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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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hät­te. Die Fra­gen wa­ren des­halb be­grün­det.
    In­fol­ge die­ses Ein­drucks sag­te ich mir, daß ich ab­so­lut nicht be­un­ru­higt zu sein brauch­te.
    »Schön! Was wol­len Sie wis­sen? Ma­chen wir es kurz. Wol­len Sie sich nicht set­zen?«
    Han­ni­bal, der schwei­gend, aber sehr auf­merk­sam auf ei­ner nied­ri­gen Couch lag, rück­te mit der Fuß­spit­ze einen leich­ten Ses­sel zu­recht. Dr. Mor­set setz­te sich. Ho­ly und Gu­tris blie­ben ste­hen.
    »Man hat mich ge­schickt, weil ich Me­di­zi­ner bin«, er­klär­te er ver­bind­lich. »Es in­ter­es­siert uns, wie das Mit­tel aus­ge­se­hen hat, das man Ih­nen ein­sprit­zen woll­te.«
    In­ner­lich be­gann ich zu la­chen. Wenn er auf ei­ne falsche Ant­wort hoff­te, dann soll­te er sich aber gründ­lich ge­täuscht ha­ben.
    »Wie woll­te es der GWA-Of­fi­zier inji­zie­ren? In­tra­mus­ku­lär oder in­tra­ve­nös?«
    Ich sah ihn spöt­tisch an, doch er igno­rier­te mein Be­neh­men.
    »Da er mir mei­nen rech­ten Arm ent­blö­ßen woll­te und den Är­mel nur hoch­streif­te, sehr wahr­schein­lich in­tra­ve­nös.«
    Er nick­te.
    »So, so! Wuß­ten Sie, um wel­ches Mit­tel es sich da­bei han­del­te?«
    »Kei­ne Ah­nung«, brumm­te ich är­ger­lich. »Ich bin schließ­lich Kern­phy­si­ker. Ich hat­te aber das in­stink­ti­ve Ge­fühl, daß es ei­ne Ge­fahr be­deu­te­te.«
    Er strich sich mit der ge­pfleg­ten Hand über das Kinn.
    »Das ist ver­ständ­lich. Sie ha­ben aber doch si­cher­lich be­ob­ach­ten kön­nen, wie der Be­am­te die In­jek­ti­onss­prit­ze füll­te. Ge­sch­ah das aus ei­ner Am­pul­le, oder aus ei­nem Fläsch­chen mit durch­stech­ba­rem Plas­tik­ver­schluß?«
    Ich at­me­te tief ein und blick­te ge­lang­weilt zur De­cke. Er lä­chel­te nur.
    »Ich ha­be es se­hen kön­nen; des­halb wur­de ich auch so un­ru­hig. Es han­del­te sich um ei­ne Am­pul­le. Er säg­te das En­de ab und zog den In­halt auf. Wenn Sie wis­sen wol­len, wie die Flüs­sig­keit aus­sah, so kann ich Ih­nen nur sa­gen, daß sie ei­ne zart­blaue Far­be auf­wies.«
    Ich be­merk­te, wie er in­ner­lich zu­sam­men­zuck­te. Er wuß­te al­so ge­nau, wie »Ra­low­gal­tin« aus­sah.
    »Ah, zart­blau. In­ter­essant! Als Phy­si­ker ha­ben Sie doch be­stimmt ein gu­tes Schät­zungs­ver­mö­gen für Flüs­sig­keits­men­gen, nicht wahr?«
    »Das ent­spricht zwar durch­aus nicht der Re­gel, aber ich ha­be es zu­fäl­lig«, sag­te ich über­heb­lich. »Die Sprit­ze ent­hielt schät­zungs­wei­se vier bis fünf Ku­bik­zen­ti­me­ter. Einen Ge­ruch konn­te ich nicht fest­stel­len, wenn Sie das auch noch wis­sen wol­len.«
    Er lach­te lei­se und strich sich über sei­ne grau­en Schlä­fen. Auf sei­ne äu­ße­re Er­schei­nung schi­en er sehr be­dacht zu sein.
    »Dan­ke, das ge­nügt mir. Sie wuß­ten al­so nicht, um wel­ches Mit­tel es sich han­del­te?«
    »Ich sag­te es be­reits, zum Teu­fel.«
    Gu­tris be­gann zu grin­sen. Auch Ho­lys Ge­sichts­zü­ge ent­spann­ten sich. Sie schie­nen zu be­mer­ken, daß er mit mei­nen Ant­wor­ten zu­frie­den war.
    »Bit­te, re­gen Sie sich nicht auf. Ich stel­le die Fra­gen nur, weil es mei­ne Pflicht ist. Wir möch­ten gern er­fah­ren, was man mit Ih­nen vor­hat­te. Ich kann Ih­nen be­stä­ti­gen, daß Sie Ihr Ge­fühl rich­tig be­riet. Wenn es dem Mann ge­lun­gen wä­re, Ih­nen das Mit­tel in die Ve­ne zu sprit­zen, hät­ten Sie nach zehn Mi­nu­ten Ihr gan­zes Wis­sen aus­ge­plau­dert. An­schei­nend woll­te man von Ih­nen hö­ren, mit wem Sie wäh­rend Ih­rer For­schungs­ar­beit in Ver­bin­dung ge­stan­den ha­ben. Das scheint mir auch die lo­gi­sche Be­grün­dung für die reich­lich an­ma­ßen­den Wor­te je­nes GWA-Obers­ten zu sein, der Ih­nen im Ge­richts­saal ins Ge­sicht sag­te, er wür­de Ih­nen den Lan­des­ver­rat nach­wei­sen.«
    Die letz­ten Wor­te hat­te er sehr nach­denk­lich aus­ge­spro­chen. Der Mann konn­te den­ken. Aus die­sem Grun­de war er auch tod­si­cher auf die falsche Spur ge­ra­ten.
    »Er­scheint mir ein­leuch­tend, Doc«, warf Ho­ly Ses­ter ein. »In Wirk­lich­keit hat­ten die GWA-Leu­te kei­ne Ah­nung. Der Oberst bluff­te nur und nahm Tens­ins Ab­leh­nung zum An­laß,

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