Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)
einen Stuhl so dicht an ihren Stuhl, dass ihre Knie sich berührten, als er schließlich saß.
»Ich steckte gerade mitten in einem Prozess und konnte deswegen nicht weg, aber ich hatte Leute auf dich angesetzt …«
»Sie haben mich ausspionieren lassen!« Wütend versuchte sie von ihrem Stuhl zu springen, doch er packte ihren Arm und hielt sie fest.
»So darfst du das nicht sehen.«
»Anders kann ich es nicht sehen. Himmel. Hat es Ihnen nicht gereicht, mich zu vergewaltigen? Mussten Sie jetzt auch noch meine Privatsphäre verletzen?«, fauchte sie ihn an.
Mühsam unterdrückte er den jetzt auch in ihm aufsteigenden Zorn. »Würdest du dich bitte beruhigen, Laney? Hoher Blutdruck kann unmöglich gut für das Baby sein.«
»Um das Baby mache ich mir selbst Gedanken. Gehen Sie zum Teufel.« Sie schob seine Hand von ihrem Arm und stand entschlossen auf, allerdings war er sofort neben ihr und hielt sie – zwar nicht schmerzhaft, aber hart genug, dass sie sich nicht bewegen konnte – an den Schultern fest.
»Setz dich wieder hin.« Als sie einfach mit den Schultern zuckte, wiederholte er in nachdrücklichem Ton: »Setz dich wieder hin.«
Um sich und das Kind nicht im Rahmen einer körperlichen Auseinandersetzung, die sie unmöglich gewinnen konnte, unnötig zu strapazieren, nahm sie wieder Platz.
Auch er setzte sich abermals auf seinen Stuhl. »Das ist übrigens ein hübsches Kleid. Die Schwangerschaft steht dir gut.«
Sie starrte ihn verwundert an. Im einen Augenblick kommandierte er sie rum wie ein Gefängniswärter, und im nächsten gratulierte er ihr nonchalant zu ihrem Kleid. Zu was für einem Kleid? Sie blickte auf den schlichten langen roten Wollpullover, den sie über einer weißen Bluse und einer grob gerippten, schwarzen Krawatte trug. Ohne ihren dicken Bauch hätte sie in diesem Aufzug wahrscheinlich wie eine Klosterschülerin gewirkt.
Sie bedankte sich nicht für das Kompliment, sondern starrte ihn so feindselig wie möglich an. Sicher bliebe ihr nichts anderes übrig, als den Kerl gewaltsam vor die Tür zu setzen, doch woher sie die erforderliche Energie für diesen Schritt aufbringen sollte, wusste sie beim besten Willen nicht.
»Als ich hörte, dass du schwanger bist, habe ich den Prozess so schnell wie möglich zum Abschluss gebracht.«
»Aber doch wohl hoffentlich nicht zu Lasten Ihres Mandanten.« Sie verzog ironisch das Gesicht.
»Selbstverständlich nicht«, fuhr er sie an. »Er kam mit einer Bewährungsstrafe davon.«
»Wofür?«
»Bewaffneten Raub.«
Sie stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Ich mag Sie einfach nicht. Ich mag weder Ihre grenzenlose Arroganz noch die Tätigkeit, mit der Sie Ihren Lebensunterhalt verdienen. Haben Sie kein schlechtes Gewissen, wenn Sie hartgesottene Kriminelle wieder auf die Straße schicken, damit sie weiter unschuldige Bürger überfallen?«
Er bedachte sie mit einem kühlen Blick und presste verärgert seine Lippen aufeinander, meinte dann aber in ruhigem Ton: »Er war kein hartgesottener Krimineller, sondern ein achtzehnjähriger Junge, der seit seiner Geburt genau wie seine Mutter vom Vater misshandelt worden war. Er hatte einen Schnapsladen überfallen, weil er Geld für ihre Medizin brauchte.«
Da sie seinen durchdringenden Blick nicht mehr ertrug, sah sie vor sich auf den Boden, leckte sich die Lippen und hauchte verlegen: »Oh.« Trotzdem würde sie sich diesem Typen nicht so einfach unterwerfen, und so fügte sie hinzu: »Aber Sie wurden für seine Verteidigung auf alle Fälle gut bezahlt.«
»Ich war sein Pflichtverteidiger.«
Verdammt. War dieser Mann etwa ein Heiliger? War er wirklich völlig fehlerlos? Oh nein, ganz sicher nicht, denn schließlich hatte er sie skrupellos verführt, schien deshalb allerdings nicht einmal ein schlechtes Gewissen zu haben. »Aber in anderen Fällen wurden Sie ganz sicher gut bezahlt, und Sie haben auch schon Leute vom Strick geschnitten, obwohl Sie sicher wussten, dass sie schuldig waren.«
»Ja«, gab er unumwunden zu. »Es ist nicht meine Aufgabe, sie zu verurteilen. Mein Job ist es, sie so gut wie möglich zu verteidigen.«
Während er vollkommen kühl und gelassen wirkte, kam es Laney vor, als wäre sie in Bedrängnis geraten. Rein körperlich betrachtet käme sie unmöglich gegen diesen Menschen an. Weshalb ihr als letzte Waffe nur noch Überredung blieb. »Sie haben nicht das Recht, einfach in mein Leben einzubrechen.«
»Ich denke, schon. Wenn man an die Nacht im Sommer
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