Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
Akzeptanz kann man sich nicht erkaufen. So klappt das nicht.«
»Sagt einer, dessen Familie ihn nach Loon Cove Lumber verbannt hat.«
Er stand mit finsterer Miene auf. »Ich habe mich freiwillig gemeldet«, murmelte er und ging daran, das Geschirr abzuräumen. »Grady ist zu alt, Paul mit seinen Liebesaffären zu beschäftigt, und Alex konnte seine Familie nicht aus der gewohnten Umgebung herausreißen.«
Anna reichte ihm ihre Schüssel. »Aber Sie wollen eigentlich kein Sägewerker sein, oder?«
»Ich arbeite lieber im Wald. Ich habe keine Lust, Papierkram zu erledigen und mich mit Holzhändlern um die Preise zu streiten.«
»Darauf beschränkt sich die Arbeit nicht.«
Er blieb in der Küchentür stehen und blickte sich nach ihr um. »Ja. Ich habe es auch noch mit einem weiblichen Vorarbeiter zu tun, der sich kleidet wie ein Waldschrat und aussieht, als sollte er sich den Kopf darüber zerbrechen, wie man sich zum Abschlussball der Schule passend anzieht.«
Heute Abend hatte er bei ihrem kleinen Wortgefecht den Sieg davongetragen und lag nun behaglich in Annas mit Rüschen und Volants geschmücktem Bett. Aber zwanzig oder auch zweiundzwanzig war Welten von seinen dreißig Jahren entfernt, womit die Dame für ihn nicht in Frage kam, auch wenn sie mehr Selbstvertrauen besaß, als einer Frau guttat. Tatsächlich verlangte ihm Annas Entschlossenheit, ihren eigenen Platz in der Welt zu finden, anstatt sich auf die Familie zu verlassen, Bewunderung ab. Sie hatte jede Menge Mumm, hübsch verpackt in einem verlockenden weiblichen Körper.
Ethan starrte zu der Decke des alten Hauses hinauf. Vermutlich würde es einen Aufstand im Betrieb geben, wenn er Anna entließ. Außerdem war er neugierig, wie sie es schaffte, dreißig ausgewachsene Männer dazu zu bringen, sie zu respektieren und ihren Anordnungen nachzukommen. Sie behauptete, ihren Job zu kennen, Ethan aber hätte gewettet, dass mehr dahintersteckte. Da sie zu den seltenen Frauen
gehörte, die wussten, wie Männer im Kopf funktionierten, verstand sie es, sie zu zähmen, zur Zusammenarbeit zu bewegen und sich Vernunftargumenten zu beugen.
Es lag vermutlich an ihrer Erziehung. Ihr ganzes Leben war ein Studium männlicher Denkweisen gewesen. Nachdem sie gelernt hatte, wie man Männer manipulierte, hatte sie es sich angewöhnt, es ihnen nachzumachen. Anna Segee reizte ihn; sie war eine Herausforderung für seinen Verstand, sie brachte sein Blut in Wallung und bewirkte, dass er sich lebendig fühlte. Und er konnte sich nicht erinnern, wann eine Frau sein Herz so zum Rasen gebracht hatte wie am heutigen Tag.
Es war viel zu lange her, seitdem er sich zu einer Frau hingezogen gefühlt hatte, ja seitdem er einem weiblichen Wesen auf Flirtdistanz nahegekommen war. Ethan wusste, dass die Liebe zwischen seinem Bruder Alex und seiner Schwägerin Sarah etwas Seltenes war. Dass der von den Toten auferstandene Alex plötzlich eine schöne, liebevolle Ehefrau an seiner Seite hatte, war ein Glücksfall. Die Chancen, dass wieder eine Frau mit diesen Qualitäten in dieser Waldeinsamkeit auftauchte, mussten eins zu einer Milliarde stehen.
Er wäre mit Anna Segee liebend gern ins Bett gegangen und hätte etwas von der Leidenschaft mitbekommen, die sie unter den vielen Schichten ihrer Männerkleidung verbarg. Der Anblick ihrer teuflisch verführerischen Dessous hatte ihm eine tiefe Einsicht gestattet – eine, die Anna peinlich war, nach der Reaktion zu schließen, die sie gezeigt hatte, als sie merkte, dass der Streit um ihre Schlafarrangements verloren war.
Während er mit dem Koffer in der Hand die Treppe hinaufgegangen
war, hatte sie ihm mit erstaunlicher Treffsicherheit ein Buch nachgeschleudert. Dann hatte sie diesen Mitleid erregenden armen Hund auf ihn gehetzt. Bear hatte gewinselt und versucht, ihm zu folgen, war aber schon an der ersten Stufe gescheitert. Ethan hatte die vor Wut schäumende Anna unten allein bei ihren Waldtieren und dem schnaufenden Hund zurückgelassen. Sein »Gute Nacht« war mit einem wenig damenhaften Fluch beantwortet worden.
Er konnte es kaum erwarten, dass der Spaß richtig losging .
Anna lag auf der Couch, ihre Hand ruhte auf dem Kopf Bears, der auf dem Boden daneben lag. Sie blickte zu der Gardinenstange voll schlafender Meisen hoch. Das niedrige Feuer im Kamin ließ im ganzen Raum Schatten tanzen, so dass sie das Gefühl bekam, das alte Haus mache sich über sie lustig.
Sie war nicht einmal Herrin in ihrem eigenen Haus. Ethan
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