Zur besonderen Verwendung
meiner Waffe. In diesem Augenblick wußte ich, daß mir ein Fehler unterlaufen war. Ein Wissenschaftler zieht nicht so blitzschnell, wie ich es getan hatte.
Ich räusperte mich und zauberte einen verbissenen Ausdruck auf mein Gesicht. Noch ehe sie sprechen konnten, ergriff ich die Initiative.
»Sie sollten bedenken, daß Sie einen recht nervösen Mann besuchen, der einige Stunden seiner Nachtruhe damit geopfert hat, um sich im raschen Ziehen der Waffe zu üben. Es tut mir leid, aber Sie hätten anklopfen sollen.«
Holy und Gutris hatten nichts gemerkt. Der Fremde aber, der Mann mit den dunklen Augen, sah mich sehr aufmerksam und forschend an.
»Morset«, stellte er sich vor. »Sie entwickeln erstaunliche Talente, Dr. Tensin. Sie verblüffen uns immer wieder. Wenn ich bedenke, wie unglaublich schnell Sie soeben Ihre Waffe gezogen haben, erscheint es mir nicht mehr unwahrscheinlich, daß es Ihnen gelungen ist, drei GWA-Schatten unschädlich zu machen.«
Die Worte hatten ironisch geklungen. Die Falte zwischen seinen Augenbrauen wollte mir dagegen überhaupt nicht gefallen.
Ich musterte ihn betont ruhig. Langsam steckte ich die Thermo-Rak-Pistole in das Schulterhalfter zurück und zog mein Jackett zurecht.
»Warum sollte Ihnen diese Tatsache auch unwahrscheinlich erscheinen«, entgegnete ich zurückhaltend. »Sie können es sich wohl nicht vorstellen, wie schnell ein Mensch reagieren kann, wenn er den sicheren Tod vor Augen sieht!«
»O doch, das kann ich. Ich bin Arzt.« Er lächelte unmerklich. »Inwieweit sind Sie aber der Meinung, daß Sie dem Tod ins Auge gesehen hätten? Man hat Sie doch nicht zu so einer unangenehmen Strafe verurteilt, nicht wahr?«
»Gefahr!« signalisierte mein Gehirn. Wenn dieser Mensch nicht von der Hauptzentrale geschickt worden war, um mich einem gründlichen Test zu unterziehen, dann wollte ich wirklich der echte Tensin sein. Da mir der ›Arzt‹ vollkommen unbekannt war, konnte ich mit Sicherheit annehmen, daß auch General Reling keine Unterlagen über ihn hatte. Also wieder ein neues Gesicht, das ich irgendwo unterbringen mußte.
Hank Gutris schien leicht erstaunt zu sein. Seine Blicke irrten zwischen dem angeblichen Arzt und mir hin und her.
»Sie stellen seltsame Fragen, Doktor«, erwiderte ich sarkastisch. »Natürlich hat man mich nicht zum Tode verurteilt; aber das war den GWA-Leuten offensichtlich gleichgültig. Hat man Ihnen nicht berichtet, daß mir eine Spritze gegeben werden sollte? Ich hatte das Gefühl, dem Tod ins Auge zu sehen. Deshalb habe ich gehandelt. Sagen Sie nur nicht, das paßte Ihnen oder der Zentrale nicht!«
»Aber, aber, ganz im Gegenteil, Doktor«, beschwichtigte er sachlich. »Sie sind uns entgegengekommen, zumal wir noch gar nicht genau wußten, welche Maßnahmen wir hätten einleiten müssen, um Sie aus dem Gefängnis auf den Nevada-Fields herauszuholen.«
»Na also, warum fragen Sie dann so eigenartig?« fragte ich empört.
»Ich würde es bedauern, wenn Sie es so auffassen sollten. Ich habe jedoch den Auftrag erhalten, nähere Erkundigungen einzuziehen, die ich von Ihnen wohl in ausführlicherer Form erhalten kann. Der Bericht unseres Mitarbeiters Hank Gutris war etwas unklar, verstehen Sie!«
Ich warf dem stämmigen Mann einen forschenden Blick zu und übersah auch nicht die wachsamen Augen seiner angeblichen Sekretärin. Sie schien zu spüren, daß mir Dr. Morset nicht recht traute. Das war an sich nicht verwunderlich, denn ein intelligenter Mensch mußte sich über meine Handlungsweise einige Gedanken machen. Es war durchaus verständlich, daß man Dr. Tensin eine so verwegene Flucht unter den offensichtlichen Begleitumständen niemals zugetraut
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