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Zungenkuesse mit Hyaenen

Zungenkuesse mit Hyaenen

Titel: Zungenkuesse mit Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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sechzigsten Geburtstag schreiben will. Er heißt ...«
    Ich schluckte kurz und sagte dann fest: »Meikel!«
    »Meikellll«, gurrte Kuki Bobito und schnalzte mit ihrer rosa Zunge. Dann begann sie ein kleines Gerangel in der ersten Reihe, indem sie versuchte, sich auf den Platz zu setzen, den Veronika angesteuert hatte, neben Müller – am sesselfreien Platz sah man, wo Müller seinen Rollstuhl parken würde. Die beiden Diven standen kurz vor der Handgreiflichkeit, aber unter Müllers strengem Blick gewährten sie einander nun, Kuki grimmig, Veronika mit scheinheiliger Freundlichkeit, den Vortritt.
    »Das muss ja ’ne Herfahrt gewesen sein«, raunte ich David zu.
    Der verdrehte die Augen und winkte genervt ab. Schließlich setzten sich Kuki und Veronika rechts und links von Müllers Platz.
    »Meine Damen, Meikel sitzt heute neben mir«, rief Müller, woraufhin in Kukis Gesicht Wüstenstürme aufzogen. Sie verschränkte die Arme, streckte die langen Stelzen nach vorn und rührte sich nicht von der Stelle. Es war Veronika, die sich schließlich erhob, um mir Platz zu machen. Sie setzte sich hinter Müller in die zweite Reihe.
    »Lassen Sie nur«, protestierte ich, praktisch unhörbar.
    Ungerührt wies mir Müller den freigewordenen Platz zu – Veronika würde mich nun hassen – und rangierte seinen Rollstuhl neben mir ein.
    »Schauspieler sind wie kleine Kinder«, raunte er mir zu. »Wie finden Sie mein Kino?«
    »Ein Traum!«, sagte ich.
    »Schau, junger Mann, ich bin aus kleinen Verhältnissen. Wir haben zu Hause von Kartoffelschalen und Wassersuppe gelebt. Ich wollte immer ein schönes Haus haben, ein dickes Auto, Weiber – und ein eigenes Kino.«
    »Das ist«, sagte ich, »nur zu verständlich.«
    Das Licht ging aus. Die Tatort-Titelmelodie erklang. Müller zog sein vibrierendes Smartphone hervor. Kuki warf sich über die Seitenlehne und legte ihren Arm um Müllers Schulter, dabei verpasste sie Veronika um ein Haar einen Nasenstüber und kratzte mit ihren Fingernägeln an meinem Jackett. »Ich bin so nervös«, flüsterte sie.
    »Ruhe im Karton«, sagte Müller.
    Der Beamer wirft als erstes Bild eine Villa an die Wand, eine Art Miniaturausgabe des Weißen Hauses, in der Veronika in wechselnden Designerkostümen hin und her stakst. Sie spielt die Hausherrin, eine vom Luxus gelangweilte Frau, die im goldenen Käfig lebt und mit einem Filmproduzenten im Rollstuhl – hier boxte mich Müller schelmisch in den Oberarm – verheiratet ist. Eines Tages hört der Filmproduzent ein Geräusch. Es kommt aus dem oberen Stockdes Hauses. Ein paar Tage später, als beide im Garten sind, glaubt er, hinter den Fenstern am Giebel einen Schatten zu sehen. Er schickt seine Frau hinauf, sie solle mal nachsehen. Die Frau geht rauf, dort ist ein nackter Mann. Aber anstatt gehörig zu erschrecken, küsst sie ihn. »Und?«, sagt der Produzent, als sie wieder unten ist. »Hast du die Ratte gefunden?« Sie schüttelt den Kopf. In der nächsten Einstellung ist der Liebhaber tot, und Veronika schreit schrill. Hier kommen die neuen Mordkommissare ins Spiel: Kuki Bobito und ihr Partner.
    Während der ersten Minuten des Films telefonierte Müller mehrfach. Er schien einen aufgebrachten Schauspieler zu besänftigen und schob alles auf den Regisseur. Danach telefonierte er mit dem Regisseur, besänftigte den und schob alles auf den Schauspieler. Dann schrieb und verschickte er Textnachrichten. Dann sank sein Kopf herunter, sein Gesicht verlor jede Spannung und sein Mund öffnete sich. Im Schlaf verlor der Löwe jeden Schrecken.

DRAMOLETTCHEN
    Später, am Esstisch, saßen vier beschwipste Männer fünf beschwipsten Frauen gegenüber: Auf der einen Seite Müller, Gürkchen, David, ich, auf der anderen die vier Blondinen und Kuki. Kuki schien mit der Voraufführung zufrieden. Veronika kämpfte verstimmt einen Schluckauf nieder. Janine, Jacqueline und Jana dagegen zeigten die fröhliche Ungeduld einfacher Geschöpfe, die Hunger haben und gutes Essen auf dem Tisch sehen. Sie waren ganz und gar im Schlaraffenland.
    »Heute fressen wir den Trog leer«, sagte Müller und zwinkerte mir zu.
    »Meikelll, mein Nudelprinz«, sagte Kuki neckend, »wie war ich?«
    »Großartig«, beeilte ich mich zu versichern, »ganz und gar großartig!«
    In der Tat hatte mir die wortkarge, lulatschhafte Art, mit der sich die neue Tatort-Kommissarin eingeführt hatte, imponiert. Wenn man so wollte, beerbte Kuki mit ihrer Androgynität und ihrem finsteren Blick die frühe

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