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Zurueck auf Glueck

Zurueck auf Glueck

Titel: Zurueck auf Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Marx
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bleibe.«
    »Von wem?« Imogene war ganz ins Waschlappensortieren vertieft. »Kommst du an das oberste Fach ran?«
    »Von dir«, sagte er. »Du glaubst, ich mache Witze. Ich mache keine Witze.«
    »Ha ha ha ha«, sagte sie.
399.
    Wally kam an das oberste Fach ran.
400.
    »Na schön«, sagte Imogene. Wer machte jetzt keine Witze? Imogene versuchte sich zu konzentrieren. Wenn sie beim Einräumen der Bettwäsche und Handtücher nicht aufpasste – die Kopfkissenbezüge vielleicht doch lieber ins zweite Fach statt ins dritte? –, würden sie für immer falsch liegen. Kein Mensch räumt seinen Wäscheschrank um. Sie überlegte. Fühlte sie ein Verhängnis dräuen?
401.
    »Ich bekomme ein Kind mit dir«, sagte Wally. »Gewöhn dich schon mal an den Gedanken. Du wirst viel mit Wickeln beschäftigt sein, weil ich viel beruflich beschäftigt sein werde.« Er schmunzelte, obwohl es ja angeblich kein Witz sein sollte.
    Wally köpfte die Sektflasche nicht.

402.
    Kein Mensch hatte damit gerechnet, dass Wally und Imogene sich trennen würden. Was war geschehen? In der Gerüchteküche simmerte, wallte, brodelte und kochte es.
403.
    Es war eine einzige Sudelei.
404.
    Es hieß, Wally habe seine pakistanische Geliebte geschwängert und Imogene es mit ihrer Assistentin Harriet getrieben, er habe es satt, dass sie ihn nicht heiraten wollte, und sie halte es nicht mehr aus, dass er immer seine Hausschlüssel in die Porzellanschale warf, er könne sich nicht genug für Saks Fifth Avenue und sie sich kein bisschen für Schildkröten begeistern, er habe in ihrer Jackentasche belastende Quittungen gefunden und sie ihn dabei erwischt, wie er die Wäsche aus dem Trockner nahm, obwohl sie noch gar nicht richtig trocken war, er habe das Gefühl, wegen seines unaufgeräumten Schreibtischs von ihr schikaniert zu werden, und sie könne es nicht ertragen, wie er dasWort schikanieren aussprach, er habe unbedingt die Essecke zur Werkstatt umfunktionieren und sie sich die oberste Schublade des Schreibsekretärs zurückerobern müssen, er wolle nach Buenos Aires auswandern und sie habe sich aus Flugangst geweigert mitzukommen, er sei auf seine alten Tage zum Glücksspieler geworden und sie habe eine Zwangsstörung, er sei wegen Handelns mit dem Anästhetikum Ketamin im Gefängnis gelandet und ihre Beziehung habe einen Knacks bekommen, als er herausfand, dass sie ihre mittlere Initiale geändert hatte, sie könne ihm nicht mehr vertrauen, seit er bei Rot über die Ampel gegangen war, er sei ein Spinner und sie eine Verrückte oder umgekehrt, es gehe um Geld, ein Umzug ende häufig in Verwerfungen (die Immobilienscheidungstheorie), sie hätten religiöse Meinungsverschiedenheiten, obwohl sie beide nicht religiös waren, sie hätten sich nie darauf einigen können, welche Temperatur sie auf dem Thermostat einstellen sollten, und mit Zähnen und Klauen um das letzte Stück Pizza gekämpft, bis Tränen flossen, sie hätten einen unterschiedlichen Schritt am Leib, sie könnten die Familie, Freunde und Manieren des jeweils anderen nicht ausstehen, sie bevorzugten bei Kaugummis und Salatdressings gegensätzliche Geschmacksrichtungen, sie hätten erbittert um den Namen eines Hundes gestritten, obwohl eigentlich keiner von ihnen einen Hund haben wollte, und ja, auch die Sache mit dem Kinderkriegen wurde aufs Tapet gebracht. Es hieß, tja nun, da könne man nichts machen, es habe eben nicht sollen sein, es sei sicher besser so, wie gewonnen, so zerronnen, man könne das Rad nicht zurückdrehen, neuer Tag, neues Glück.
405.
    Imogene durfte sich anhören: Tut mir so leid, wie geht es dir, du kannst mich jederzeit anrufen, nichts hält ewig, du konntestnicht anders, ich hätte es genauso gemacht, du kannst nichts dafür, sei froh, dass du ihn los bist, es ist nicht deine Schuld, es wird schon wieder, was für ein Arschloch, Kerle! Ich wüsste da einen Mann.
406.
    Imogene schrubbte in der Wohnung die Decken, und nicht nur einmal.
407.
    Ihr Bekanntenkreis machte sich Sorgen. »Du bist irgendwie gar nicht mehr du selbst«, sagte Harriet, während sie Flatterhöschen an Schaufensterpuppen hefteten.
    »Und an wen erinnere ich dich?« Imogene nahm ihre Assistentin ins Visier. Harriet erstarrte.
    »Medusa«, dachte sie. »Oder Martin Balsam?« Meinte sie vielleicht Martin Buber? 11
408.
    Imogene glaubte nicht an Gott, zum Glück. Denn wenn Seine Herrlichkeit doch existierte, würde sie mit ziemlicher Sicherheit ganz schön in der Patsche sitzen. Dafür glaubte sie daran,

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