Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
Vorbereitungen vergeuden mußte, und, nachdem sie an dem Treffen der Demonstranten teilgenommen hatte, fühlte sie sich schuldig, weil sie die Menschen, die zu den Bösen gehörten, in ihr Haus ließ und man sie der Verbrüderung verdächtigen könnte.
Gestern war ihr Töpfer-Tag gewesen. Sie hätte am Vormittag den Ton abwiegen und vorbereiten und am Nachmittag ein paar schöne Tassen und Krüge drehen können. Aber nein – sie war gezwungen gewesen, den ganzen Tag in der Küche zu stehen, zu kochen und zu putzen für jemanden, mit dem sie zufällig die Schulbank gedrückt hatte und der gesellschaftlichen Umgang mit Umweltsündern und Hausabreißern pflegte.
Daran war nur ihre Mutter schuld, befand sie. Man kann nicht die gesamte Erziehung wie nichts abschütteln. Die beschürzte Hausfrau, die den Wunsch hegte, sich dem Standard anderer Menschen anzupassen, schämte sich gelegentlich für die schlampige Rebellin und brachte sie dazu, die Türrahmen abzustauben und die verstopften Abflüsse und Waschbecken sauberzumachen.
»Irgend jemand wird aber für deine Arbeit bezahlen müssen«, sagte sie.
»Mum. Ich schulde ihr etwas.«
»Das ist nett von Bridget, aber ich komme schon zurecht. Ich habe gestern schon geputzt.«
»Das hat Mum mir erzählt.« Mark begann, mit einem Ei, einem Apfel und einem Salzfäßchen zu jonglieren. »Aber sie hat mir angedroht, mich wochenlang für Sklavenarbeiten einzuspannen, wenn ich dir nicht helfe.« Er biß von dem Apfel ab, als er ihn vor seinem Gesicht auffing. »Ich würde viel lieber etwas für dich tun. Du machst nicht so viel Theater um die Hausarbeit.« Er grinste.
Polly ertappte sich dabei, wie sie das Grinsen erwiderte. In Bridgets und Alans Haushalt herrschte ein kompliziertes Arbeits- und Bonussystem, das Mark erfunden hatte. Wenn man jemandem einen Gefallen tat, konnte man Geld verlangen, das in Form von Arbeit zurückbezahlt werden mußte. Mark hatte sich große Mühe gegeben, Polly dieses System genau zu erklären, aber sie hatte es nicht kapiert. Bevor er jetzt wieder mit seinen Ausführungen begann und ihr die Zeit stahl, nahm sie lieber sein Angebot an.
»Also gut. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Und ja, du darfst den Apfel essen.«
»Diese reichen Leute kommen zu dir zu Besuch, stimmt’s?« Er biß noch einmal in den Apfel.
Das war auch eine Möglichkeit, sie zu beschreiben. »Ja.«
»Was gibst du ihnen zu essen?« Mark geriet nach seiner Mutter und hatte großes Interesse an Nahrung.
»Etwas Vegetarisches.«
Er verzog das Gesicht. »Sind sie Vegetarier?«
»Nein – na und?«
Mark nahm ein anderes Ei als Ersatz für den Apfel. »Und was genau setzt du ihnen vor?«
»Erstens Käsesoufflé – also untersteh dich und laß meine Eier fallen.«
»Fallen lassen?« Beleidigt schnappte sich Mark zwei weitere Eier. »Sieh mal, ich kann mit fünf Sachen jonglieren.«
Polly schloß eine Sekunde die Augen, dann nahm sie ihm die Eier weg.
»Was gibt es noch zu essen?«
»Auberginenauflauf, Risotto und Salat.«
»Nachtisch?«
»Selbstgemachtes Eis und karamelisierte Orangenschnitze.«
»Ooh, piekfein, was?«
»Ich hoffe. Ich habe Stunden gebraucht, um die Orangen zu schälen, die kleinen Häutchen an den Schnitzen zu entfernen und alles wieder mit Zahnstochern zu ganzen Orangen zusammenzustecken.«
»Klingt ganz gut.«
»Eigentlich ist mir das inzwischen egal. Also, willst du mir jetzt helfen oder lieber mit meinen Zutaten jonglieren?«
Zur Mittagszeit besorgte sich Mark Fisch und Chips, aber Polly war zu nervös, um etwas runterzukriegen. Während Mark aß und ihr haarsträubende Geschichten über die Zustände in modernen Gesamtschulen erzählte, versuchte sie sich aufs Tischdecken zu konzentrieren.
Sie grub ihre Lieblingstischdecke aus – zwei aneinandergenähte Vorhangstoffreste, die dem Tisch ein verschwenderisches, mittelalterliches Aussehen verliehen. Dann suchte sie zusammenpassendes Silber zusammen. Nichts brachte eine Gastgeberin mehr in Verlegenheit, als in letzter Minute eine saubere, nicht angelaufene Kuchengabel auftreiben zu müssen. Und Polly besaß keine einzige Gabel, die nicht angelaufen war. Als sie schließlich alles gefunden hatte, schmiß sie das ganze Besteck in eine Schüssel mit Sodakristallen und Stanniol, das den Glanz wieder aufmöbeln sollte. Mark konnte das Besteck polieren, wenn er mit dem Essen fertig war und sie den Holzofen auf Hochtouren brachte. Normalerweise kochte sie gern auf einem
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