Zurück im etwas anderen Tunesien

langsam schweben wir hinunter. Jetzt kann meiner Shoppingtour nichts mehr im Wege stehen. Aussuchen, in den Korb packen, bezahlen, einpacken, fertig! So hätte ich das gemacht, aber mit einer tunesischen Großfamilie läuft das etwas anders ab. Die Kinder räumen die unteren Regalreihen leer, während mir jedes Produkt lang und breit erklärt wird. Dazu zeigen und empfehlen sie mir viele Dinge, die doch sicherlich höchst interessant für mich sind, wie zum Beispiel, Lasagneblätter, Thunfischdosen oder Puddingpulver.
    Sind sie nicht süß? Ich glaube, die können sich nicht wirklich vorstellen, dass es so etwas bei uns in Hülle und Fülle zu kaufen gibt. Interessant finde ich auf jeden Fall die Preise, die auf den Importprodukten stehen, denn ein Glas Nutella habe ich bei uns noch nie für knappe 6 Euro gesehen.
    Besonders in der Back und Kochabteilung finde ich viele Zutaten, die ich für meine nächsten Rezepte verwenden kann. Alles wird in den kleinen Korb geworfen, der schon fast überquillt. Tja, wer mit mir einkaufen geht, der sollte doch lieber immer einen Einkaufswagen mitnehmen. An der Kasse reihen wir uns zu neunt in die Schlange ein und verstauen mit achtzehn fleißigen Händen die Einkäufe in genau so vielen Miniplastiktüten. Und womit ich jetzt gar nicht gerechnet habe, Karim bezahlt und sagt, es wäre ein Geschenk für mich.
    Ein kleines Tränchen läuft mir die Backe herunter und damit hat er sich auf jeden Fall wieder die nächste Käsesuppe verdient. Jetzt bin ich nur noch gespannt, ob unser Auto noch lebt, oder ob es in der Kurve inzwischen platt gewalzt worden ist. Es ist unser Glückstag, alles ist heil und mit einem kleinen Wagenrennen, Bus gegen Auto, fahren wir endlich Richtung zu Hause.
    Gegen 21:30 Uhr rollen wir auf den Hof, und weil ich der Familie gerne noch etwas zurückgeben möchte, lasse ich den Tag noch bis 23:30 Uhr in der Museumsküche ausklingen, wo ich für den nächsten Tag eine Eistorte und ein Tiramisu vorbereite. Natürlich wieder nicht alleine, sondern unter Beobachtung von vielen neugierigen Helferlein.
    Es war für alle ein langer Tag, denn auch die Daheimgebliebenen hatten den ganzen Tag als Umzugshelfer verbracht. Ich bin froh,dass ich direkt in mein Bett gehen kann, und schlafe so tief und fest ein, dass mich noch nicht mal der Ruf des Muezzins weckt.
    Vielleicht hat er auch schon seinen neuen Arbeitsplatz auf dem Windrad bezogen und ich höre ihn deshalb nicht. In Gedanken fahre ich noch wenig Rolltreppe hoch und runter und träume von, Tellern, Teegläsern und einer Madame im Porzellanladen, die vermutlich dort noch immer sitzt und wartet!

Dreckhaufenslalom bei Nacht
    Müde sitze ich in meinem Sonnenstudio auf der Dachterrasse. Nur noch fünf Tage bis zur Hochzeit und meine Streifenhörnchenoptik hat sich eher verschlimmert als verbessert. Kein Wunder, denn mit der Familie sitzen wir meist im Haus, und wenn wir unterwegs sind, kommt immer jemand von ihnen mit und ich wage es dann nicht, ein Oberteil ohne Ärmel zu tragen. Hier sind wir schließlich nicht am Hotelstrand und ich respektiere die Ansichten der Familie. So schleiche ich jeden Morgen unbemerkt aufs Dach und setze mich in eine Ecke, wo auch die Nachbarn mich nicht sehen können. Dort genieße ich die ersten Sonnestrahlen, die ich zu diesen frühen Stunden auch noch sehr gut aushalten kann. Wenn ich meine Arme so anschaue, werden die allerdings nicht ausreichen. Mein Oberkörper leuchtet in einem strahlenden Zahnarztweiß und im Prinzip kann hier nur noch ein Turbobräuner helfen. Ich befürchte, dass das bis zur Hochzeit nichts mehr wird.
    Vielleicht sollte ich mich doch lieber bis zum Hals in den roten Sari wickeln? Dann bemerkt es wenigstens niemand!
    So langsam wird es warm hier oben, die Sonne brennt und ich fange an zu schwitzen. Ich glaube ich gehe erst einmal duschen, denn es wird sicher nicht mehr lange dauern und die Familie wird meine Anwesenheit verlangen.
    Dusch ich kalt, oder warte ich, bis es jemand schafft, den Durchlauferhitzer anzustellen?
    Ich weiß nicht warum, aber irgendwie ist warmes Wasser in diesem Haus ein großes Problem. Seitdem es hier ein modernes Badezimmer gibt, gibt es auch Probleme mit diesem blöden Gerät. Es ist nicht permanent angeschlossen, weil es an einer Gasflasche hängt und nur dann, wenn jemand duschen möchte, wird es eingeschaltet. Wenn es nur beim Einschalten auch funktionieren würde! Mein Mann hat es noch nie geschafft und holt sich immer erst den Sohn der