Zur Liebe entfuehrt
wohnen?“
„Sobald ich finanziell wieder auf den Beinen war, habe ich versucht, dich ausfindig zu machen. Es war nicht leicht, aber schließlich habe ich herausbekommen, wo du wohnst, und dass die Firma deines Vaters in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Ich habe mir einen Plan ausgedacht, um dich endlich unter vier Augen sprechen zu können. Als ich herausfand, dass ich eure Haushälterin kenne, war das natürlich ein enormer Vorteil. Und als sie sich schließlich, und wie ich anmerken muss, wirklich nach reiflichem Überlegen, bereit erklärt hat, mir zu helfen, habe ich meinen Plan mit ihrer Hilfe umgesetzt.“
Als Jared bemerkte, wie erschöpft und desillusioniert Perdita aussah, seufzte er. „Bitte schieb die Schuld nicht auf Sally. Soweit ich das beurteilen kann, hält sie zwar nicht viel von Martin, aber dich und deinen Vater mag sie sehr.“
„Und du glaubst, das rechtfertigt einen derartigen Vertrauensbruch?“
„Es täte mir leid, wenn du dich gegen sie wenden würdest“, antwortete Jared ausweichend. „Sie glaubt wirklich, dass alles, was sie getan hat, nur zu deinem Besten ist.“
„Du meinst, das hast du ihr so eingeredet!“
„Überhaupt nicht. Sie ist eine intelligente Frau und hat moralische Grundsätze, und bevor sie meinem Vorschlag zugestimmt hat, musste ich sie erst einmal davon überzeugen, dass mein Vorgehen gerechtfertigt ist.“
„Und wie ist dir das gelungen?“
„Ich habe ihr die Wahrheit gesagt.“
„Und sie hat dir geglaubt?“
„Glücklicherweise hat sie mir wesentlich mehr Vertrauen entgegengebracht als du“, sagte er verbittert.
Perdita biss sich unwillkürlich auf die Lippe. Wenn Jared immer noch so von den Ereignissen damals gefangen genommen war, hatte er wahrscheinlich auch nicht geheiratet.
Es klopfte, und die Kabinentür glitt auf. Es war Henry. „Entschuldigen Sie, Sir, aber Flugkapitän Benedict würde gerne mit Ihnen sprechen.“
„Sagen Sie ihm, dass ich gleich komme.“
„Sehr wohl, Sir.“
Jared wandte sich wieder an Perdita. „Du siehst ziemlich erledigt aus.“
„Ich habe letzte Nacht nicht besonders viel geschlafen.“
„Das scheint mir eine Untertreibung zu sein. Wenn du dich hinlegen willst, haben wir da hinten auch ein Schlafzimmer.“
„Ein Schlafzimmer?“
„Komm mit, und sieh’s dir an.“
Er führte sie zum hinteren Teil der Aufenthaltskabine, wo sich noch eine Schiebetür befand, die in ein Schlafzimmer mit angrenzendem kleinen Bad führte.
Jared zeigte auf das bequem aussehende Doppelbett mit integrierten Nachttischen. „Da wir immer noch eine lange Reise vor uns haben, schlage ich vor, du legst dich ein bisschen hin, bevor wir zu Mittag essen.“
Beim Anblick des Bettes fühlte sich Perdita an eines in Las Vegas erinnert, in dem Jared – sonnengebräunt und muskulös – in Kontrast zu den rosafarbenen Seidenlaken und gerüschten Kissen umwerfend männlich ausgesehen hatte.
Unwillkürlich wich sie zurück. Gleich darauf hörte sie ihn leise lachen.
„Keine Angst, ich habe nicht vor, mich zu dir zu gesellen.“ Obwohl er amüsiert klang, sah sie, wie sich seine sonst silberfarbenen Augen verdunkelten, während in deren Tiefen eine kleine Flamme zu lodern schien. Noch gut erinnerte sich Perdita an diesen Blick. Doch während sie ihn früher willkommen geheißen hatte, lief es ihr jetzt eiskalt den Rücken hinunter.
„Es sei denn, du möchtest, dass ich zu dir komme.“
„Nein!“, stieß sie hervor.
„Schade, dann sehe ich mal zu, dass ich ein bisschen arbeite.“ Er tat so, als würde er salutieren und schloss die Tür hinter sich.
Perdita zog Kostüm und Schuhe aus, schob die leichte Daunendecke zur Seite und streckte sich auf dem Bett aus. Sie war erschöpft, aber gleichzeitig so aufgewühlt, dass sie bestimmt nicht schlafen konnte. Ohnehin war sie nur auf Jareds Vorschlag eingegangen, um Zeit zum Nachdenken zu haben. Sie wollte herausfinden, was er vorhatte.
Die plötzliche Begierde in seinen Augen hatte sie allerdings furchtbar erschreckt. Offenbar begehrte er sie immer noch. Aber sie liebte ihn nicht mehr und stand kurz davor, einen anderen zu heiraten.
Ob sie dann vor Jareds Nachstellungen sicher wäre?
Bestimmt. Er war nicht gewalttätig. Während ihr dieser beruhigende Gedanke durch den Kopf ging, fielen ihr die Augen zu.
Durch ein leises Klopfen an der Tür wurde Perdita geweckt.
Erschrocken setzte sie sich auf und wusste einen Moment lang nicht, wo sie sich befand. „Wer ist da?“, fragte
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