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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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natürlich zu herabgesetzten Preisen — und sich bei kaltem Wetter gerne verwöhnen lassen. Das ist unsere beste Chance.«
    »O mein Schatz, wie scheußlich langweilig. Ich verwöhne nicht gerne alte Leute. Sie sind oft so schwierig und unangenehm. Müssen wir das tun, Jane? Können wir denn nicht einfach dableiben und abwarten?«
    »Nur wenn wir uns von Muscheln und anderem Seegetier, von lebendem, wohlgemerkt, ernähren. Komm jetzt, Kit, hole die Wäsche heraus und mach die Betten. Deine Kunst muß bis nach Ostern warten. Putzen und Servieren wird deine ganze Zeit in Anspruch nehmen.«
    Ein tiefer Seufzer entfuhr Katherine. »Weißt du, Jane, dir liegt dieses Leben viel besser als mir. Ich habe überhaupt nichts für Hausarbeit übrig, und manchmal habe ich die Leute einfach satt, wenn sie nicht jung und fröhlich sind. Ich habe in den letzten vier Wochen meine Seele gefunden.«
    »Dann verlierst du sie besser wieder, wenn sie nicht gerne arbeitet.«
    »Wie hart du bist, mein Schatz; du weißt nicht, was es für mich bedeutet, dazusitzen, einen schönen Baum stundenlang zu betrachten und nur zu träumen. Vielleicht werde ich das eines Tages tun können.«
    »Darüber würde ich mir keine Sorgen machen. Du wirst es schon überwinden. Auf jeden Fall kannst du es nicht heute tun«, sagte Jane ohne Mitgefühl.
     

9
     
    Ostern war eine Zeit harter Arbeit, aber Jane tröstete sich mit dem Gedanken, daß es einträglich war. Die fünf Tage der eigentlichen Ferienzeit waren wirklich hektisch, und danach blieben dann noch ein halbes Dutzend Gäste für weitere vierzehn Tage.
    »Wenn wir es geschickt anstellen, müßten wir für einige Monate abgesichert sein«, sagte sie zu Katherine.
    »Wie klug du alles vorausplanst. Weißt du, Jane, du kannst zwar über Ken und seinen Bart lachen, aber er ist eine Hilfe.«
    »Stimmt, und er kommt sogar mit seinem Bart zurecht, wenn er beim Auftragen des Abendessens hilft. Wir sollten ihm diese Zeit bezahlen.«
    »O nein. Er ist ganz überwältigt, weil du ihm nichts für seine Ferien berechnet hast. Er ist ein sehr sensibler Mensch, weißt du.«
    »Stimmt«, sagte Jane etwas mürrisch und sah ihre Kusine nachdenklich an. Was hatte Kit im Sinn? Diese neue Freundschaft war anders als alle vorangegangenen. Da Jane realistisch dachte, glaubte sie nicht an platonische Freundschaften, die ihrer Ansicht nach nur zustande kamen, wenn man hoffnungslos häßlich war. Aber hier schien es sich doch um ein derartiges Verhältnis zu handeln, oder zumindest hoffte sie es. Katherine würde sich bestimmt nicht mit einem mittellosen jungen Mann einlassen, und obwohl Jane nicht viel für Kenneth übrig hatte, wollte sie nicht, daß ihm das Herz brach, wenn Kit eines Tages Kunst und Seele leid wurde.
    Obwohl es an Ostern viel Arbeit gab, war es eine erfreuliche Zeit. Natürlich waren auch weniger angenehme Augenblicke dabei, aber die gehörten, wie Jane jetzt feststellte, zum Alltag jeder Pension. Da gab es zum Beispiel Miss Merton. Als sie ihr Zimmer schriftlich bestellte, versäumte sie, darauf hinzuweisen, daß sie ein Gesundheitsfanatiker war, und so fühlte sich Jane sehr getroffen, als ihr großartig zubereitetes Essen kaum angerührt wurde, und sie sich später noch einen langen Vortrag darüber anhören mußte, wie notwendig es sei, Gemüse roh auf den Tisch zu bringen und nur »echtes Vollkornbrot, nicht dieses unmögliche nachgemachte braune Zeug« zum Frühstück und Mittagessen zu servieren. Einen Augenblick lang fühlte sich Jane in die Enge getrieben, aber am nächsten Tag sagte sie bestimmt: »Miss Merton, Sie hätten mir das alles in Ihrer Vorbestellung schreiben sollen, und dann hätte ich...«
    »... nahrhafte Kost statt dieses wertlosen Zeugs besorgt?« führte Miss Merton unhöflich, aber mit fanatischer Befriedigung den Satz zu Ende.
    »... hätte ich Ihren Scheck zurückgeschickt und Sie gebeten, woandershin zu gehen«, sagte Jane, die langsam ärgerlich wurde. Da sie sah, daß ihr Gegenüber momentan verstummt war, fuhr sie fort: »Wie die Dinge liegen, werde ich ihre Anzahlung einbehalten, denn Sie haben ein Zimmer besetzt, das ich an andere Gäste hätte vermieten können, aber ich werde ihnen den Rest erlassen und Sie bitten, sich eine andere Unterkunft zu suchen.«
    Hier quiekte Katherine, die heimlich zugehört hatte, leise auf und verließ das Zimmer. Miss Merton kapitulierte fast sofort. Wie sie sagte, hatte sie nicht die geringste Absicht abzureisen. Das Hotel gefiel ihr,

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