalistisch. Mark und ich haben den größten Teil des Tages damit verbracht, sämtliche Spuren, die verraten könnten, daß hier ein Mensch wohnt, zu beseitigen.«
»’tschuldigung«, murmelte Alan ergeben, »Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, daß alles sehr hübsch aussieht – und ordentlich. Die Leute fühlen sich bei dir immer sofort wohl, Polly.«
»Ja, es ist wunderschön hier«, stimmte Bridget zu. »Gar nicht minimalistisch, sondern nur nicht so vollgestopft wie
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