Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
sein. »Ich bitte vielmals um Verzeihung«, erwiderte sie eisig. »Auf keinen Fall möchte ich Sie behindern.«
»Freut mich, das zu hören. Dann werden Sie mir jetzt sicherlich erzählen, wo und wie Sie ihn getroffen haben.« Er machte es sich bequem wie jemand, der sich auf eine Märchenstunde einrichtet.
Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber dann nahm sie doch lieber erst einen Schluck von ihrem Whisky. Wußte David, daß Patrick in verrufene Kneipen ging und sich betrank? Nach allem, was Patrick gesagt und wie er sich bis jetzt benommen hatte, würde David nicht unbedingt als Kandidat für den tolerantesten Vater des Jahres vorgeschlagen werden. Vielleicht strich er Patrick das Taschengeld, oder er entschied sich für eine andere der Strafen, die heutzutage so üblich waren.
»Sie können mir die Sache ruhig erzählen, Polly. Die Wirklichkeit kann nicht schlimmer sein als das, was ich mir vorstelle.«
Polly gab sich geschlagen. »Es ist gar nicht so schrecklich. Ich war im New Inn, und als ich frische Luft schnappen wollte, entdeckte ich Patrick auf dem Parkplatz. Er versuchte, sein Auto zu starten. Natürlich wußte ich zuerst nicht, daß es Patrick war, aber ich dachte, da könnte jemand Hilfe brauchen. Er schlug vor, daß er den Wagen anschiebt und ich mich hinters Steuer setze und ihn starte.«
»Und warum sind Sie mit ihm hierher gekommen? Brauchten Sie selbst eine Mitfahrgelegenheit?«
Typisch David, daß er den wunden Punkt auf Anhieb fand. »Eigentlich nicht.« Sie hätte auch ohne Tristan eine Möglichkeit gefunden, nach Hause zu kommen. »Aber ich ... ich dachte, daß Patrick vielleicht ein bißchen zuviel getrunken haben könnte.« Sie machte eine Pause. »Er sieht Ihnen sehr ähnlich, wissen Sie das?«
»Ja.« Diese Feststellung schien ihm keinerlei Genugtuung zu bereiten.
»Wie auch immer, ich kann doch nicht zulassen, daß sich das Kind eines Bekannten hinters Steuer setzt, wenn es getrunken hat. Dieses Pub ist berüchtigt, und die Polizei taucht dort öfter auf.«
»Ich weiß.«
»Deshalb habe ich Patrick angeboten, ihn nach Hause zu fahren.«
»Und Sie selbst waren ganz nüchtern?«
»Lieber Himmel! Was soll das? Ich habe Ihren Sohn vor einer möglichen Straftat und Schwierigkeiten mit der Polizei bewahrt und werde jetzt einem strengen Verhör unterzogen? Ich denke, Sie würden jemanden, der ein halbes Lagerbier getrunken hat, nicht mehr als nüchtern ansehen, aber ein Alkoholtest hätte nichts ergeben. Und ich habe auch nicht nach abgestandenem Bier gestunken.«
»Was ist mit Ihrem Auto?«
»Ich war nicht mit meinem Auto dort.«
»Also sind Sie mit meinem Sohn auf und davon, ohne ein eigenes Transportmittel zu haben?«
»Ich bin nicht auf und davon, ich habe eine Nachricht hinterlassen.«
»Also haben Sie aus reiner Menschenfreundlichkeit gehandelt?«
Sie nahm all ihre angeknackste Würde zusammen. »Mark Twain sagt, daß es keine selbstlosen Handlungen gibt. Aber in der Annahme, daß Frauen mittleren Alters weit weniger von der Polizei aufgehalten werden als siebzehnjährige Jungs mit langen Haaren, habe ich getan, was ich für jedes Kind meiner Freunde getan hätte.« Ab jetzt zählst du bestimmt nicht mehr zu denen, die ich Freunde nenne, fügte sie im stillen hinzu.
Möglicherweise zum allererstenmal in seinem Leben zeigte sich David ehrlich belustigt. »Man könnte Sie alles mögliche nennen, Polly, aber ganz bestimmt nicht eine Frau mittleren Alters.«
»Gut.« Sie lehnte sich wieder zurück, spielte mit ihrem Glas und funkelte ihn an. »Plötzlich hatten wir kein Benzin mehr und mußten die letzte Meile – oder waren es zehn? – zu Fuß gehen.«
»Ich verstehe.«
»Das hoffe ich. Es paßt mir gar nicht, daß Sie mich beschuldigen, Kinder zu verführen, ganz zu schweigen vom Kidnapping und Fahren unter Alkoholeinfluß.«
»Ich entschuldige mich in aller Form dafür. Aber eines würde mich doch noch interessieren: Was hatten Sie in dieser Bruchbude zu suchen?«
»Dort fand eine Party statt.«
»Sie waren auf derselben Party wie Patrick ?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich.«
»Waren die Leute dort nicht doch ein bißchen zu jung für Sie?«
»Nein.« Sie hatte sich aus tausend Gründen fehl am Platz gefühlt, aber sie war bestimmt nicht der älteste Partygast gewesen.
»Mit wem waren Sie dort? Mit diesem komischen Vogel vom Radio?«
Polly knirschte mit den Zähnen. »Was, wenn ich fragen darf, geht Sie das an?«
Sie maßen sich einen
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