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Zurück ans Meer

Titel: Zurück ans Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hatte, dass es genau die Stelle ist, an welcher der heilige Kolumban gelandet ist – der irische
     Priester aus dem sechsten Jahrhundert, der das Christentum nach Iona brachte. Er war aufgeschlossen genug, die Lehren des
     Katholizismus mit den Philosophien der Druiden und Kelten zu verbinden. Da ein Großteil des Geistes von Iona der Güte und
     unkonventionellen Art dieses kleinen Mönchs entspringt, und da ich weiß, dass Klarheit den Pilger erwartet, der sich nach
     Süden wendet, ziehe ich eifrig meine zerknitterte Karte aus der Tasche, um den Abstand von hier nach dort einzuschätzen.
    Anscheinend liegt Columba’s Bay nicht mehr als ein oder zwei Meilen entfernt. Ich hatte noch nie einen guten Orientierungssinn,
     doch aus irgendeinem Grund fällt es mir hier auf Iona leichter, mich zurechtzufinden. Die Insel ist so klein und daher überschaubar,
     aber ich vermute, es hat etwas damit zu tun, wie konzentriert und aufmerksam ich geworden bin – ich rate nicht mehr, auf welchen
     Wegen mein Leben verlaufen soll, sondern gehe in eine festgelegte Richtung voll klarer Vorsätze.
    Direkt vor der Höhle entdecke ich einen ausgetretenen Pfad, der über das erste Moor führt. Das Gelände wird rasch unübersichtlich,
     und der Rucksack voller Steine auf meinem Rücken wiegt schwer. Aber ich gehe weiter, über einladende kleine Holzbrücken, auf
     einem Pfad aus abgeflachten Steinen, vorbei an einem See voller Schwäne, schlafendem Heidekraut und knisterndem, silbrigem
     Gras, das grün zu werden beginnt.
    »Gebt mir eine Wildnis, deren Anblick keine Zivilisation ertragen kann«, sagte Thoreau, und ich bin ganz und gar seiner Meinung.
     Die Kargheit und Reinheit der Umgebung wirken überaus besänftigend – das heißt, bis ich sumpfigeStellen überwinden muss wie diejenige, die ich plötzlich vor mir entdecke.
    Ich suche mir einen trocken aussehenden Torfhügel aus, doch als ich darauf trete, merke ich, dass es nasse Erde ist. Ich versinke
     so tief im Morast, dass ich fast meinen Stiefel verliere. Statt zu fluchen, lache ich über meine Dummheit. Inzwischen sollte
     ich wissen, wie leicht es ist, im Morast festzustecken, vor allem, wenn man einer Abkürzung folgt. Nichts Erstrebenswertes
     kann beschleunigt werden – weder die Jahreszeiten noch Geburt oder Tod, die Ankunft des Tages, der Übergang in die Nacht;
     keine Komposition, kein Gedanke, weder ein Kunstwerk noch die Form einer Geschichte. Erst Geduld macht jedes Erlebnis bedeutsam.
     Zeit zu finden, geduldig zu sein, macht das Leben lebenswert. Ich ziehe mich wieder mal aus meinem Morast heraus, hole Papiertücher
     aus dem Rucksack, um den Schlamm von den Beinen zu wischen, und gehe auf einen nicht weit entfernten Felsvorsprung zu.
    Sobald ich ihn erreicht habe, stütze ich mich auf meinen Wanderstock und lasse meinen Blick über die beeindruckende Columba’s
     Bay schweifen – über üppiges Gras, das sich wie ein Teppich zum weißen Sand hin ausbreitet. Hinter dem Sand umwogt smaragdgrünes
     Wasser sanft die zahllosen kleinen Inseln, die seine Oberfläche sprenkeln. In der Ferne höre ich das unverkennbare Bellen
     von Seehunden und folge ihrem Klang zu einer Insel, wo sie sich auf den Felsen räkeln. Das Wasser zwischen dem Ufer und ihnen
     ist flach, aber ich nähere mich langsam, um nicht auf den schleimigen Steinen auszurutschen und die Tiere zu verscheuchen.
     Die Seehunde bleiben, wo sie sind, drehen ihre Köpfe gleichzeitig um und begrüßen mich mit ihren gefühlvollen Augen, als ich
     noch zwei Felsbrocken entfernt bin. Es ist das eine, einem wilden Tier, selbst für eine Sekunde, gegenüberzustehen, und ganz
     etwas anderes, in ihre Herde aufgenommen zu werden. Ich habe wirklich das Gefühl, mich außerhalb der Zeit zu bewegen.Ich setze mich zu den Seehunden, beobachte still, wie sich ihre fetten, geschmeidigen Körper anrempeln, wie Wasser in die
     Felsspalten hinein- und hinausrauscht. Nach einer Weile wird alles von Nebel eingehüllt, und mir wird kalt. Die Sonne ist
     hinter einer Wolkenbank verschwunden; es wird Zeit, weiterzuziehen. Als ich trockenen Boden erreiche, drehe ich mich für einen
     letzten Blick auf die gesamte Bucht um und entdecke zu meiner Überraschung etwas, das mir vorher nicht aufgefallen war. Zwischen
     den vielen kleinen Cairns und größeren Steinmonumenten erkenne ich einen ziemlich großen und seltsam aussehenden Steinkreis.
     Ich gehe hinüber und bin verblüfft, ein Labyrinth zu finden, halb verborgen unter

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