Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
umsehen. Sie versteckt die Sachen, aber ich weiß, wo ich suchen muß.«
    Es war wie ein wahnsinniger Traum. Jane flüsterte es Katherine zu, die keuchte: »Ich kann es nicht glauben. Das ist einfach unmöglich, diese liebe alte Dame...«
    Sie lockten die liebe alte Dame nach unten und boten ihr Kaffee an, wobei sie sich als schreckliche Verräter fühlten. Zehn Minuten später legte ihr Neffe eine erstaunliche Sammlung auf den Küchentisch. Alles war wieder da — die Brosche, die zuerst verschwunden war, Kenneths Armbanduhr, Katherines Ohrringe, die Silberspange, die Nylonstrümpfe und sogar die Herrenschuhe, die lustigerweise in Weihnachtspapier gewickelt waren. Jane stürzte sich erfreut auf einen kleinen goldenen Schlüssel und stieß dann beim Anblick eines Kartons mit Fischmessern einen Freudenschrei aus. Sie gehörten ihrer Mutter, und sie hatte sie nicht vermißt. »Darüber wäre Tante Edith nicht sehr begeistert gewesen«, bemerkte Katherine weise.
    »Und jetzt vermute ich, daß wir wohl kein Geld für ihre Pension bekommen werden«, sagte sie plötzlich traurig zu Katherine. »Ich kann diesen unglücklichen jungen Mann einfach nicht danach fragen. Er hat schon so eine schreckliche Zeit durchgemacht und hat sich so anständig benommen. Das müssen wir abschreiben.«
    Aber hier schätzte sie Miss Olds völlig falsch ein. Die alte Dame erschien in Reisekleidung und war offensichtlich sehr mit sich zufrieden, wenn sie an ihre kluge List, an die lange Autofahrt und an das Wiedersehen mit ihrer Nichte dachte. Sie bestand darauf, den vollen Pensionspreis für die ganze Zeit zu zahlen. »Aber doch keine Ferienpreise«, protestierte Jane und überlegte mit einem unguten Gefühl, ob das Geld Miss Olds oder jemand anders gehörte.
    Ihr Neffe, der wirklich ein sehr verständnisvoller Mensch war, sah, wie sie zögerte und murmelte: »Das ist schon in Ordnung. Geld rührt sie nicht an, und sie ist wirklich nicht arm.«
    »Meine Liebe«, sagte Miss Olds. »Ich zahle immer den vollen Preis, und ich habe Ihnen viele Schwierigkeiten gemacht.«
    Jane stutzte. Hatte sie das doch gemerkt? Aber sie fuhr vergnügt fort: »Nachts eine Tasse Milch aufs Zimmer. Kleine Aufmerksamkeiten. Mit jedem geringeren Betrag wären Sie betrogen, und Unehrlichkeit kann ich nicht ausstehen.«
    Als sie sich dann umsah, um sicher zu sein, daß ihr Neffe zum Auto hinausgegangen war, flüsterte sie: «Das ist eine schlechte Welt. Ich hatte ein kleines Geschenk für Sie beide. Einen goldenen Schlüssel für Miss Jane und eine kleine Brosche für Katherine. Ich hatte sie sicher versteckt, wegen Ihres Anschlags in der Halle. Aber sie sind verschwunden. Manchmal fürchte ich, daß mein lieber Neffe — er ist eigentlich nicht mit mir verwandt, aber ein netter Junge — eine kleine Schwäche hat«, sie nickte bedeutungsvoll und fügte hinzu: »Sie halten mich für eine einfache alte Frau, meine Liebe, aber ich habe Augen im Kopf«, und dann, wie Jane später sagte, »tat sie das, worüber man in Büchern der Viktorianischen Zeit liest — sie warf sich stolz in die Brust.«
    Sie reiste mit aufrichtigem Bedauern ab und versicherte, sie würde wiederkommen, eine Androhung, die für Jane fast zuviel war. Am nächsten Morgen schickte sie die verschiedenen Gegenstände an ihre Besitzer zurück und erhielt dankbare Antwortbriefe. Philip Park schrieb: »Ich danke Ihnen für Ihren Brief und dafür, daß Sie meinen kleinen Schlüssel zurückgeschickt haben. Ich bin so froh, daß sich alles aufgeklärt hat, und kann mir vorstellen, daß Sie Miss Wheeler mit kleinen Aufmerksamkeiten des schlechten Gewissens überschütten. Ich werde dem >Weißen Elefanten< bald einen Besuch abstatten. Mit vielen Grüßen Ihr Philip Park. P. S. Meine neue Sekretärin hat eine ungeheure Selbständigkeit entwickelt und kennt sich mit der Rechtschreibung aus, aber im großen und ganzen ist mir die lieber, die sich nicht damit auskannte.«
    Jane lächelte über den letzten Satz. Jetzt, da er ihr Freund war, konnte sie sogar Scherze über ihre Rechtschreibung vertragen. Und er hatte recht. Sie konnten bis zum Ende der vierzehn Tage nicht genug für Miss Wheeler tun. Es gelang ihnen jedoch nicht, sie liebzugewinnen.
    »Trotzdem«, sagte Jane, nachdem sie sich von ihr verabschiedet hatten, »ich werde keinen Menschen mehr nach der Zahl seiner Bäder oder der Größe seiner Füße beurteilen.«
    »Ich weiß«, stimmte ihr Katherine nachdenklich zu, »aber ist es nicht schrecklich, daß man

Weitere Kostenlose Bücher