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Zurueck auf Glueck

Zurueck auf Glueck

Titel: Zurueck auf Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Marx
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an.)
339.
    Wally liefen Tränen übers Gesicht, aber Imogene merkte davon nichts, weil sie sich zur selben Zeit und im selben Bett künstliche Tränen in die chronisch trockenen Augen träufelte.
    Sie knipste das Licht aus.
340.
    Imogene schloss die Augen und stellte sich vor, sie wäre beim Augenarzt. Um die imaginäre Wartezeit bis zu ihrer imaginären Pupillenerweiterung zu überbrücken, legte sie im Geiste eine Liste der Freunde an, die sich für ein Geschenk von ihr nie mit einem gleich- oder höherwertigen revanchiert hatten.
    Als sie bis zu ihrer Freundin Lisa (Papierservietten) gekommen war, döste sie ein.
341.
    Wally träumt jede Nacht von Imogene. Manchmal verwandelt sie sich in jemand anderen. Und manchmal fährt sie mit dem Zubringer an einen Ort, wo sie, wie Wally mit Sicherheit weiß, sterben wird. Normalerweise hat er Albträume. Heute Nacht befindet er sich auf einer Schlammlawine und wird von Zombies gejagt. Imogene will ihm helfen, aber auf einmal will sie ihn töten. Dann verpasst sie ihm zufällig – oder absichtlich – einen Tritt, und er wacht auf, bevor er sie tötet.
342.
    Imogene hat momentan keine Zeit zum Träumen. Werfen wir also einen Blick auf ihre Handschrift, ihr, wie manche meinen, attraktivstes Attribut.
343.
    Eine Handschriftenprobe von Imogene, zusammen mit einer graphologischen Deutung.

    Man beachte die extrem gerade Grundlinie, ein Indiz für Angespanntheit und übertriebene Disziplin. Auffällig ist ferner die Vertikalität der Buchstaben – das heißt die fehlende Rechts- und Linksneigung. Dies deutet auf große Eigenständigkeit und emotionale Beherrschtheit hin, die der Schreiberin möglicherweise als Gefühlskälte und Gleichgültigkeit ausgelegt werden. Die Dunkelfärbung der Schrift lässt auf eine hohe Druckgebung schließen, das Kennzeichen eines höchst vitalen Menschen, der normalerweise überaus erfolgreich und/oder durchgedreht ist. Stellen wir Imogenes Schrift nun Wallys Gekrakel gegenüber (siehe unten).

    Die starken Verschlaufungen der Unterlängen lassen ein starkes Verlangen nach Sex, Essen, Geld und glänzenden Gegenständen erkennen. Die hohe, schmale Verschlaufung des l istein Zeichen für Idealismus. Das oben offene o könnte bedeuten, dass der Schreiber kein Geheimnis bewahren kann, wohingegen der Querstrich des t darauf hindeutet, dass ihm die Bedeutung von Schweigen ist Gold durchaus geläufig ist. Die langen, wackeligen Ausrufezeichen kennzeichnen eine lebhafte Fantasie oder aber auch Alkoholeinfluss. Ein k wie das vorliegende haben wir noch nie gesehen.
    Angeblich existiert von unserer Autorin nur eine einzige Schriftprobe. Unerklärlicherweise fand sich ihr Namenszug auf einer Petition vom Mai 1987, die den Abriss eines Opernhauses fordert.

    Wäre Pattys Unterschrift ein EKG, hätte der Patient bei der zweiten Silbe einen Herzstillstand erlitten.
344.
    Wally nahm Beenishs Einladung zur Eröffnung der Dönerbraterei Dollar and Change mit ehrbaren und hungrigen Absichten an. Deshalb machte er auch sofort reinen Tisch, als sie auf ihn zusprang und ihm um den Hals fiel. »Ich habe Imogene die Ehe versprochen«, sagte er und trat einen Schritt zurück.
    »Wow«, sagte Beenish und trat einen Schritt vor. »Tatsache?«
    »Na ja, eher mehr oder weniger.« Beenish fing an zu weinen. »Weniger«, sagte Wally. Sie traten weder vor noch zurück.
    Beenish trocknete sich an seinem Ärmel die Tränen. »Ich habe eine Idee«, begann sie.
    Und wo war Imogene? Äußerte sich auf der Eigentümerversammlung zum Thema Wasserschaden an der Nordfassade.
345.
    Beenish Asifs Plan bedurfte keiner Biotechnologie. Sie ging fest davon aus, dass die Biologie schon alles Nötige regeln würde.
    Sie hatte bereits einen Namen ausgesucht. Wenn es ein Junge würde, Yakub nach ihrem Onkel, wenn es ein Mädchen würde, Doris Day nach Doris Day. Falls Wally aber auch noch einen Vorschlag machen wolle, würde sie ihn gern berücksichtigen.
    In ihren Augen war es der perfekte Plan, denn er umfasste alles, was sie sich wünschte: jemanden, für den sie essen durfte, und nach neun Monaten jemanden, mit dem sie spielen konnte (und der tolles Spielzeug besaß).
346.
    Plan B: siehe Plan A (oben).
347.
    Sobald Wally wieder zu Hause war, weckte er Imogene mit der Frage: »Möchtest du ein Kind?« Sie öffnete die Augen einen Spaltbreit und nickte: nein.
    »Oder dich wenigstens an einem beteiligen?«, fragte er, aber sie war schon wieder eingeschlafen. »Ich habe mich entschieden«, sagte er

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