Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)
Verschmelzung unserer Körper und auch unserer Seelen sein. Wie damals in New York will ich das Gefühl haben, dass wir beide eine Einheit sind. Bis zu der Nacht waren wir beide Fremde, aber plötzlich waren wir so vertraut, dass ich das Gefühl hatte, ich wäre nach langer Zeit endlich zuhause angekommen.« Er berührte ihre Wange und blickte sie fragend an. »Verstehst du das?«
Tränen schimmerten in ihren Augen, doch sie nickte mit dem Kopf. »Ja, das verstehe ich.«
Er löste ihre Hand wieder von seinem Unterleib, küsste sie noch einmal auf den Mund, deckte sie beide zu, und noch lange, nachdem er das Licht gelöscht hatte und eingeschlafen war, hatte Laney das Gefühl, dass ihr Körper größer und vor allem voller war als je zuvor. Allerdings hatte das nichts mit ihrer Schwangerschaft zu tun. Es war ein Gefühl, das nicht von ihrem Leib, sondern aus der Seele kam. Etwas Ähnliches wie Liebe oder Glück blubberte in ihrem Inneren wie die Lava eines schlafenden Vulkans, der kurz vor einem Ausbruch stand.
Sie genoss dieses Gefühl. Es machte sie verletzlich, deshalb ängstigte es sie. Aber zugleich war es einfach zu wunderbar, um sich zu wünschen, Deke hätte es niemals in ihr geweckt.
»Die Dinge entwickeln sich ein wenig schneller als vorhergesehen«, klärte Dr. Taylor sie am Nachmittag des nächsten Tages auf. Deke hatte sie nach Arbeitsende von der Schule abgeholt und zur Routineuntersuchung
in die Arztpraxis gebracht. Er wollte nicht, dass sie in ihrem Zustand noch alleine fuhr, und spielte deswegen inzwischen ständig den Chauffeur. »Ich glaube, dass das Kind vielleicht ein wenig früher kommen wird.«
Deke drückte ihre Hand, und sie strahlte ihn an. »Es gibt doch wohl hoffentlich keinen Grund zur Sorge, oder?«, fragte sie den Arzt.
»Nein, nein«, versicherte er ihr. »Sie haben nicht viel zugenommen, aber trotzdem ist der Fötus ungewöhnlich groß.«
»Laney ist doch wohl nicht in Gefahr?« Deke durchbohrte den Arzt mit einem Blick, der die Zeugen vor Gericht furchtsam erschaudern ließ.
»Nein, aber ich möchte, dass sie von jetzt an sehr vorsichtig ist. Legen Sie so oft es geht die Füße hoch, wenn Sie zuhause sind. Überanstrengen Sie sich nicht.« Er sah wieder Deke an und räusperte sich. »Wahrscheinlich sollten Sie darauf verzichten … nun … Sie wissen schon.«
Deke und Laney wurden rot, denn sie dachten beide an den Vorabend zurück.
»Natürlich«, sagte er dem Arzt mit dem feierlichen Ernst eines reumütigen Jungen in der Sonntagsschule zu.
Falls der Arzt sich eingebildet hatte, diese Warnung würde Laney eine Hilfe sein, so hatte er sich eindeutig geirrt. Ganz im Gegenteil. Ihr Leben wurde unerträglich, weil der gute Deke sie beinahe noch nicht mal
mehr alleine Zähne putzen ließ. Er trieb sie dadurch in den Wahnsinn, dass er sie die ganze Zeit ermahnte, in der Schule vorsichtig zu sein, und indem er während ihrer Pausen auf der anderen Straßenseite parkte, um in einem Notfall sofort für sie da zu sein. All ihr Flehen, endlich damit aufzuhören, nützte nichts.
Als er nach drei Tagen wieder gegenüber ihrer Schule hielt, ließ sie ihre Schüler in der Obhut einer grinsenden Kollegin auf dem Pausenhof zurück, marschierte über die Straße, riss die Wagentür auf und erklärte ihm entschieden: »Meine Güte, Deke, das ist einfach total lächerlich. Inzwischen denken alle, dass du den Verstand verloren hast, ich auch.«
»Warum hast du das Kind auf die Wippe gehoben, Laney?«, fragte er sie ungerührt.
Sie stampfte verzweifelt mit dem Fuß auf den Asphalt. »Hast du mir überhaupt zugehört?«
»Ist dein Mantel warm genug? Ich will nicht, dass du eine Erkältung kriegst.«
»Also gut, du hast es nicht anders gewollt.« Wütend schlug sie die Tür ins Schloss und wandte sich wieder dem Schulhof zu.
Er schob die Tür noch einmal auf und rief ihr hinterher: »Wo willst du hin?«
»Ich werde die Polizei verständigen.«
»Und was willst du ihnen sagen? Dass dein Mann sich im Gegensatz zu dir Sorgen um dein Wohlergehen macht?«
»Ich werde ihnen sagen, dass ein Perverser in einem Trenchcoat vor der Schule parkt. Vielleicht erwähne ich
auch noch den seltsamen Yankee-Akzent, mit dem du sprichst. Dann sind sie garantiert innerhalb von zwei Minuten hier.«
Er war erst kurz vor Anfang ihrer Pause vom Joggen heimgekehrt und hatte sich, ohne nachzudenken, einfach einen Mantel übergeworfen, ehe er hierhergefahren war. Als er jetzt auf seine nackten Beine sah,
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