Zurueck auf Glueck
trotzdem. »Du sollst mich nie wieder loswerden.«
Imogene träumte von Wallys Socken.
348.
Am nächsten Tag kamen Wally und Imogene gemeinsam zu dem Schluss, dass der Plan niemals aufgehen würde. Zu schlimm für ein Kind. Zu avantgardistisch. Imogene wollte keine Rolle. Sie wollte nicht Tante genannt werden oder gar Tanteimo. Sie hasste süßliches Gebabbel. Die Wohnung wäre ein Saustall. Nicht zu vergessen: Imogene hatte einen schönen Teppich. Und einenBeruf. Was, wenn das Kind schwierig oder ungezogen war? Wenn es im dritten Schuljahr wie ein Zweitklässler las? Durchaus möglich, dass es niemals einen Spielkameraden finden würde. Was, wenn Wally keine Lust hatte, mit ihm Ball zu spielen? Und Beenish es zum Kreationisten großzog? Manche Teenager ermorden ihre Eltern. Oder noch schlimmer – räumen ihr Zimmer nicht auf. Wir könnten ein schlechtes Zeugnis niemals tolerieren. Müssten wir zum Elternabend? Wer von uns sollte den Schülerlotsen spielen? Imogene glaubte nicht, dass sie in gelbem Plastik eine gute Figur abgeben würde, und Wally war ein Langschläfer, aber konnten sie sich beide davor drücken? Was, wenn das Kind sich für den Abschlussball eine Begleitung aussucht, die uns nicht gefällt? Einem Minderjährigen können wir nicht erlauben, sich das College selbst auszusuchen. Wie viele Gäste dürfen wir zur Hochzeit einladen? Was sollte Imogene ihrer Mutter sagen? Wir bräuchten ein Kinderzimmer. Wir bräuchten einen Rechtsanwalt. Das wär's dann wohl gewesen mit unserer Reise nach Istanbul. Es würde unser Glück beeinträchtigen. Und viel Geld kosten. Einen ganzen Haufen. Ganze Berge.
»Außerdem«, sagte Wally, »möchte ich keinen Sprössling, der mich nicht an dich erinnert.«
»Danke«, sagte Imogene. »Aber von mir aus kannst du es ruhig machen.«
»Nein. Eine Dreiecksbeziehung ist nichts für mich.«
»Vierecks-«, sagte Imogene.
349.
Wally und Imogene lebten ihr Leben weiter.
350.
Sie aßen Frühstücksflocken zum Abendbrot.
351.
»Aber warum bist du nicht eifersüchtig?«, fragte Wally, während er auf den Boden der auf dem Kopf stehenden Schachtel klopfte, um auch noch die letzten widerspenstigen Weizenflocken herauszulocken. »Ich an deiner Stelle wäre eifersüchtig.«
»Reich mir mal die Milch rüber«, sagte Imogene.
»Ich bin eifersüchtig«, dachte Wally.
352.
Wally sah Imogene seelenvoll an.
353.
Er fuhr nach New Jersey, zu einer Konferenz über das Thema »Warum Darwin durch das Gesetz der natürlichen Zuchtwahl gezwungen war, Emma Wedgewood zu heiraten«. Als er nach vielen Tagen heimkam, sah Imogene von ihrer Näharbeit auf und erinnerte sich daran, wie sie für ihn empfunden hatte, bevor sie ihn in- und auswendig kannte – falls das inzwischen überhaupt der Fall war.
Ein Schauer überlief sie. Regte sich da in ihr das gewisse Etwas?
354.
»Und?«, fragte sie. »Was ist es nun? Vererbung oder Erziehung?«
»Verziehung.« Wally machte den Kühlschrank auf. »Mexikanische Reste oder indische Reste?«
»Weder noch«, sagte Imogene. »Noch nicht mal indikanische.«
355.
Womit das geklärt wäre. 8
356.
Während Wallys Latzhose im Trockner vor sich hin trocknete, machte er im Internet einen Berufseignungstest. »Rate mal, was mein Traumberuf ist!«, sagte er, als er mit der aufregenden Neuigkeit in Imogenes Büro marschiert kam. Seine Latzhose war immer noch klamm.
»Augenblick«, sagte Imogene. »Ich schreibe gerade ein Memo.«
»Aber doch nicht, wenn wir mitten in einer Unterhaltung sind.«
357.
Imogene schrieb weiter. 9
358.
Wally knetete Imogenes Schultern. Er sagte ihr nicht, dass er laut traumjob.com ein Mensch war, der gern mit dem Strom schwamm, erst handelte und dann nachdachte, für das Heute lebte (aber auch für das Morgen), sich gern hochtrabend ausdrückte und lieber an Erfrierungen als an Verbrennungen sterben wollte. Genauso wenig sagte er ihr, dass er, wie Robert Oppenheimer und Johanna von Orleans, seine Erfüllung und sein Glück als Schäfer in Neuseeland finden würde. Und er sagte ihr auch nicht, dass er für sie ebenfalls einen Fragebogen ausgefüllt hatte und sie unbedingt auf eine Karriere als Kleinkriminelle umsatteln müsse.
Stattdessen sagte Wally zu Imogene: »Weißt du eigentlich, was für ein Glück du hast, jemanden zu haben, der dich so liebt wie ich? Das ist viele hundert Dollar im Jahr wert.«
359.
Und jetzt kommt's: Imogene wusste es.
360.
Als Wally sie das nächste Mal fragte, ob sie ihn heiraten wolle, veranstaltete
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