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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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den Tee ins Eßzimmer brachte, sagte sie: »Ihr müßt euren Tee ohne mich trinken. Ich habe Freunde hier, die lieber in der Küche bleiben, und ich möchte ihnen Gesellschaft leisten.«
    »Jane ist von den Maoris begeistert«, sagte Katherine obenhin. »Und sie verehren sie.«
    »Eine herrliche primitive Kultur«, bemerkte Kenneth gewaltig, »aber leider jeden Tag dem Verfall näher. Ich finde sie heute nicht mehr interessant.«
    »Ich schon«, gab Jane ziemlich ärgerlich zurück. »Und wenn sie dem Verfall nahegekommen sind, was bei Miriam und Hua bestimmt nicht zutrifft, wessen Schuld ist das denn?« Mit diesen Worten verließ sie den Raum and schloß die Türe etwas laut hinter sich.
    Erstaunlicherweise kam zwei Minuten später Philip mit seiner Tasse Tee in der Hand in die Küche. Er sagte ganz beiläufig: »Künstler sind so seltsame Geschöpfe«, und setzte sich zu den anderen an den Tisch. Jane wurde einen Moment lang unsicher; er war ein so hochnäsiger Mensch, und nie hatte sie in seinem Büro einen Maori gesehen. Wie würde er sich verhalten? Dann stellte sie ihn vor, etwas beschämt über ihre Bedenken.
    Von da an wurde es eine sehr lustige Teerunde, und herzliches Gelächter schallte bis in das Eßzimmer. Kenneth Rosman zog seine Augenbrauen scharf hoch. » Jane ist, wie man so sagt, wohl ein sehr geselliger Mensch. Soviel leichter für Leute, die sich nicht ihrer Kunst verschrieben haben«, sagte er, und Katherine stimmte ihm leidenschaftlich zu.
    Später sagte Miriam vertrauensvoll zu Jane: »Das eine sehr gute Kerl. Kein Getue. Kein eingebildet. Nicht wie anderer mit struppiges Kinn. Guter Junge.«
    Zu Jane sagte der gute Junge: »Ich freue mich, daß Sie diese Freunde haben. Hua ist ein feiner Kerl. Und Miriam ist noch eine Maori der alten Schule. Eine, die wir nicht haben ändern können. Ich würde mich lieber einen ganzen Nachmittag mit ihr unterhalten, als mit allen selbstgebackenen Künstlern, die durch die Landschaft streifen.«
    Tja, dachte Jane, das Leben war voller Überraschungen. Automatisch hörte sie sich selbst, so wie der >Fürst< es getan hätte, bemerken: »Lebe, um zu lernen. Lebe, um zu lernen.«
    Vor seiner Abreise am Montagabend sagte Park so nebenbei: »Ich scheine hier ein Außenseiter zu sein. Ihr seid Kenneth und Jane und Katherine, aber ich bleibe Mr. Park. Was meint ihr, wenn wir das ändern würden?«
    »Natürlich«, antwortete Katherine in ihrer gewohnten Freundlichkeit.
    »Philip ist ein netter Name und paßt zu Ihnen. Ich finde Nachnamen sowieso albern und ziemlich unnütz. Wäre viel besser, wenn jeder nur einen Namen besäße.«
    »Aber viel komplizierter. Danke, Katherine. Ich glaube, ich kann mich darauf verlassen, Kenneth, daß Sie sich einen Schubs geben. Aber wie steht’s mit Jane?«
    Jane sah verlegen aus. »Ich weiß nicht. Es klingt so eigenartig, weil Sie doch mein Chef waren.«
    »Aber Jane, zu Hause hast du ihn ziemlich offt den >alten Philip< genannt, wenn du eine Wut auf ihn hattest, und du hast gesagt, daß diese Lorna...«
    »O Kit«, unterbrach Jane sie verzweifelt, und alle lachten.
    »Mit dem alten Philip bin ich nicht so ganz einverstanden. Damit reiten wir immer wieder auf damals herum. Aber tun Sie sich keinen Zwang an. Eines Tages wird es schon gelingen.«
    Eines Tages. Wieviele Tage würde es geben? Dieses Wochenende vermittelte Jane das Gefühl eines herrlichen Spätsommers, die sanften goldenen Tage des Frühherbstes im Norden, und eine segensreiche Pause zwischen dem Weihnachtsrummel, der sich an Ostern bald wiederholen sollte. Den Gedanken, daß Philips Gegenwart etwas mit ihrer Fröhlichkeit zu tun haben könnte, wies sie als abwegig zurück. Sie hatte ihn als einen freundlichen Menschen akzeptiert und weiter nichts.
    Das einzige, was ihr wirklich Sorgen machte, war das Geld. Sie kamen nur mühsam über die Runden und konnten die Ausgaben für das tägliche Leben trotz Rosmans Pensionsgeld und Philips hoher Wochenendrechnungen kaum bestreiten. An Ostern würden sie wieder viel verdienen, denn sie waren ausgebucht, aber die Zeit war kurz, auch wenn man einige Familien ohne schulpflichtige Kinder hinzurechnete, die vorhatten, volle vierzehn Tage zu bleiben. Damit könnten sie gerade eben ihre Finanzen wieder in Ordnung bringen und etwas von ihrem schrecklich riesigen Kühlschrank abzahlen. Der Winter stand vor der Tür. Vielleicht würde sie eine Arbeit annehmen müssen, wenn auch nicht im Büro von Park, Fairbrother and Park.
    Eines

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