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Zurück im etwas anderen Tunesien

Zurück im etwas anderen Tunesien

Titel: Zurück im etwas anderen Tunesien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Derouich
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es stockdunkel, weil es nicht eine Straßenlampe gibt. Da wir jetzt noch über eine Art Müllpiste laufen müssen, schalten die Zwei ihre Handys an und lotsen mich, mit dem Wahnsinnslicht aus dem Display, durch den langen Dreckhaufenslalomparcour. Ich komme mir vor als hätte jemand den Glühwürmchenalarm betätigt und die Glühwürmchenbande wäre mir zur Hilfe geeilt. Oder wie bei einem Sankt Martins Zug, wo alle mit ihren Laternen durch die Straße ziehen.
    „Ich geh mit meiner Glühwürmchenlaaaateeeeerne, rabimmel, rabammel, rabumm!“
    Zum Glück haben die kleinen Lichter ausgereicht und ich habe mich nicht rabumm auf die Nase gelegt. Heile und unversehrt erreichen wir das Haus von Dalel, welches auch recht neu ist und wie Nouras Haus, sehr modern eingerichtet. Wieder ein arabischer Wohlfühltraum, den ich mir natürlich nun von oben bis unten ansehen darf.
    Die Wohnung nehme ich! Wann darf ich einziehen?
    Zurück im Wohnzimmer treffe ich auf den Rest der XXL-Familie, der nun auch eingetroffen ist. Dem großen Essen steht nun nichts mehr im Wege und es wird angerichtet. Eine Platte und eine Schüssel größer als die andere und es nimmt gar kein Ende, was sie hier alles auftischen. Wer soll das denn alles essen?
    Blöde Frage, wenn ich mich umsehe, sind hier genug Personen, die das in null Komma nichts verspeisen werden. In der Tat, nur kurze Zeit später ist kaum noch etwas von den leckeren Speisen übrig. Jeder Teller und jede Schüssel ist leergefegt! Ein Zeichen, dass es allen geschmeckt hat, oder dass es doch zu wenig war für all die hungrigen Gäste. Aber keine Panik, schnell werden die Dessertplatten nachgereicht und jeder bekommt seinen eigenen Teller mit einem kleinen Früchteberg und etwas zuckersüßem Gebäck. So lässt es sich doch prima leben, hier bleibe ich!
    Die Männer setzen sich mit ihren Tellern vors Haus und wir Frauen gehen zum gemütlichen Teil des Abends über.
    Und woraus besteht der?
    Natürlich aus Fotos, Videos und Hochzeitsgeschichten! Hektisch holen sie alle Fotos und CDs aus den Schränken hervor und ich ahne schon, dass dies ein sehr langer Abend wird. Da heute ausnahmsweise nirgendwo eine Hochzeit stattfindet, haben sich die lieben Cousinen überlegt, dass es dann eine Hochzeit aus der Konserve gibt! Schnell schieben sie die CD mit Dalels Hochzeit in den Laptop, welche wir uns nun mal eben anschauen können. Mal eben ist dann nach 90 langen Minuten endlich vorbei.
    Ich kann jetzt nicht sagen, dass es langweilig war und ich finde auch alles superschön, aber erstens habe ich schon ganze viele Ausschnitte dieser Hochzeit bei Noura gesehen und zweitens kann man sich bei tunesischen Hochzeiten das Filmen auch sparen und durch ein Standbild mit Musik ersetzen. Fast 80 der 90 Minuten waren nur Dalel und ihr Mann zu sehen, wie sie auf ihrem Thron sitzen und sich Luft zu fächeln. Ich glaube nicht, dass sie damit für den Oscar nominiert werden.
    Die letzte halbe Stunde hatte ich nur noch ganz fixiert auf den Balken gestarrt, der die Laufzeit anzeigt, und hätte ihn am liebsten angeschoben, aber so habe ich es jetzt auch geschafft und ich freue mich, wenn sie sich freuen.
    Mabrouk! Ne, nix mabrouk, auf dem Laptop befinden sich noch diverse Dateien mit Familienfotos, die wir jetzt nach und nach durchschauen.
    Juhu, meine Rettung! Der Akku ist leer und sie findet das Stromkabel nicht. Das hat vermutlich ein fleißiges Helferlein schnell für mich versteckt. Dalel sucht jede Ecke danach ab, kann es aber leider nicht finden, dafür entdeckt sie aber noch weitere Hochzeitsfotoalben, die sie mir nun stolz präsentiert. Also immer noch kein Feierabend und weiter schauen! Irgendwann entwickle ich glaube noch eine Fotoallergie, wenn das so weiter geht!
    Nach vielen, vielen Fotos geht es dann doch Heim und der Mond scheint inzwischen so hell, dass wenigstens die GlühwürmchenFeierabend haben und mir meine Navidamen den Weg nicht mit den Handydisplays ausleuchten müssen.
    Oh mein Gott, wie das hier aussieht!
    Die Dreckhaufen und Müllberge werden so richtig schön vom Mond angestrahlt. Wenn es nicht so traurig wäre, das hier alles so herumliegt, dann könnte man bei diesem Anblick wirklich lachen. Räumt das denn niemand weg, vor allem die ganzen leeren Flaschen?
    Auch nach drei Jahren ist hier immer noch kein Flaschenpfand eingeführt worden, sonst würde es hier bestimmt anders aussehen. Was ich bis zu diesem Moment gar nicht wusste, war dass Sadok diese Flaschen aufsammelt und damit Geld

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