Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
führenden zugefrorenen Wasserleitung aufzunehmen, trotz aller Bemühungen vergeblich, wie sich zeigte. Gestern um neun Uhr abends hatte er schließlich einen großen Tank im Dachgeschoss seiner Hütte installiert und ihn mittels eines langen Schlauchs aus ihrem Haus mit Wasser vollgepumpt, das nun dank der Schwerkraft in Küchenspüle und Badezimmer fließen konnte. Bei sparsamem Verbrauch reichte eine Tankfüllung für ein paar Tage.
Anna sollte alles recht sein, was ihn nur von ihrem Haus fernhielt. Der Mann jammerte über das Wetter, über die primitiven Lebensbedingungen und über ihre tierischen Freunde aus dem Wald. Klagen über die Arbeit bei Loon Cove Lumber ließ er allerdings nicht verlauten.
Und es war genau diese Arbeit, die ihn so missmutig sein ließ, vermutete Anna. Aus eigener Erfahrung wusste sie,
dass Waldarbeiter an viel freien Raum gewöhnt waren und die Arbeit mit Maschinen innerhalb eines begrenzten Sägewerkes ihnen wenig behagte.
Keith war vielleicht etwas übereifrig gewesen und hatte dadurch nur neue Probleme geschaffen. Am zweiten Abend hatte Ethan beim Essen erwähnt, dass die größte Säge im Eimer war. Er hatte innegehalten, als warte er auf eine Bemerkung ihrerseits, Anna aber hatte sich auf ein Schulterzucken beschränkt und weitergegessen. Sie hatte nicht die Absicht, Keiths Bemühungen zu sabotieren, indem sie verriet, dass die größte Säge ihre Macken hatte und vermutlich nur einen herzhaften Schlag mit dem Montiereisen an der richtigen Stelle brauchte.
Heute war Donnerstag, Tag drei ihrer Genesungsphase. Ethan hatte seinen Koffer in die Hütte geschafft, und Anna war gottlob allein. Sie konnte sich nun wieder schmerzfrei bewegen und verschönte sich ihren Kurzurlaub mit Eisfischen. Es war auch nicht schwierig. Sie hatte einen Elektrobohrer zum Bohren der Löcher und verbrachte mit Bear die meiste Zeit draußen und genoss die heilenden Strahlen der schwachen Wintersonne. Bear hatte eine dicke Decke, auf der er dösen konnte, während Anna auf einem Gartenstuhl saß. Ihr Kastendrachen war an einem Stock befestigt, den sie in ein Eisloch gerammt hatte.
Auf dem See herrschte reger Betrieb. Motorschlitten sausten an der Bucht vorüber, manche so nahe, dass man ihr zuwinkte. Einige Fischer hatten sich etwa eine Viertelmeile weiter niedergelassen, im Schutz einer der Inseln, die diesen Teil des Sees sprenkelten. Auf Annas Schoß lag ihr Handy, sie studierte in einem Anzeigenblatt die angebotenen Trucks.
Sie hasste es, einen Wagen kaufen zu müssen, zumal einen gebrauchten. Ihrer hatte zehn Jahre auf dem Buckel gehabt, doch war er verlässlich gewesen. Der Kauf eines Gebrauchtwagens war ein Glücksspiel, das rasch in eine Katastrophe umschlagen konnte. Weitere Probleme waren die Besichtigung und die Anmeldung, ganz zu schweigen von den fälligen Steuern. Nichts Erfreuliches also, schon gar nicht, wenn sie an ihr Bankkonto dachte.
Ein Motorschlitten kam vom See auf sie zu und parkte knapp neben ihrem. Ein Mann stieg ab und nahm seinen Helm ab. Anna lächelte, als sie sah, wer es war.
»Hi, Daniel.« Sie klappte ihre Zeitung zu. »Na, auf der Jagd nach Übeltätern?«
Der Wildhüter sah sie mit einem jungenhaften Grinsen an. »Hallo, Anna. Nein, heute tue ich nur so, als würde ich arbeiten.« Seine Augen wurden plötzlich groß. »Was ist denn mit Ihnen los?« Sofort errötete er. »Verzeihung, es ist nur … hatten Sie einen Unfall?«
»Vor vier Tagen habe ich mein Karre zu Schrott gefahren.« Sie hob ihre Zeitung in die Höhe. »Und jetzt suche ich Ersatz.«
Er setzte sich auf die Kühlbox neben ihrem Stuhl. »Schlimm.« Er nickte in ihre Richtung. »Eine handfeste Beule, die Sie auf der Stirn haben. Alles in Ordnung?«
»Ja. Es schmerzt ein wenig.«
Bear kam dahergetrottet und schob seine Schnauze unter Daniels Hand. Daniel kraulte pflichtschuldig Bears Kinn. »Hallo, alter Knabe. Hilfst du Anna beim Angeln?«
Als Antwort schloss Bear die Augen und genoss die Streicheleinheiten, die Daniel seinen Ohren zuteil werden ließ.
»Wir haben drei gefangen«, sagte Anna. »Ganz legal. Wollen Sie mal sehen?«
»Lachs oder Forelle?« Er blickte sich suchend nach ihrem Fang um.
»Zwei Lachse, eine Forelle.« Sie deutete auf die Kühlbox, auf der er saß.
Er stand auf, öffnete die Box und begutachtete ihren Fang. »Hm. Die müssen gut schmecken.«
»Kommen Sie doch zum Abendessen. Als Beilage gibt es Farnspitzen aus der Dose.«
Seine Miene war nachdenklich. »Klingt
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