Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
»Ethan glaubt jetzt, ich würde auch ihn herumkommandieren.«
Anna tat Janes Besorgnis mit einer Handbewegung ab. »Er braucht die Praxis.« Sie öffnete den Kühlschrank. »Mal sehen, was da ist und sich rasch machen lässt. Wie wär’s mit Chop Suey?« Sie nahm Hamburger heraus. »Das ist im Nu fertig.«
»Anna? Ein Schwarm Meisen ist eben durch das Loch in deinem Fenster gehüpft.«
»Ach, das sind meine Haustiere«, beschwichtigte Anna sie, trat ans Fenster und streckte den Finger aus. »Samuel Fox muss sie gezähmt haben.« Der kecke kleine Charlie ignorierte ihren Finger und flatterte stattdessen auf ihre Schulter.
»Was Samuel zustieß, ist echt traurig«, sagte Jane und hielt einer anderen Meise die Hand hin. »So allein, wie er hier
draußen lebte … und dass er erst nach zwei Tagen am Grunde der Schlucht gefunden wurde.« Die Meise hüpfte auf ihre Hand. »Wenn ich den alten Samuel in der Stadt sah, machte er immer einen traurigen und einsamen Eindruck«, fuhr sie fort, griff nach einer ungeschälten Erdnuss und hielt sie dem Vogel hin. »Seine Frau starb, bevor ich geboren wurde, und seine Tochter kam nur ganz selten zu Besuch. Ich glaube, er hatte eine Enkelin, die aber schon vor Jahren verschwand.«
Anna setzte Charlie zurück auf das Bord und wusch sich die Hände. »Ja, ich muss immer an Samuel denken, wenn ich an der Stelle vorbeifahre. Ich mache eine Flasche Wein auf, damit wir auf eure Hochzeit anstoßen können.«
»Ich kann nicht«, erklärte Jane, stellte den Vogel hin und wusch sich die Hände. »Ich bin schwanger.«
»Dann trinken wir den Wein, und du kannst Milch trinken.«
Mit vereinten Kräften schafften sie es, in weniger als einer Stunde das Essen auf den Tisch zu bringen. Und die wundervoll zuvorkommenden Männer hatten die Holzkiste angefüllt und ein prasselndes Feuer im Kamin gemacht, als das Essen fertig war. Da sie so brav waren, ließ Anna sie den Tisch ins Wohnzimmer schaffen, damit man vor dem herrlichen Feuer speisen konnte. Für Bear war das ein ideales Arrangement, da er bequem auf seinem Lager liegend alles verspeisen konnte, was seine flehenden Blicke ihm einbrachten.
Als eine halbe Stunde später alle satt waren, brach rundum eine Gähn-Epidemie aus. Anna war todmüde und schaffte es kaum, das Geschirr in die Küche zu tragen.
»Paul und Jane machen einen Spaziergang, ehe sie zu Bett
gehen«, sagte Ethan, der ihr mit dem Geschirr half. »Können wir das nicht bis morgen stehen lassen?«, fragte er, als er Anna umdrehte und sie in die Arme nahm. »Ich bin fix und fertig.«
»Du hast das Wochenende verschlafen, während ich meine Brüder bewirten musste.«
Er drückte ihren Kopf an seine Brust. »Nicht jammern, Segee. Was dich nicht umbringt, macht dich stärker.«
»Großartig … ein philosophierender Liebhaber.« Sie gähnte, schmiegte sich an seinen warmen Körper und wünschte, sie hätte sich die ganze Nacht an ihn drücken können. Dank ihrer Hausgäste würde sie allein im Bett sein und an Ethan denken, der zweihundert Yards weiter auch allein in seinem Bett lag.
Vielleicht konnte sie zu seiner Hütte schleichen, sobald die Jungvermählten sich zur Ruhe begeben hatten?
»Bei mir wirst du noch nicht einschlafen, oder?«, fragte Ethan und senkte den Kopf, um sie anzusehen. »Komm, ich bringe dich zu Bett.« Er schob eine Hand in ihre Kniekehlen und schwang sie hoch.
»Du bringst mich nirgendwohin«, zischte sie, in seinen Armen zappelnd, während er durch das Wohnzimmer und sodann die Treppe hinaufging. »Ich habe Gäste.«
Ebenso gut hätte sie ein in einem Spinnennetz gefangenes Insekt sein können, so wenig Wirkung hatte ihr Einwand. Ethans Lächeln wurde dunkel verheißungsvoll, als er sie ins Schlafzimmer trug und sie auf das Bett fallen ließ.
Sofort rollte Anna auf der anderen Seite herunter und deutete auf die Tür. »Hinaus, bevor sie zurückkommen und dich hier antreffen.«
Er zog etwas aus seiner Tasche und hielt es in die Höhe. Anna sah, dass es eine Zahnbürste war. »Ich habe ein paar Sache eingepackt und sie hergebracht«, meinte er und deutete mit dem Utensil auf einen kleinen Seesack auf dem Boden neben ihrer Kommode. »Ich habe Paul und Jane meine Hütte überlassen und ihnen gesagt, dass ich bei dir übernachte.«
»Du hast was?«
Er warf seine Zahnbürste auf die Kommode und blieb zwischen ihr und der Tür stehen. »Junge Eheleute brauchen ihre Zweisamkeit«, erklärte er und verschränkte die Arme. »Und was mein Bruder
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