Zur Hoelle mit den Hexen
sind nicht so mein Fall«, sagt Henna. »Es gibt leider keine in Rot. Höchstens als Handtaschen.«
»Ein rotes Krokodil? Zum Teufel, das lässt sich hexen!«, sagt Lilli und lacht übermütig.
»Psst!«, flüstert Flora erschrocken. »Du hast ein gefährliches Wort ausgesprochen. Wir müssen vorsichtig sein!«
»Keiner aus der Organisation ahnt doch, dass wir hier sind. DTG kann uns gestohlen bleiben!«, ruft Henna.
»Passt trotzdem auf«, mahnt Flora.
Lilli steuert den Landrover geschickt über den Highway 75 durch die Sumpflandschaft westlich von Miami. Dabei pfeift sie vergnügt vor sich hin.
»Ich bin auf deine gefährlichen Klappmäuler gespannt«, sagt Henna und bindet sich die Haare hoch, weil es so heià ist.
»Wo stecken sie denn?«, fragt Flora und reckt den Hals.
»Wisst ihr, dass man diese StraÃe auch Alligator Alley nennt?«, grinst Lilli. »Sie stecken rechts und links von uns im Sumpf. Aber näher ranzugehen ist zu gefährlich. Wir besuchen Sharkeys Alligatorenfarm. Da gibt es Holzpfade, auf denen man ziemlich ungefährdet durch den Sumpf laufen kann.«
»Habt ihr den Geier dort auf der Palme gesehen? Ich hab wieder so ein komisches Gefühl im Bauch. So als würden wir beobachtet«, sagt Flora, die vom Beifahrersitz aus aufmerksam aus dem Fenster späht.
»Ach Quatsch! Du leidest unter Verfolgungswahn und witterst hinter jedem Piepvogel einen Agenten«, spottet Henna und zieht ihre Lippen mit einem roten Konturenstift nach.
Flora ist eine Weile recht schweigsam. Plötzlich ruft sie: »He! Da ist es. Du musst rechts abbiegen, Lilli!« Sie deutet auf ein Parkplatzschild neben einem grünen Wegweiser, der jetzt am StraÃenrand auftaucht. Es ist ein groÃer grüner Alligator darauf abgebildet und daneben steht Sharkeys Alligator Farm .
»Wenn man auf den Wegen bleibt, ist es harmlos. Aber einige meiner Katastrophenkunden wünschten sich beim letzten Mal eine Bootsfahrt bei Nacht. Die Hälfte fehlte am nächsten Morgen beim Frühstück«, berichtet Lilli.
»Wurden vermutlich selbst gefrühstückt«, bemerkt Henna trocken. »Mit Leuten, die sich freiwillig in Gefahr begeben, hab ich kein Mitleid. Die Menschen sind manchmal wirklich plemplem.«
»Wenn man in meinem Job arbeitet, muss man sich an solche Sachen gewöhnen«, seufzt Lilli. »Die Hälfte meiner Kunden gehört in die Klapsmühle.«
Kurz darauf erreichen sie den Besucherparkplatz.
»See you later, alligator!«, ruft Henna ausgelassen dem Gipskrokodil zu, das mit weit aufgerissenem Rachen den Parkplatz bewacht.
Eine Holztafel mit vielen Ermahnungen weist auf die Gefahren des Alligatorenparks hin.
»Man darf die Tiere nicht ärgern, streicheln oder füttern und die Wege keinesfalls verlassen«, liest Lilli laut. »Bei Missachtung der Regeln besteht Lebensgefahr. Wir übernehmen keine Haftung. DTG.«
»DTG!«, ruft Henna. »Die macht ihre Geschäfte wirklich überall!«
»Ich hab so ein komisches Gefühl im Bauch«, murmelt Flora wieder. »Ich sagâs noch mal: Wir sollten vorsichtig sein.«
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Ãber Bohlen und Holzbrücken müssen sie klettern, um das sumpfige Gelände zu durchwandern.
»Ich seh nur Modder und Steine. Und wo sind die Biester?«, fragt Henna enttäuscht und tritt ans Ufer des kleinen, trägen Flusses neben dem Weg. Ein groÃer grauer Stein liegt im Schilf.
Plötzlich holt Flora mit der flachen Hand aus und schlägt Henna auf die nackte Schulter.
»Autsch! Spinnst du?«, ruft Henna. »Willst du mich in den Sumpf schmeiÃen?«
»âtschuldigung, da saà eine dicke Stechmücke«, sagt Flora. »Unser Mückenspray scheint nicht viel zu taugen.«
Von dem Krach wird der graue Alligator wach, den Henna für einen Stein gehalten hat.
»Huch!«, ruft sie und macht einen Luftsprung nach hinten.
»Sieh mal, wie der guckt!«, ruft Lilli begeistert.
Jetzt tauchen noch mehr Krokodile auf.
»Ich hab so ein komisches Gefühl«, murmelt Flora zum x-ten Mal. »Die Viecher sehen einen mit so traurigen Augen an.«
»Du immer mit deinen komischen Gefühlen«, nörgelt Henna.
»Ich finde auch, dass sie richtig menschlich schauen«, findet Lilli. »Die armen Tiere müssen den ganzen Tag im Matsch herumpaddeln und sich von Leuten dumm begaffen
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