Zurueck auf der Jacht des Millionaers
Sobald Stephen die Hand ausstreckte, entfernte sie sich noch einen Schritt von ihm.
„Du kannst nicht leugnen, dass wir es beide wollen“, flüsterte er heiser.
Beherrscht erwiderte sie seinen Blick und hob das Kinn. „Ich bin allerdings inzwischen klug genug, um zu wissen, dass Wollen und Bekommen nicht dasselbe sind.“
Wieder gelang es ihr nicht, den Ausdruck seiner Augen zu deuten.
Langsam nickte Stephen. „Eines Tages wirst du erkennen, dass du nicht die Einzige bist, die sich geändert hat“, erklärte er ruhig.
Sie blieben einen Moment lang schweigend voreinander stehen, dann verließ Stephen mit großen Schritten das Zimmer.
Megan sah ihm nach und wartete darauf, dass sich ihr Puls endlich beruhigte. Sobald sie sich einigermaßen gefangen hatte, wandte sie sich zum Toilettentisch um und griff nach der Bürste. Wie mechanisch kämmte sie sich das Haar, bis es glänzte. Mit den Gedanken war sie ganz woanders.
Vier Jahre waren vergangen. Dennoch begehrte sie Stephen immer noch genauso wie damals – nein, ihr Verlangen war heute wesentlich stärker.
Stephen kam am Montag früher nach Hause, um die Babysitterin abzulösen. Er und Megan hatten sich darauf geeinigt, ihre Arbeitszeiten so zu legen, dass fast immer einer von ihnen bei Jade war und Tanya nur für die Zeiten dazwischen gebraucht wurde.
„Hi, Stephen!“ Tanya begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln.
Sie konnte kaum älter als zweiundzwanzig sein. Heute trug sie tief auf den Hüften sitzende Jeansshorts und ein ärmelloses T-Shirt, auf dem „Cooles Baby“ stand. Die Buchstaben waren aus Strasssteinchen gebildet worden. Das glatte blonde Haar hatte sie in einem Pferdeschwanz zurückgebunden.
„Hi“, erwiderte Stephen. „Alles okay heute?“
Tanya nickte. Sie wirkte ein wenig verlegen.
An derlei Reaktionen auf seine bloße Anwesenheit war Stephen gewöhnt. Er war zwar kein Film- oder Rockstar, aber bekannt genug, um ähnlich zahlreiche Annäherungsversuche über sich ergehen lassen zu müssen. Von verstohlenen Blicken und einem schüchternen Lächeln bis zu schamlosen Angeboten hatte er alles erlebt. Als Besitzer des „Garrison Grand“ stand er im Ruf, ausgesprochen cool zu sein. Darüber konnte er nur müde lächeln. Denn in Wirklichkeit war er alles andere als das.
Wie die meisten hatte auch Tanya überrascht auf die Ankündigung reagiert, dass er und Megan heiraten würden. Das Mädchen schien Megans Erklärung akzeptiert zu haben. Beide hatten als Begründung angegeben, seit ihrer Wiederbegegnung begriffen zu haben, wie sehr sie sich liebten.
Falls Tanya mitbekommen hatte, dass sie getrennt schliefen, so ließ sie sich jedenfalls nichts anmerken. Natürlich wollte Stephen seine Frau in seiner Nähe wissen; allerdings hatte er einen Kompromiss gefunden. Die aneinandergrenzenden Schlafzimmer sollten unter anderem auch verhindern, dass der Babysitter Klatsch über sie verbreitete. Stephen hatte schon oft genug im Mittelpunkt des Medieninteresses gestanden und konnte auf weitere Schlagzeilen verzichten.
Er lockerte gerade seine Krawatte, und im nächsten Moment hüpfte Jade unbeschwert ins Zimmer. In der Hand hielt sie Baby Alive, eine ihrer unzähligen Puppen.
„Hallo, meine Schöne.“ Er ging in die Hocke und breitete die Arme aus, woraufhin Jade sich ihm ungestüm an die Brust warf.
Kürzlich hatte er seiner Tochter mit sehr ernster, gewichtiger Stimme alle tollen Eigenschaften der Baby-Alive-Puppe erklärt. Wenn er sich richtig erinnerte, dann hatten seine Schwestern Brittany und Brooke früher mit einer ähnlichen Puppe gespielt. Um zu sehen, ob sie auf dem Wasser schwimmen würde, hatte Stephen die Puppe einmal in den Swimmingpool geworfen. Sie hatte es gut überstanden. Trotzdem hoffte er, dass seine Schwestern ihn nicht bei Jade anschwärzten. Geschichten über solche kindlichen Streiche könnten seinen Ruf als angehenden Traum-Vater ruinieren.
Jade löste sich aus seiner Umarmung. „Hi“, begrüßte sie ihn nun leicht schüchtern.
Stephen fiel auf, dass sie trotz ihrer anfänglichen Begeisterung nun zögerte. Ein Schritt vorwärts, zwei zurück, dachte er. Aber er war entschlossen, die Hoffnung nicht aufzugeben.
Wenig später verabschiedete sich Tanya. Bis Megan nach Hause kam, spielte Jade vergnügt mit einem Puzzle und einfachen Brettspielen.
Als sie den Schlüssel im Schloss klicken hörten, gingen sie gemeinsam zur Tür, um Megan zu begrüßen.
Ein Blick auf sie genügte, und Stephen spürte die
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