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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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mei­ner Waf­fe. In die­sem Au­gen­blick wuß­te ich, daß mir ein Feh­ler un­ter­lau­fen war. Ein Wis­sen­schaft­ler zieht nicht so blitz­schnell, wie ich es ge­tan hat­te.
    Ich räus­per­te mich und zau­ber­te einen ver­bis­se­nen Aus­druck auf mein Ge­sicht. Noch ehe sie spre­chen konn­ten, er­griff ich die In­itia­ti­ve.
    »Sie soll­ten be­den­ken, daß Sie einen recht ner­vö­sen Mann be­su­chen, der ei­ni­ge Stun­den sei­ner Nachtru­he da­mit ge­op­fert hat, um sich im ra­schen Zie­hen der Waf­fe zu üben. Es tut mir leid, aber Sie hät­ten an­klop­fen sol­len.«
    Ho­ly und Gu­tris hat­ten nichts ge­merkt. Der Frem­de aber, der Mann mit den dunklen Au­gen, sah mich sehr auf­merk­sam und for­schend an.
    »Mor­set«, stell­te er sich vor. »Sie ent­wi­ckeln er­staun­li­che Ta­len­te, Dr. Ten­sin. Sie ver­blüf­fen uns im­mer wie­der. Wenn ich be­den­ke, wie un­glaub­lich schnell Sie so­eben Ih­re Waf­fe ge­zo­gen ha­ben, er­scheint es mir nicht mehr un­wahr­schein­lich, daß es Ih­nen ge­lun­gen ist, drei GWA-Schat­ten un­schäd­lich zu ma­chen.«
    Die Wor­te hat­ten iro­nisch ge­klun­gen. Die Fal­te zwi­schen sei­nen Au­gen­brau­en woll­te mir da­ge­gen über­haupt nicht ge­fal­len.
    Ich mus­ter­te ihn be­tont ru­hig. Lang­sam steck­te ich die Ther­mo-Rak-Pis­to­le in das Schul­ter­half­ter zu­rück und zog mein Jackett zu­recht.
    »Warum soll­te Ih­nen die­se Tat­sa­che auch un­wahr­schein­lich er­schei­nen«, ent­geg­ne­te ich zu­rück­hal­tend. »Sie kön­nen es sich wohl nicht vor­stel­len, wie schnell ein Mensch rea­gie­ren kann, wenn er den si­che­ren Tod vor Au­gen sieht!«
    »O doch, das kann ich. Ich bin Arzt.« Er lä­chel­te un­merk­lich. »In­wie­weit sind Sie aber der Mei­nung, daß Sie dem Tod ins Au­ge ge­se­hen hät­ten? Man hat Sie doch nicht zu so ei­ner un­an­ge­neh­men Stra­fe ver­ur­teilt, nicht wahr?«
    »Ge­fahr!« si­gna­li­sier­te mein Ge­hirn. Wenn die­ser Mensch nicht von der Haupt­zen­tra­le ge­schickt wor­den war, um mich ei­nem gründ­li­chen Test zu un­ter­zie­hen, dann woll­te ich wirk­lich der ech­te Ten­sin sein. Da mir der ›Arzt‹ voll­kom­men un­be­kannt war, konn­te ich mit Si­cher­heit an­neh­men, daß auch Ge­ne­ral Re­ling kei­ne Un­ter­la­gen über ihn hat­te. Al­so wie­der ein neu­es Ge­sicht, das ich ir­gend­wo un­ter­brin­gen muß­te.
    Hank Gu­tris schi­en leicht er­staunt zu sein. Sei­ne Bli­cke irr­ten zwi­schen dem an­geb­li­chen Arzt und mir hin und her.
    »Sie stel­len selt­sa­me Fra­gen, Dok­tor«, er­wi­der­te ich sar­kas­tisch. »Na­tür­lich hat man mich nicht zum To­de ver­ur­teilt; aber das war den GWA-Leu­ten of­fen­sicht­lich gleich­gül­tig. Hat man Ih­nen nicht be­rich­tet, daß mir ei­ne Sprit­ze ge­ge­ben wer­den soll­te? Ich hat­te das Ge­fühl, dem Tod ins Au­ge zu se­hen. Des­halb ha­be ich ge­han­delt. Sa­gen Sie nur nicht, das paß­te Ih­nen oder der Zen­tra­le nicht!«
    »Aber, aber, ganz im Ge­gen­teil, Dok­tor«, be­schwich­tig­te er sach­lich. »Sie sind uns ent­ge­gen­ge­kom­men, zu­mal wir noch gar nicht ge­nau wuß­ten, wel­che Maß­nah­men wir hät­ten ein­lei­ten müs­sen, um Sie aus dem Ge­fäng­nis auf den Ne­va­da-Fields her­aus­zu­ho­len.«
    »Na al­so, warum fra­gen Sie dann so ei­gen­ar­tig?« frag­te ich em­pört.
    »Ich wür­de es be­dau­ern, wenn Sie es so auf­fas­sen soll­ten. Ich ha­be je­doch den Auf­trag er­hal­ten, nä­he­re Er­kun­di­gun­gen ein­zu­zie­hen, die ich von Ih­nen wohl in aus­führ­li­che­rer Form er­hal­ten kann. Der Be­richt un­se­res Mit­ar­bei­ters Hank Gu­tris war et­was un­klar, ver­ste­hen Sie!«
    Ich warf dem stäm­mi­gen Mann einen for­schen­den Blick zu und über­sah auch nicht die wach­sa­men Au­gen sei­ner an­geb­li­chen Se­kre­tä­rin. Sie schi­en zu spü­ren, daß mir Dr. Mor­set nicht recht trau­te. Das war an sich nicht ver­wun­der­lich, denn ein in­tel­li­gen­ter Mensch muß­te sich über mei­ne Hand­lungs­wei­se ei­ni­ge Ge­dan­ken ma­chen. Es war durch­aus ver­ständ­lich, daß man Dr. Ten­sin ei­ne so ver­we­ge­ne Flucht un­ter den of­fen­sicht­li­chen Be­gleit­um­stän­den nie­mals zu­ge­traut

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