Zur Liebe entfuehrt
nachdenken, was dabei herauskäme, wenn du Nein sagst, bevor du mein Angebot so kategorisch ablehnst.“
Unwillkürlich biss sich Perdita auf die Lippen. „Ich habe wohl keine andere Wahl, hm?“
„Genau.“ Er klang ein wenig triumphierend. „Da derartige Verhandlungen eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, hätte ich einen Vorschlag: Du sprichst mit deinem Vater, und sagst ihm, dass es gut aussieht, wir aber noch Einiges zu besprechen hätten. Damit es bei JB Electronics inzwischen trotzdem weitergeht, zeige ich meinen guten Willen und gebe euch vorab eine Finanzspritze, damit ihr die Gehälter auch weiterhin zahlen und die Gläubiger ruhigstellen könnt.“
Bei jedem anderen hätte Perdita gerne nach diesem Strohhalm gegriffen, aber bei Jared vermutete sie, dass es eine sorgfältig ausgeklügelte Falle war. Diese Vermutung bestätigte sich noch, als er hinzufügte: „Wenn du willst, können wir auch meinen Namen da raushalten, und deinen Vater glauben machen, du würdest mit Calhoun verhandeln.“
„Aber das würde ihm einen völlig falschen Eindruck vermitteln.“
Jared zuckte die breiten Schultern. „Das ist natürlich deine Entscheidung. Wenn du glaubst, dass er diese zusätzliche Aufregung aushalten kann, sag ihm die Wahrheit.“
Als sie nach ihrem Handy griff, fügte er scheinbar beiläufig hinzu: „Nur noch eins: Sag ihm, dass ich die nächsten zehn Tage in den Staaten verbringen muss, und dass ich dich eingeladen hätte mitzukommen, damit wir weitere Details ausarbeiten können.“
„Ich weiß nicht, was du dir davon erhoffst, aber wenn du auch nur eine Sekunde glaubst, ich würde irgendwo mit dir hingehen, bist du verrückt!“
Er seufzte gespielt.
„Ja, ja, ich weiß schon, ich habe keine andere Wahl.“
„Da wir uns bereits über dem Atlantik befinden, ist das wohl so. Jetzt solltest du deinen Vater aber schnell anrufen, sonst macht er sich noch Sorgen.“
Jared hatte recht, aber was sollte sie ihrem Vater sagen? Es mit der Wahrheit zu versuchen, wäre viel zu riskant. Natürlich würde er sie früher oder später erfahren. Aber im Augenblick wollte sie Jareds Vorschlag annehmen und so etwas wie Schadensbegrenzung betreiben.
Perdita atmete tief durch. Ihr Vater kannte sie gut, und da sie ja eigentlich gute Neuigkeiten hatte, durfte sie nicht niedergeschlagen klingen. Als sie die Telefonnummer des Rehabilitationszentrums wählte, erhob sich Jared und verließ die Kabine.
Schon nach dem ersten Klingelton nahm ihr Vater ab. „Perdita?“
„Ja, Dad, ich bin’s.“
„Ich habe gerade angefangen, mir Sorgen zu machen. Wie läuft es? Gibt es Hoffnung, dass die Firma gerettet werden kann?“
„Ja, ich glaube, es gibt da eine Möglichkeit.“
„Was verlangt Calhoun dafür?“
Sie überlegte, ob sie die Sache mit „Calhoun“ berichtigen sollte, tat es dann aber nicht. „Zuerst wollte er einundfünfzig Prozent der Anteile.“
„Wie ich mir gedacht habe“, meinte ihr Vater grimmig.
„Aber als ich ihm sagte, dass du dem nicht zustimmen würdest, erklärte er, er wäre auch bereit, zu verhandeln.“
„Ja, das Problem ist nur, dass derartige Verhandlungen Wochen dauern können, und wir haben im Augenblick einfach kein Geld, um irgendwelche Wartezeiten zu überbrücken.“
„Dafür hat er uns einen Ausweg angeboten“, entgegnete Perdita und erzählte ihm von der sofortigen Finanzspritze.
Ihr Vater seufzte erleichtert. „Unter den gegebenen Umständen ist das ja außerordentlich großzügig.“
„Ja, aber das könnte sich für uns auch als zweischneidiges Schwert erweisen, da wir dadurch auf jeden Fall in Salingers’ Schuld stehen.“ Als Perdita klar wurde, wie besorgt und entmutigt sie klang, hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen.
„Nun, unter den gegebenen Umständen haben wir keine große Wahl, und ich bin froh, dass du das alles so gut über die Bühne gebracht hast. Ich wusste immer, dass ich mich auf dich verlassen kann!“
Dieses unverdiente Lob versetzte ihr einen Stich, und sie schwieg lieber.
Ihr Vater fuhr fort: „Sieh es doch einmal so, während die Verhandlungen laufen, ist der Konkurs erst einmal aufgeschoben, außerdem haben wir tatsächlich noch eine Chance.“
„Natürlich“, sagte sie und versuchte, zuversichtlich zu klingen.
3. KAPITEL
„Und wo bist du jetzt?“, wollte ihr Vater wissen. „Auf dem Weg zurück ins Büro?“
Perdita geriet in Panik. „Nein, ich bin immer noch am Flughafen“, log sie dann.
„Mr. Calhoun ist
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