Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
Schnee schmelzen lassen und die Wege in Schlammpisten verwandelt. Ethan aalte sich in der strahlenden Nachmittagssonne, die Füße auf der Verandabrüstung, einen Eiszapfen in seinem Bourbon schwenkend, während seine Gedanken Anna Segee galten.
Eine Frau wie sie war ihm noch nie begegnet – nicht bei der Arbeit und schon gar nicht im Schlafzimmer. Egal, was sie sich in den Kopf setzte, Anna begegnete dem Leben mit der Vitalität eines Pulverfasses knapp vor der Explosion. Sie war vorgestern in seinen Armen explodiert, und er vermeinte noch immer die Nachwirkungen der Schockwellen zu spüren. Anna Segee war nicht nur die erste Frau, die sich im Bett mit ihm messen konnte, sie hatte es beinahe geschafft, dass er seine berühmt-berüchtigte Beherrschung verlor. Er tat gut daran, sie irgendwie zu dämpfen, ehe ihre kleine Affäre sie beide umbrachte.
Ethan trank genüsslich einen Schluck Bourbon und beobachtete, wie sich die zwei Segee-Brüder von Anna verabschiedeten. Sie standen zwischen Jean-Pauls Pick-up und ihrem SUV, einem ganz neuen Modell. Beide Fahrzeuge waren bis zum Dach mit Schlamm bespritzt. Der alte Pick-up, den Anna von Gaylen Dempsey erstanden hatte, war neben
Ethans Hüte geparkt. Sie hatte ihm den Wagen geborgt, damit er heute nach Loon Cove Lumber hatte fahren können.
Das Leben ist schön, dachte er, während er sein Glas auf die scheidenden Kanadier erhob, deren Reifen auf dem schlammigen Fahrweg zur Hauptstraße ein obszön saugendes Geräusch verursachten. »Adieu, ihr männlichen Glucken, höchste Zeit, dass ihr verschwindet«, verabschiedete er sich mit einem netten Lächeln, als Damon Segee ihm mit einer Miene zunickte, die eine Bekräftigung des Versprechens war, Ethans Eingeweide den Wölfen zu überlassen.
»Gibt es noch mehr von dem Zeug, das du da trinkst?«, fragte Anna, die den schlammigen Weg zu seiner Hütte entlangging und es schließlich vorzog, durch den schmelzenden Schnee zu stapfen, nachdem sie fast gestürzt wäre. »Hoffentlich ist es mindestens neunzigprozentig.«
»Hartes Wochenende?«, hakte er nach und beugte sich vor, um noch einen der Stühle mit gerader Lehne zu sich zu ziehen. Er reichte ihr sein Glas, als sie sich mit einem ermatteten Seufzen setzte und die Füße neben seinen auf die Brüstung stützte. »Kann ich mir denken«, sagte er leise auflachend, als sie sein Glas in einem Zug leerte.
»Fast hätte ich zu deiner Schrotflinte gegriffen«, bemerkte sie und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund, als sie ihm das Glas zum Nachgießen reichte. »Gestern haben sie mich bis Mitternacht bearbeitet, ich solle schon heute mit ihnen zurück nach Quebec fahren. Sie haben sogar versprochen, Dad würde mir in unserem Werk in Debec eine Abteilung für Spezialholz zubilligen.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie kapieren es einfach nicht. Ich möchte nichts bekommen. Ich möchte alles selbst verdienen.«
»Es sind eben deine Brüder.« Er stellte die halb geleerte Bourbon-Flasche zurück auf den Boden. Den Rest des Eiszapfens, den er von der Dachrinne abgebrochen hatte, behielt er und wartete, bis sie wieder einen tiefen Schluck getrunken hatte, ehe er ihn ins Glas fallen ließ. »Ich kann mir denken, dass sie ziemlich geschockt waren, als sie sahen, wofür du deinen Erbteil verwendet hast.«
Sie sah ihn fragend an.
»Hast du Fox Run nicht mit dem Geld gekauft, das dir deine Vitamine schluckenden Großeltern hinterließen?«
Sie zog nur die Schultern hoch. »Was habt ihr drei gesprochen, während du gestern deinen Schlitten vom Eis geborgen hast?«
»Das haben sie nicht gesagt?«
Sie schnaubte. »Wenn es ihrer Sache nicht nützt, schweigen sie sich immer aus.«
Ethan nahm ihr das Glas aus der Hand. »Es war die Rede von einem Rattenschwanz gebrochener Herzen, den du in Quebec hinterlassen hättest. Sie sagten, dass es keine Absicht deinerseits war«, fügte er schmunzelnd hinzu.
Sie hob die Füße von der Brüstung, setzte sich aufrecht hin und starrte ihn an.
Er trank einen Schluck und ließ den Bourbon langsamer durch seine Kehle rinnen, bevor er weitersprach. »Und während ich knietief im eisigen Wasser stand, erklärten sie mir, was mir und meiner Familie zustoßen würde, falls ich dein Herz brechen würde.« Er hob sein Glas. »War das nicht freundlich von ihnen?«
»Du hast sie doch hoffentlich nicht ernst genommen?«
»Segee, ich nehme Drohungen stets ernst.«
Sie entriss ihm das Glas und trank es leer, ehe sie es ihm wieder zum Nachfüllen
Weitere Kostenlose Bücher