Zur besonderen Verwendung
hätte. Die Fragen waren deshalb begründet.
Infolge dieses Eindrucks sagte ich mir, daß ich absolut nicht beunruhigt zu sein brauchte.
»Schön! Was wollen Sie wissen? Machen wir es kurz. Wollen Sie sich nicht setzen?«
Hannibal, der schweigend, aber sehr aufmerksam auf einer niedrigen Couch lag, rückte mit der Fußspitze einen leichten Sessel zurecht. Dr. Morset setzte sich. Holy und Gutris blieben stehen.
»Man hat mich geschickt, weil ich Mediziner bin«, erklärte er verbindlich. »Es interessiert uns, wie das Mittel ausgesehen hat, das man Ihnen einspritzen wollte.«
Innerlich begann ich zu lachen. Wenn er auf eine falsche Antwort hoffte, dann sollte er sich aber gründlich getäuscht haben.
»Wie wollte es der GWA-Offizier injizieren? Intramuskulär oder intravenös?«
Ich sah ihn spöttisch an, doch er ignorierte mein Benehmen.
»Da er mir meinen rechten Arm entblößen wollte und den Ärmel nur hochstreifte, sehr wahrscheinlich intravenös.«
Er nickte.
»So, so! Wußten Sie, um welches Mittel es sich dabei handelte?«
»Keine Ahnung«, brummte ich ärgerlich. »Ich bin schließlich Kernphysiker. Ich hatte aber das instinktive Gefühl, daß es eine Gefahr bedeutete.«
Er strich sich mit der gepflegten Hand über das Kinn.
»Das ist verständlich. Sie haben aber doch sicherlich beobachten können, wie der Beamte die Injektionsspritze füllte. Geschah das aus einer Ampulle, oder aus einem Fläschchen mit durchstechbarem Plastikverschluß?«
Ich atmete tief ein und blickte gelangweilt zur Decke. Er lächelte nur.
»Ich habe es sehen können; deshalb wurde ich auch so unruhig. Es handelte sich um eine Ampulle. Er sägte das Ende ab und zog den Inhalt auf. Wenn Sie wissen wollen, wie die Flüssigkeit aussah, so kann ich Ihnen nur sagen, daß sie eine zartblaue Farbe aufwies.«
Ich bemerkte, wie er innerlich zusammenzuckte. Er wußte also genau, wie »Ralowgaltin« aussah.
»Ah, zartblau. Interessant! Als Physiker haben Sie doch bestimmt ein gutes Schätzungsvermögen für Flüssigkeitsmengen, nicht wahr?«
»Das entspricht zwar durchaus nicht der Regel, aber ich habe es zufällig«, sagte ich überheblich. »Die Spritze enthielt schätzungsweise vier bis fünf Kubikzentimeter. Einen Geruch konnte ich nicht feststellen, wenn Sie das auch noch wissen wollen.«
Er lachte leise und strich sich über seine grauen Schläfen. Auf seine äußere Erscheinung schien er sehr bedacht zu sein.
»Danke, das genügt mir. Sie wußten also nicht, um welches Mittel es sich handelte?«
»Ich sagte es bereits, zum Teufel.«
Gutris begann zu grinsen. Auch Holys Gesichtszüge entspannten sich. Sie schienen zu bemerken, daß er mit meinen Antworten zufrieden war.
»Bitte, regen Sie sich nicht auf. Ich stelle die Fragen nur, weil es meine Pflicht ist. Wir möchten gern erfahren, was man mit Ihnen vorhatte. Ich kann Ihnen bestätigen, daß Sie Ihr Gefühl richtig beriet. Wenn es dem Mann gelungen wäre, Ihnen das Mittel in die Vene zu spritzen, hätten Sie nach zehn Minuten Ihr ganzes Wissen ausgeplaudert. Anscheinend wollte man von Ihnen hören, mit wem Sie während Ihrer Forschungsarbeit in Verbindung gestanden haben. Das scheint mir auch die logische Begründung für die reichlich anmaßenden Worte jenes GWA-Obersten zu sein, der Ihnen im Gerichtssaal ins Gesicht sagte, er würde Ihnen den Landesverrat nachweisen.«
Die letzten Worte hatte er sehr nachdenklich ausgesprochen. Der Mann konnte denken. Aus diesem Grunde war er auch todsicher auf die falsche Spur geraten.
»Erscheint mir einleuchtend, Doc«, warf Holy Sester ein. »In Wirklichkeit hatten die GWA-Leute keine Ahnung. Der Oberst bluffte nur und nahm Tensins Ablehnung zum Anlaß,
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