Zurück in deine Arme
ich …“ Leilas Augen füllten sich mit Tränen. „Und auch sie hatte Angst vor den Veränderungen ihres Körpers. Ich habe versucht, ihr Mut zu machen, und versprochen, dass unsere Kinder gemeinsam aufwachsen und später miteinander spielen könnten.“
Sekundenlang herrschte Totenstille, bis Leila die Kraft fand weiterzureden.
„Doch sie wurde rückfällig. In dem Monat, als ich mich von der Fehlgeburt erholte, brach sie zusammen. Sie hatte zu viel Gewicht verloren, und ihr Herz hörte einfach auf zu schlagen.“
Rafael schluckte mühsam. „Das tut mir sehr leid für deine Freundin“, sagte er ruhig. „Aber du bist stärker als sie, Querida . Wir beide zusammen sind stärker.“
„Ich weiß, dass du fest daran glaubst“, murmelte sie tonlos. „Und ich würde immer noch gern ein Kind bekommen. Dein Kind, aber jetzt …“ Sie brach ab und machte eine vage Handbewegung. „Gib mir Zeit. Es ist noch zu früh, wir müssen warten … oder es einfach dem Schicksal überlassen.“
Warten! Seit Jahren tat er nichts anderes! Und ihre letzten Worte wollte er erst gar nicht gehört haben!
„Natürlich brauchst du Zeit, um wieder ganz gesund zu werden.“ Physisch und psychisch, hätte er mit einem Blick auf seine zerbrechlich wirkende Frau am liebsten hinzugefügt.
„Die Ärztin hat mir zu mindestens einem Jahr geraten“, kam es schon etwas entspannter von Leila. „Und dass ich bis dahin etwas Gewicht zulegen soll.“
Rafael wählte seine Worte sehr sorgfältig. „Und wie denkst du darüber?“
Sie lachte nervös und schlang die Arme um ihren Oberkörper. „Ich habe in den letzten Monaten tatsächlich fast fünf Kilo zugenommen. Das ist zwar schwer zu akzeptieren, aber ich arbeite daran“, bekannte sie ehrlich. „Ich muss nur erst lernen, mich mit meinem derzeitigen Gewicht wohlzufühlen, bevor ich noch mehr esse.“
Meu Deus!
Was er hier sah, war nicht einfach ein Model mit eingebildeten Figurproblemen, sondern eine Frau mit sehr tief sitzenden Ängsten. Seine Frau! Natürlich war sie verstört wegen der erlittenen Fehlgeburt, das würde jeder Frau so gehen. Aber womit er nie gerechnet hätte, war Leilas Furcht vor einem Rückfall in ihre schreckliche Krankheit.
„Vielleicht würde dir eine Psychotherapie helfen“, überlegte Rafael laut, weil er sich daran erinnerte, dass Leila ihm von einer Psychologin erzählt hatte, bei der sie nach ihrem Zusammenbruch als Teenager in Behandlung gewesen war.
„Nach der Fehlgeburt habe ich mehrere Wochen eine Psychologin aufgesucht.“ Ihr Ton besagte, dass eine weitere Therapie für sie offenbar nicht infrage kam. Trotzdem war nicht zu verkennen, dass sie immer noch unter Schuldgefühlen litt. Aber wenigstens hatte sie sich ihm endlich anvertraut! Das war ein Start, wenn er auch nicht das zu hören bekam, worauf er gehofft hatte.
Rafael fuhr sich mit der Hand durchs Haar, sprang auf und wanderte unruhig hin und her. Dies war eine Situation, mit der er nie gerechnet hätte, und die es irgendwie zu bewältigen galt. Es nützte nichts, sich vorzumachen, alles werde von allein in Ordnung kommen, nur weil es ihm so am liebsten wäre.
Denn eines stand fest: Niemand konnte ihnen garantieren, dass Leilas nächste Schwangerschaft glücklich und problemlos verlief und mit der Geburt eines gesunden Babys endete.
Leila …
Sie war es, der oberste Priorität gebührte. Er musste einen Weg finden, um sie von ihren Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen zu entlasten. Sie davon überzeugen, dass ein paar zusätzliche Kilos sie nur noch schöner, weiblicher und begehrenswerter machten – für ihn und in den Augen ihrer zahllosen Bewunderer.
Abrupt blieb Rafael vor dem Sofa stehen und sah Leila an. „In unserer Ehe wird es zukünftig keine langen Trennungen mehr geben“, verkündete er mit fester Stimme und schmiedete innerlich schon einen Plan, wie er möglichst viel Zeit an der Seite seiner Frau verbringen konnte.
Langsam dämmerte ihm, dass sie ihn viel dringender brauchte, als er es bisher angenommen hatte. Umgekehrt war es in jedem Fall so! Und das würde noch mehr werden, wenn ihr Kind erst auf der Welt war.
„Gut …“, wisperte Leila mit bebenden Lippen, „ich habe dich so sehr vermisst.“
Dieses schlichte Geständnis rührte ihn mehr an, als jeder noch so heiße Liebesschwur es vermocht hätte. Es wischte alle Wünsche und Ängste einfach zur Seite und ließ ihnen, was sie schon immer gehabt hatten – sich selbst.
Rafaels Hände zitterten, als er
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