Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
anständigen Feuer, Aber heute wäre sie für einen Herd, den man nur anzustellen brauchte, gestorben.
Als der Tisch mit Silber, Gläsern und Servietten (gekauft von einem Straßenhändler – ein wahrer Glücksgriff) ausgestattet war, widmete Polly ihre Aufmerksamkeit der Sitzordnung für den gemütlichen Teil des Abends.
Aber egal wie sie die beiden Sofas und die zwei Sessel arrangierte und verrückte, sie würde wohl oder übel auf einer Armlehne thronen müssen. Aber solange Melissa nur am Feuer saß und niemand von einer Sprungfeder aufgespießt wurde, war ihr auch das gleichgültig. Sie drapierte ein paar Bettüberwurfdecken über die Sofas, um die schadhaften Stellen zu verdecken, und befestigte sie mit mehreren Sicherheitsnadeln, dann drehte sie die Kissen so, daß die saubere Seite nach oben lag.
Um sechs Uhr ging Mark nach Hause, und Polly zog sich mit einem Glas Wein in die Badewanne zurück. Um zehn nach sechs tapste sie triefend und nur in ein Handtuch gewickelt nach unten, um sich Nachschub zu holen. Um sieben schreckte sie aus ihrem Dämmerzustand auf. Schlagartig wurde ihr bewußt, daß sie sich, während sie sich mit allen Details gequält und abgeschuftet hatte, noch nicht einmal überlegt hatte, was sie anziehen sollte.
»Ich setze die Prioritäten falsch. Die meisten Frauen würden sich erst um ihre Garderobe Gedanken machen, bevor sie sich um alles andere kümmern.« Sie stapfte in ihr Schlafzimmer und öffnete den Schrank.
Absolut nichts erschien ihr passend. Die Sachen waren entweder zu hippieartig oder zu avantgardistisch. Der Rest hätte eine Reinigung bitter nötig. Ihr schwarzes Kleid wäre ideal, wenn sie es nicht schon bei Melissa und bei dieser Auktion angehabt hätte.
Verzweifelt zerrte sie ein Stück nach dem anderen aus dem Schrank, hielt sie vor sich und warf sie aufs Bett. Erinnerungen an Melissa, wie sie in der Schule Pollys Kragen gerichtet, an ihren Röcken herumgezupft und ihre Haarschleife stramm gezogen hatte, wurden nur allzu lebendig. Und sie hätte darauf wetten mögen, daß Melissa diese Angewohnheit nicht abgelegt hatte.
Schließlich fand sie ein einteiliges Gewand – Bluse und kurze Hose. Sie hatte es gekauft, weil es nur drei Pfund gekostet hatte und die Bluse sehr hübsch aussah. Es war eine Tortur, das Ding anzuziehen, und auf Klo zu gehen wäre ein kompliziertes Unterfangen. Außerdem war die Bluse weiter ausgeschnitten, als schicklich war, aber dank der modernen wissenschaftlichen Erkenntnisse mußte es wunderbarerweise nicht gebügelt werden. Sie suchte nach etwas, was dazu passen könnte.
Unter etlichen Kleiderlagen entdeckte sie einen wadenlangen, flaschengrünen Samtrock, erstanden auf einem Flohmarkt. Damals war es ihr unwahrscheinlich erschienen, daß sie ihn je tragen würde, aber sie hatte nicht zulassen können, so viel schönen Samtstoff auf der Müllkippe landen zu sehen.
Sie kämpfte sich in den Einteiler und den Samtrock, ging dann wieder ins Bad, um wie üblich üppigen Schmuck auszusuchen und sich zu schminken. Als sie fertig war, sah sie aus, als wäre sie den sechziger Jahren entsprungen, aber wenn sie aufrecht stand, konnte selbst Melissa nichts finden, was sie zurecht zupfen und gerade richten müßte.
Als sie die zweite Schicht Wimperntusche auftrug, merkte sie, daß sie leicht schwankte. Normalerweise war sie nicht so anfällig. Aber vielleicht paßten Wein, ein zu heißes Bad, ein leerer Magen und die Nervenanspannung einfach nicht zusammen. Was auch immer der Grund für ihre schlechte Verfassung war, jetzt konnte sie nichts mehr dagegen unternehmen.
»Du mußt einfach höllisch aufpassen und hoffen, daß es von selbst vergeht«, sagte sie laut. Dann schüttete sie einen ordentlichen Schuß Chanel No 19 – ein Geschenk ihrer Mutter – in ihren Ausschnitt und ging zurück ins Schlafzimmer, um eine heile Strumpfhose und ihre ordentlichen Schuhe zu suchen.
Polly putzte sich gerade die Zähne, als um Punkt acht die Türglocke anschlug. Eigentlich hatte sie mit der sprichwörtlichen akademischen Viertelstunde gerechnet, dieser goldenen Schonfrist zwischen der ausgemachten Zeit und der tatsächlichen Ankunft der Gäste, in der man Berge versetzen konnte. Sie wischte sich den Mund an einem Handtuch ab und lief hinunter, um die Tür auf zumachen.
Es waren Bridget und Alan.
»Gott sei Dank, ihr seid’s.« Polly leckte sich die Zahnpasta aus den Mundwinkeln. »Ich dachte schon, daß Melissa ausgesprochen ungezogen ist, wenn sie so
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