Zur Liebe entfuehrt
entführen sollen.“
„Ich weiß nicht, warum du deinen Flug mit mir immer so nennst. Du begleitest mich doch nur als mein Gast, wenn auch ein wenig unfreiwillig.“
„Üblicherweise haben Gäste eine Reisetasche mit Kleidung zum Wechseln dabei.“
„Mach dir keine Sorgen“, sagte er leichthin, „ich weiß noch sehr gut, was für einen schönen Körper du hast, und ziehe es ohnehin vor, wenn du nackt bist.“
Perdita errötete.
„Und in Kalifornien ist es auch immer schön warm.“
„In Kalifornien?“, rief sie erstaunt. „Wieso Kalifornien?“
„Weil ich noch immer dort wohne.“
Perdita fühlte sich wie nach einem Schlag in die Magengrube.
„Nachdem wir in Boston zwischengelandet sind, fliegen wir weiter nach San Francisco“, erklärte Jared und bemerkte dann erst, wie aufgelöst sie war. „Was hast du denn gedacht, wohin wir fliegen?“
„Ich … Ich weiß es nicht genau. Aber ich glaube, ich dachte nach New York, weil Salingers dort seinen Hauptsitz hat.“
„Hast du das deinem Vater erzählt?“
„Die Schlussfolgerung hat er selbst gezogen. Allerdings spielt es keine Rolle, wohin wir fliegen“, fuhr sie dann fort. „Ich darf das Flugzeug ja ohnehin nicht verlassen.“
„Wieso nicht?“
„Weil ich ohne Reisepass nicht in die Vereinigten Staaten einreisen darf“, erklärte sie triumphierend. „Und ich fürchte, ich habe ihn nicht bei mir. Damit hast du ein Problem.“
„Nicht wirklich.“
„Was soll das heißen? Willst du mich hineinschleusen?“
„Meine liebe Perdita, ein bisschen gesunden Menschenverstand musst du mir schon zugestehen.“ Er griff in seine Jackentasche. „Dein Pass“, sagte er dann.
Perdita sah auf das Heftchen. „Sieht aus wie ein Pass. Aber es ist bestimmt nicht meiner, weil der zu Hause in meiner Schreibtischschublade liegt.“
„Da täuschst du dich.“ Er zeigte ihr das Lichtbild.
Perdita betrachtete es ungläubig, und Jared ließ den Pass zurück in die Jackentasche gleiten.
Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. „Hast du mir etwa einen falschen Ausweis machen lassen?“, fragte sie dann.
„Nein, es ist der echte.“
„Unmöglich!“
„Ich versichere dir, dass es dein Pass ist.“
Während sie noch versuchte, sich zusammenzureimen, wie das sein konnte, fügte er hinzu: „Außerdem haben wir einen Koffer an Bord, mit allem, was du für die kommenden zwei Wochen brauchst.“
Sie spürte, dass er die Wahrheit sagte. Irgendwie war es ihm gelungen, an ihre Sachen zu kommen. Aber wie?
Selbst wenn er genau gewusst hätte, wo sie wohnte und wo er die entsprechenden Dinge finden würde, war er doch wohl kaum selbst in ihr Haus marschiert und hatte die Sachen gepackt. Jemand musste ihm geholfen haben. Das war die einzige plausible Erklärung.
Nur wer?
Nach kurzem Überlegen kam Perdita zu dem Schluss, dass es nur eine Person in ihrem Haushalt gab, die ihm geholfen haben konnte: Sally. Sally, die sie und ihr Vater richtig lieb gewonnen hatten. Sally, die inzwischen nicht mehr nur Haushälterin, sondern auch Teil ihrer Familie geworden war. Aber würde Sally so etwas wirklich tun? Nein, Perdita konnte das nicht glauben.
Während sie noch versuchte, eine andere Erklärung zu finden, erinnerte sie sich daran, wie sie sich am Morgen von ihr verabschiedet hatte. ‚Ich habe wirklich nur dein Bestes im Sinn‘, hatte Sally errötend erklärt.
Jared beobachtete Perdita und erkannte wohl an ihrem Gesichtsausdruck, dass bei ihr der Groschen gefallen war. „Ich habe mir schon gedacht, dass du nicht allzu lange brauchen würdest, um es herauszufinden.“
„Wie, um alles in der Welt, hast du Sally dazu gebracht, die Drecksarbeit für dich zu machen?“
„Sally sieht es nicht so. Sie glaubt, dass das, was sie getan hat, nur zu deinem Besten ist.“
„Du lügst.“
„O nein!“
„Ich verstehe nicht, wie du das angestellt hast“, sagte Perdita hilflos. „Wie hast du sie denn kennengelernt?“
„Ich kannte sie schon, als ihr Mann noch lebte und beide in Kalifornien wohnten. Als ich herausfand, dass sie deine Haushälterin ist, habe ich sie darum gebeten, mir zu helfen. Am Anfang wollte sie es nicht tun, weil es ihr falsch und unloyal vorkam. Aber nachdem ich ihr alles erklärt habe, war sie einverstanden. Sie hofft, sie hilft dabei, gewisse Dinge wieder geradezubiegen.“
„Was denn für Dinge?“
„Fehler der Vergangenheit.“
Darauf wollte Perdita nicht näher eingehen. „Woher wusstest du, wo wir
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