Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)
Seufzend suchte sie nach einer halbwegs komfortablen Position.
Dekes Hand glitt über sie hinweg, rieb zärtlich ihren Bauch, und anscheinend war das Baby davon ebenso entzückt wie Laney selbst, denn innerhalb von wenigen Sekunden hörte es zu strampeln auf und ließ zu, dass seine Mutter wieder in dringend benötigtem Schlaf versank.
Sie wurde wach und erkannte, wie wunderbar es war, jemanden zu haben, mit dem sich nicht nur ihre Freude auf das Kind, sondern auch das mit der Schwangerschaft verbundene Unbehagen teilen ließ.
Er war nicht mehr im Bett gewesen, als ihr Wecker geklingelt hatte, und während sie durch das Haus lief, hörte sie aus ihrer Küche das Klappern von Geschirr. »Was machst du da?«, wollte sie von Deke wissen und betrat den sonnenhellen Raum.
Er strich gerade Butter auf die x-te Scheibe Toast. »Wie wäre es erst mal mit einem ›Guten Morgen‹?«, fragte er und küsste sie flüchtig auf die Wange. »Aber um deine Frage zu beantworten: Ich mache Frühstück.«
»Ich frühstücke nie. Höchstens eine Scheibe Toast und eine Tasse Kaffee.«
»Das reicht für dich und Scooter nicht.« Er wies auf einen Stuhl. »Du fängst besser langsam an zu essen, sonst kommst du nämlich zu spät zum Unterricht.«
Sie blickte auf den Tisch und stöhnte, als sie Rührei, Speck, zwei Scheiben Toast, Grapefruitsaft und Kaffee
sah. »Das kann ich unmöglich alles essen.« Seine steinerne Miene machte jedoch deutlich, dass wie schon am Vorabend auch jetzt jede Widerrede sinnlos war. Gestern hatte er sie mit einem gefühlten Kilo Nudeln vollgestopft, und auch jetzt war er für ihre Proteste offenkundig taub. Resigniert stellte sie ihre Schultasche mit den Unterlagen auf einen der freien Stühle und nahm Platz.
Nachdem sie genug gegessen hatte, damit er zufrieden war, ging er vor die Tür und ließ schon einmal ihren Wagen an, damit sie sich nicht mit dem störrischen Motor auseinandersetzen müsste und der Innenraum des Autos wohlig warm wäre, wenn sie sich hinter das Lenkrad schwang. An der Tür hielt er ihr ihren Mantel hin, knöpfte ihn fürsorglich bis oben zu, und sie bat ihn um Verzeihung, weil sie wieder mal das schmutzige Geschirr einfach für ihn stehen ließ.
Er tat ihre Entschuldigung mit einem Schulterzucken ab. »Zieh deine Handschuhe an, es ist heute Morgen nämlich bitterkalt. Und in Bezug auf deinen Wagen muss ich dringend etwas unternehmen. Er springt kaum noch an.«
Sein Atem gefror in der morgendlichen Luft, und sein silbrig graues Haar schimmerte im Sonnenlicht. Sie merkte, dass sie seine Fürsorge durchaus genoss. Doch so würde es ganz sicher nicht auf Dauer bleiben, und je eher er wieder aus ihrem Leben verschwände, umso besser wäre es für sie. »Wir müssen miteinander reden, Deke«, meinte sie deshalb.
»Das tun wir doch.«
»Ich meine es ernst.«
»Ich auch. Fahr vorsichtig.«
»Du redest zwar mit mir, aber du hörst mir nicht zu. Versprich mir, dass du deine Sachen in den Koffern lässt. Versprich es mir.«
»In Ordnung, ich verspreche es.« Er küsste sie zärtlich auf den Mund. »Und jetzt fahr endlich los, denn ich will nicht, dass du rast, nur damit du pünktlich bist.«
Sie fuhr tatsächlich los, war aber nicht wirklich überzeugt, dass er sein Versprechen halten würde. Weil es zu bereitwillig gegeben worden war. Und er hatte dort vor ihrer Haustür, als er ihr gewinkt hatte, viel zu heimisch, selbstbewusst und zufrieden ausgesehen, um kampflos einfach wieder zu gehen.
Am letzten Schultag vor den Ferien waren die Kinder derart aufgedreht, dass die Lehrerinnen gar nicht erst versuchten, Unterricht zu machen, sondern mit den Schülern kleinere Geschenke für die Eltern bastelten. Laneys Klasse dekorierte Kaffeebecher als Mitbringsel für die Mütter, und auch wenn die Muster, die die Kleinen malten, höflich formuliert, ausnehmend kreativ zu nennen waren, wusste Laney, ihre Mütter würden von den Werken vollkommen begeistert sein.
Während sie den Kindern dabei half, die Becher in buntes Papier zu packen, dachte sie voller Rührung daran, dass auch sie einmal ein solches Päckchen überreicht bekommen würde. Und dann würde sie ihr Kind umarmen und ihm freudestrahlend erklären, ein so herrliches Geschenk hätte ihr noch nie jemand
gemacht. Denn es sollte wissen, dass es ihm gelungen war, ihr eine Freude zu bereiten.
In all ihren Tagträumen hatte ihr Kind die intelligenten, humorvoll blitzenden grünen Augen seines Vaters. Jetzt aber verdrängte sie
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