Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
reichte.
Kopfschüttelnd nahm er das Glas entgegen und stellte es auf den Boden neben die Flasche. »Du vergeudest den guten Bourbon. Und morgen ist Montag. Die Knights sind dafür bekannt, dass sie Leute feuern, die verkatert zur Arbeit kommen.«
»Ich glaube, ich kann ein paar –« Mitten im Satz brach sie ab, durch den Pick-up abgelenkt, der neben der Hütte vorfuhr. »Ist das nicht dein Bruder Paul?«, fragte sie. »Und Jane. Jane Trott ist mit ihm gekommen!«, ließ sie aufgeregt verlauten, um nicht zu sagen selbstgefällig. Sie stand auf und lief die Stufen hinunter.
Paul stieg aus, während Jane sitzen blieb. Ethan, der sich mit der Tatsache abfand, dass er Anna nun eine ganze Weile nicht für sich allein haben würde, stand auf und sah, wie ein verdrießlich aussehender Paul etwas zu seiner verweinten Beifahrerin sagte, ehe er ausstieg und zur Veranda ging. Anna war um Pauls Wagen herumgegangen, öffnete die Tür auf Janes Seite und redete leise auf sie ein.
»Was gibt es?«, fragte Ethan Paul.
»Jane und ich haben gestern in Bangor geheiratet.«
Ethan konnte seinen Bruder nur sprachlos anstarren.
»Sie ist im vierten Monat schwanger. Und wir kommen eben von ihren Eltern, denen wir es gesagt haben«, erzählte Paul in angewidertem Ton. »Sie sind fast durchgedreht und haben gesagt, mehr bräuchten sie nicht zusätzlich zu Petes Unfall.« Er blickte mit defensiver Miene zu Ethan auf. »Ich habe sie nicht geheiratet, weil ich mich dazu verpflichtet fühlte. Ich liebe Jane.«
Ethan steckte die Hände in die Taschen. »Ich glaube dir. Also herzlichen Glückwunsch. Warst du schon drüben und hast es Dad, Alex, Sarah und den Kindern gesagt?«
Paul, der verneinend den Kopf schüttelte, stieg schließlich die Verandastufen hinauf und sah nun Ethan auf Augenhöhe an. »Nach allem, was bei Janes Eltern los war, konnte ich sie nicht überreden, hinüberzufahren und es auch unseren Leuten zu sagen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht warum, aber sie hat Angst vor dir und Alex. Sie war einverstanden hierherzukommen, da wir dachten, du wärest noch zu Hause, doch sie fing an zu kreischen, kaum dass sie dich sah.« Er sah Ethan fragend an. »Wir brauchen für ein paar Tage eine Bleibe, bis wir ein eigenes Haus finden oder bis Jane sich so weit beruhigt hat, dass wir zu Alex und Sarah ins Sport-Camp ziehen können.«
»Warum hat sie Angst vor uns?«, wollte Ethan erstaunt wissen. Alex und er waren Jane immer sehr freundlich begegnet.
»Weil sie irgendwie der verrückten Meinung ist, dass alle und besonders du und Alex glauben werden, sie wäre nur schwanger geworden, damit ich sie heiraten muss.« Paul vollführte eine hilflose Handbewegung. »Wegen Alex’ erster Frau und … Pamela Sant«, schloss er leise und wich Ethans Blick aus.
Ethan sah zu Pauls Truck und bemerkte, dass Anna Jane zum Aussteigen überredet hatte und die noch immer Schluchzende, der sie den Arm um die Schulter gelegt hatte, auf dem schlammigen Weg zu ihrem Haus führte.
Er zog die Schultern hoch und blickte nun wieder Paul an. »Klar, wir haben uns in Bezug auf Frauen bislang nicht
den besten Ruf eingehandelt.« Er zog Paul in einer brüderlichen Umarmung an sich. »Meinen Glückwunsch, Bruder«, brummte er und schlug ihm auf den Rücken. »Du und Jane werdet gut miteinander auskommen. Sie ist eine warmherzige Frau.«
Paul schnaubte, obwohl er Ethans Umarmung ebenso heftig erwiderte. »Ist sie nicht, will man ihren Eltern glauben. Ihre Mom hatte den Nerv, sie mit Madeline Fox zu vergleichen.«
»Mit der Madeline Fox?«, wiederholte Ethan gespielt schockiert und stieg die Verandastufen hinunter. »Madeline mag ja mit jedem Mann in der Stadt geschlafen und einige vor den Traualtar geschleppt haben, ehe sie in grünere Jagdgründe wechseln musste«, meinte er, als er mit Paul zu Annas Haus ging, »doch der Mann, von dem sie schwanger wurde, war der einzige, der sich nicht abschleppen ließ.« Er legte den Arm um die Schulter seines Bruders. »Darin liegt eine gewisse Ironie. Keine Angst, wir werden dafür sorgen, dass Jane sich willkommen fühlt.«
Paul atmete erleichtert auf. »Wir dürfen also ein paar Tage bleiben? Anna dürfte es nichts ausmachen. Wie man sieht, sind Jane und sie dicke Freundinnen.«
»Ich habe die einzige bewohnbare Hütte, und die ist so eng, dass man rausgehen muss, wenn jemand reinkommt«, sagte Ethan, der blitzschnell überlegte. Er blieb stehen und sah Paul an. »Hör zu, ihr könnt die Hütte haben,
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