Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
öffnete die Plätzchenpackung. »Wir dachten über die Hochzeit nicht hinaus. Und nicht über unsere eintägigen Flitterwochen«, setzte sie mit einem kecken Lächeln hinzu. »Paul war großzügig und nahm ein schönes Motelzimmer. Am Abend führte er mich zum Dinner in ein feines Restaurant aus.«
»Und deine Eltern sind explodiert, als du es ihnen gesagt hast?«
Jane, die den Mund voll hatte, nickte nur.
»Und Pauls Familie weiß es noch gar nicht?«
»Genau«, sagte Jane und schluckte rasch. »Noch so eine Szene hätte ich nicht überlebt.« Sie blickte besorgt, als sie zum Wohnzimmer hinsah. »Was glaubst du: Macht Ethan ihm jetzt die Hölle heiß?«, flüsterte sie beklommen. »Wo werden wir heute Nacht bleiben?«
»Hier natürlich«, sagte Anna, die die Teekanne auf den Tisch stellte und sich setzte, um einzugießen. »Eines der Schlafzimmer im Oberstock kann in zwanzig Minuten fertig sein. Da die alten Betten quietschen, werdet ihr die Matratze vielleicht lieber auf den Boden legen«, fügte sie mit spitzbübischem Lächeln hinzu und wackelte mit den Brauen.
Janes Gesicht, das fleckiges Rosa gezeigt hatte, lief tiefrot an.
»Alles wird gut«, meinte Anna beruhigend und griff nach Janes Hand. »Was die anderen Leute denken, zählt nicht, wichtig ist nur, was du und Paul für einander empfindet. Wenn die Leute tuscheln und Vermutungen anstellen, dann ignoriere diese alten Klatschmäuler. Und zahle es ihnen heim, indem du unendlich glücklich bist.« Anna sprang auf und drückte ihre Freundin in einer gefühlvollen, zärtlichen Umarmung an sich. »Jane, ich freue mich für dich. Alles kommt wieder ins Lot. Wenn deine Eltern sehen, wie glücklich du bist, werden sie sich beruhigen.«
»Ich habe gehört, dass dein Vorratsschrank auch für Menschen genießbare Lebensmittel enthält«, rief Ethan, die schweren Schritte übertönend, während er mit seinem Bruder durch die Haustür polterte. »Paul und ich sind am Verhungern.«
Er betrat die Küche, ging direkt auf die bleiche, mit aufgerissenen Augen dasitzende Jane zu und zog sie in die Arme.
»Willkommen in der Familie«, sagte er und blinzelte Anna hinter dem Rücken der erschrockenen Jane zu. Dann sah er seiner neuen Schwägerin lächelnd in die Augen. »Ich weiß nicht, ob mein Bruder doch sehr klug ist oder ob er einfach das Glück des Dummen hatte, dass das hübscheste Mädchen von Oak Grove ausgerechnet ihn heiratete.« Er drückte Jane einen brüderlichen Kuss auf ihre errötende Stirn, dann sah er ihr wieder in die Augen. »Und wenn er Ärger macht, dann komm zu mir, ja? Ich werde ihn lehren, alles aus deiner Perspektive zu sehen.«
Annas Herz tat einen Doppelsprung. Sie hatte gewusst, dass es etwas gab, das ihr an Ethan Knight gefiel. Wenn er wollte, konnte der Kerl einem Baum die Borke abschmeicheln – oder einem weiblichen Vorarbeiter das Nachthemd. Nach dem Lächeln zu schließen, mit dem sie ihren neuen Schwager ansah, hatte er Jane sehr wirkungsvoll ihre Befangenheit genommen …
»Ahornblatt-Plätzchen!«, rief Paul aus und schnappte sich die offene Schachtel vom Tisch. »Seit Jahren beknie ich Mary, sie solle sich einen Vorrat davon anlegen«, erklärte er und stopfte sich eines in den Mund.
Anna nahm ihm die Packung ab, schloss sie und stellte sie in den Schrank. »Du verdirbst dir den Appetit«, sagte sie, drehte sich um und umarmte ihn innig. »Meinen Glückwunsch.«
»Danke.« Paul erwiderte die Umarmung, ehe er einen Schritt zurücktrat und den Blick durch die Küche wandern ließ. »Donnerwetter, hier drinnen fühlt man sich wie auf einer Zeitreise.« Er ging zu Jane und legte den Arm um sie. »Na, fühlst du dich schon besser, Liebes?«, fragte er leise.
»Wir können hierbleiben, bis wir uns unsere weiteren Schritte überlegt haben.«
»Ich … ich weiß«, flüsterte Jane, bevor sie tief durchatmete. »Du kannst meinen Koffer holen und hinaufschaffen, während ich Anna mit dem Abendessen helfe. Und dann wäre die Holzkiste nachzufüllen, damit es heute Feuer im Kamin gibt.«
Anna registrierte mit Genugtuung, dass Jane von Anfang an bestimmte, wie es in ihrer Ehe zugehen sollte, und ihren Mann beschäftigte, um sich Luft zu verschaffen.
»Hm, ja, sieht aus, als wären die Flitterwochen gelaufen«, meinte Ethan und schob seinen Bruder lachend in Richtung Wohnzimmer. »Eben haben wir gehört, dass wir uns unser Essen verdienen müssen.«
»O Gott«, quiekte Jane und schlug die Hände vor ihr erschrockenes Gesicht.
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