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Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Titel: Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer , Wolfgang Spyra
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in
einem Zeitraum von fünf Jahren, die Schwestern innerhalb derselben Woche. Wer isst
auch Kartoffelsalat im Sommer?« Die Nachbarin bemerkte den ratlosen Blick des Besuchers
und erklärte: »Salmonellen! Die vermehren sich in allen Nahrungsmitteln rasant,
in denen rohes Ei enthalten ist. Besonders, wenn es warm ist – also im Sommer!« Dann holte sie
tief Luft und wandte sich nach diesem Exkurs wieder dem Ausgangsthema zu: »Vielleicht
möchte sie deshalb später nicht auch dort beigesetzt werden, hatte genug von der
ganzen Familie, habe ich damals noch überlegt. Die alte Mutter dachte sicher nicht
eine Sekunde daran, dass es für die bedauernswerte Tochter sehr umständlich würde,
wenn sie irgendwann Gräber auf unterschiedlichen Friedhöfen pflegen müsste. Wenn
sie alt werden, kommt bei manchen ein widerwärtiger Egoismus auf. Sehe ich auch
bei meiner eigenen Schwiegermutter. Es muss sich alles nur um sie drehen, sonst
wird erbarmungslos gezickt!«
    Der Vertreter
der Rentenkasse verabschiedete sich eilig, um weiteren Einzelheiten der Lehmann’schen
Familienchronik zu entgehen, und setzte sich mit einer Zeitung in ein nahegelegenes
Café. Eine Stunde könnte er so bequem rumbringen, dachte er zufrieden, danach würde
er einen zweiten Versuch an der Tür der Gräberts starten.
     
    Und tatsächlich, anderthalb Stunden
später öffnete ihm eine grobknochige, derbe Frau. Baumwerk registrierte die seltsam
verwischten Gesichtszüge, die tief in den Höhlen liegenden Augen, deren Lider sich
nicht mehr ganz anheben wollten. Die weißen Haare, fettig, schütter und strähnig,
waren streng aus dem Gesicht gekämmt, fielen hinter den Ohren bis auf die Schultern,
die Kleidung wirkte nachlässig zusammengestellt. Dem Haus entströmte ein muffiger
Geruch. Essensdünste vermischten sich in den ungelüfteten Räumen mit dem Geruch
nach allgemeiner Vernachlässigung und Verfall.
    »Mein Name
ist Kai Baumwerk, ich komme von der Rentenversicherung Ihrer Mutter.« Huschte da
ein hektisches Entsetzen durch den Blick der Tochter oder sah er schon Gespenster?
    »Und?«,
fragte Marianne Gräbert unfreundlich zurück und musterte den Ausweis kritisch, ohne
die Hand danach auszustrecken.
    »Ich möchte
gern mit Martha Gräbert sprechen. Es gibt ein paar Dinge zu klären«, formulierte
der Sachbearbeiter vorsichtig.
    »Kommen
Sie rein. Ich hab Mittag auf dem Herd stehen, das brennt sonst an!«, forderte Marianne
und drehte sich um, verschwand im Flur, ohne sich zu vergewissern, dass der ungebetene
Besucher auch folgte.
    Baumwerk
bemerkte einen deutlichen Gehfehler. Hüfte, schoss ihm durch den Kopf, bestimmt
braucht sie einen Rollator. Wie soll sie da ihre alte Mutter heben oder stützen
können. Er sah sein Misstrauen schon beinahe bestätigt.
    »Meine Mutter
ist aber nicht da«, informierte sie ihn wenig später und rührte in einem Suppentopf.
Auf der Spüle stand eine geöffnete Dose Linsensuppe.
    »Sie ist
nicht zu Hause?«, staunte der junge Mann.
    »Gibt doch
keine Pflicht für alte Leute ständig in ihren vier Wänden zu hocken, oder?«
    »N-nein«,
stotterte der ratlose Sachbearbeiter. »Wann kommt sie wieder?«
    »Wenn sie
dazu Lust hat.«
    »Und wohin
ist sie gegangen?«
    »Gegangen?«
Nun war es an Marianne, verunsichert zu sein. »Zu Fuß doch nicht!«
    Baumwerk
warf der alten Frau einen forschenden Blick zu. War sie geistig doch nicht so fit,
wie er nach den Berichten der Nachbarn vermutet hatte? Eventuell gar ein wenig dement?
Dazu passte auch das winterliche Linseneintopfgericht bei fast 30 Grad Celsius im Sommer, die der
Jahreszeit nicht angemessene Kleidung und der ungepflegte Gesamteindruck. Neben
allem anderen noch ein Grund mehr anzunehmen, dass sie kaum in der Lage war, ihre
noch viel ältere Mutter zu pflegen. Unmöglich!
    »Wo ist
Ihre Mutter denn?«, hakte er deshalb schnell nach.
    »Na, sie
ist in Kanada!«, erklärte Marianne Gräbert und lachte breit.
    »In ihrem
Alter!«, entfuhr es dem Sachbearbeiter unbedacht. »Und wo dort? Vielleicht kann
ich sie ja anrufen.«
    »Es gibt
da irgendwo einen Zettel«, begann Marianne unsicher. Ihre Augen irrten haltlos durch
die Küche. »Hier nicht. Vielleicht drüben.« Sie rührte hastig noch einmal durch
die Suppe und lief ins angrenzende Wohnzimmer. An der Wand stand ein Sekretär aus
dunklem Holz, dessen Schreibfläche heruntergeklappt war. Papiere, ungeöffnete Briefe
und viele lieblos herausgerissene Zeitungsartikel lagen wild durcheinander. Während
Marianne

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