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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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jetzt, Jane, als gutgehendes Geschäft, solange er bekannt ist. Die Leute sind unbeständig, und die Sitten ändern sich. Vielleicht sind sie den >Weißen Elefanten< morgen leid oder eine andere Pension macht auf und sticht dich aus. Verkauf ihn, leg dein Geld auf die Bank, und laß es dir mit uns gutgehen.«
    Es war doch immer dasselbe; diese praktischen Geschäftsleute wollten alle, daß sie aufgab, was sie geschaffen hatte. Ihr schöpferisches Bemühen, dachte sie lächelnd, als sie sich an Kenneth erinnerte. Aber in Wilfrids Worten lag eine Aufrichtigkeit, die Jane berührte, und einen Augenblick lang sah sie fremde faszinierende Länder vor sich, sah, wie Kit und sie selbst orientalische Basare erforschten, in französischen Kaffees saßen und Berge erkletterten. (Aber nein, Kit würde sich nie so verausgaben.) Nach all diesen Dingen hatte sie sich heimlich gesehnt. Aber sie waren nicht für sie gemacht. Sie wollte dieses Verhältnis nicht als Dritte stören; das würde natürlich irgendwann geschehen, aber sie wollte es nicht sein.
    In einer ihrer spontanen seltenen Beweise der Zuneigung legte sie ihre Hand auf die seine. »Wilfrid, du bist ein Engel. Wirklich unheimlich lieb. Darf ich dich übrigens weiter so nennen? Onkel und Tanten sind so altmodisch.«
    »Aber sicher. Kit scheint dasselbe von Vätern zu halten und schlug auch Wilfrid vor, aber dagegen habe ich mich gewehrt.«
    »Daran hast du gut getan. Die Leute würden auf komische Gedanken kommen, bis du es fertigbringst, dir ein paar graue Haare mehr zuzulegen, viele mehr, wenn du mit Kit um die Welt reist.«
    »Du wirst unsere Anstandsdame sein. Du kommst doch mit, Jane?«
    Sie schüttelte traurig, aber entschlossen ihren Kopf. »Nein. Führe mich nicht in Versuchung. Ihr müßt eure Zeit für euch haben. Außerdem ist diese Pension da, und Kit wird dir sagen können, wie ungern ich etwas annehme. Wir würden uns streiten, wenn ich das erste Mal zu dir kommen müßte, um zu sagen: >Kann ich bitte etwas Geld haben?<«
    »Du würdest es nie zu sagen brauchen. Wir würden das alles vorher regeln. Ich bin nicht arm, weißt du, und ich bin nicht geizig. Jane, zum letzten Mal, sag, daß du kommst. Sag ja, mein liebes kleines Mädchen«, und er legte seinen Arm um sie. Wilfrid hatte eine lebhafte englische Stimme, die gut trug, so daß Philip Park, der in diesem Augenblick die Küche betrat, stehenblieb und trocken sagte: »Ich muß mich entschuldigen. Mein neuer Wagen ist sehr leise, aber ich hatte nicht die Absicht, an der Tür zu lauschen.«
    Diese Anspielung machte Jane wütend. Sie sah auf, ohne den Versuch zu machen, sich aus Wilfrids Arm zu befreien, und sagte explosiv: »Machen Sie sich doch nicht lächerlich. Warum müssen Sie auch immer im falschen Moment auftauchen wie Miriams Schachtelteufel? Sie machen gerne eine Szene, nicht wahr? Außerdem müssen Sie ein schrecklich schlechter Rechtsanwalt sein, wenn Sie immer voreilige Schlüsse ziehen und dazu noch die falschen. Das ist Onkel Wilfrid, und er ist kein vorgetäuschter Onkel, der mir eine Liebeserklärung macht. Er würde lieber tot umfallen, nicht wahr, Wilfrid?« und dann lachten sie beide.
    Philip starrte sie an. Er haßte es, ausgelacht zu werden, und er nahm Janes Ton übel. Kein Zeichen von Freude über seine Rückkehr. Und was für einen Unsinn erzählte sie da? Das war doch Geoffrey Wilson, und der hatte es offensichtlich faustdick hinter den Ohren. Er sagte kühl: »Sie vergessen, daß ich Mr. Wilson schon vorher kennengelernt habe.«
    »Aber Sie kennen Wilfrid Cunningham nicht — ich werde Sie miteinander bekannt machen.«
    Philip fühlte, daß man sich über ihn lustig machte. Jane war ein schrecklicher kleiner Teufel. Plötzlich ging Wilfrid auf seine Seite über, wie Männer es zu tun pflegen. Die Frauen waren am Ende, wenn sie glaubten, einen Mann in eine mißliche Lage gebracht zu haben. Er sagte: »Jane ist unerträglich und macht ein Geheimnis aus ganz einfachen Tatsachen. Ich bin Katherines Vater. Ich muß zugeben, daß ich unter einem falschen Namen hierher gekommen bin, um das Gelände auszukundschaften. Ich habe entdeckt, daß es voll und ganz meinen Wünschen entspricht, und so habe ich mich zu erkennen gegeben.«
    Philip sagte kühl: »Soweit ich informiert bin, wurden Sie im Krieg getötet?«
    Als Wilfrid die Geschichte kurz dargestellt hatte, endete er mit den Worten: »Und ich versuchte, Jane zu überreden, diese Pension zu verkaufen und mit uns nach England zu

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