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Zurueck in der Hoelle

Titel: Zurueck in der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Dann könnt Ihr passieren«
    Moses fiel ein Stein vom Herzen.
    »Kommt!«, rief er den anderen zu und gab seinem Pferd die Sporen.
    Da packte der dicke Soldat seine Zügel.
    »Ich meine natürlich, vorausgesetzt, dass Ihr der richtige König seid. Und wenn Ihr das seid, seht Ihr diesem Bild hier ganz bestimmt ähnlich.«
    Er kramte ein Medaillon aus der Hosentasche und klappte es auf.
    Moses schluckte erschrocken. Er warf einen hilflosen Blick zu Will. Der schaute zu Jo und der zu den Twins, und als diese nickten, nickte auch Jo, dann nickte auch Will und schließlich fasste sich Moses ein Herz: Er packte seine Kapuze und zog sie aus dem Gesicht.
    Der dicke Soldat schnalzte erstaunt mit der Zunge. Dann hob er das Medaillon und hielt es ungläubig vor Moses’ Gesicht, der wie ein richtiger König unter der Kapuze eine schwarze Allongeperücke und eine prächtige Uniform trug. Dieselbe Perücke und Uniform, die auch das Portrait in dem Schmuckstück zierten. Selbst die Gesichtszüge waren identisch, denn das Bild hatte Jo gemalt und die Twins hatten es letzte Nacht, als Otto seinen Bierrausch ausschlief, in dem Medaillon ausgetauscht.
    Der dicke Soldat rieb sich seine Augen. »Das tut mir … Ich glaube, aber … gestern …«
    »Was?«, fragte Will ungeduldig und kam Moses zu Hilfe.
    »Gestern sah der König von Frankreich auf diesem Bild noch ganz anders aus.«
    »Was meint Ihr damit?«, fragte Will überrascht.
    »Nun, er war etwas dicker und älter und er hatte nicht …«
    »Was?«, fragte Will.
    »Nun, ich meine, bitte seid mir nicht böse, aber ich habe da noch ein anderes Bild.«
    Moses erschrak. Er schaute zu Will und der wieder zu Jo, und als die Twins ratlos die Schultern hoben, zuckte auch Jo mit den Schultern.
    »Was für ein Bild?«, fragte Moses und wurde unter dem Puder blass.
    »Nun, ein Bild von dem Neffen, von dem Jolie Jo Beau.« Otto kramte ein zweites Medaillon aus der Tasche, lächelte verlegen und zeigte es Will.
    »Seid Ihr das auch, ich bitte Euch höflichst, dann lass ich Euch durch!«
    Will starrte auf das Bild, auf dem ihm ein hochnäsiger Einfaltspinsel mit einer rosa Perücke entgegengrinste. Er schluckte und schaute zu Otto zurück. Der Kerl wusste genau, wer Will in Wirklichkeit war. Und dann starrte er wieder auf das Portrait: Das glich ihm sosehr wie ein Schwein einer Gurke.
    »Was ist?«, fragte Otto, während Will versuchte Zeit zu gewinnen.
    Er würgte an dem Kloß, der in seinem Hals steckte. Dann zog er die Kapuze noch ein Stück tiefer bis über die Nasenspitze und brummte: »Ja, ja. Das bin ich. Genauso sehe ich aus. Soldat, das habt Ihr sehr gut gemacht.«
    Er salutierte entschlossen, gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte zusammen mit seinen sieben Freuden, den vier Packpferden und den drei Truhen voll Gold in die Stadt.

Die Macht der Straße

    ill spürte das Kribbeln im Rücken, mit dem er die Schüsse der hinter ihm herspähenden Soldaten am Stadttor erwartete. Doch die blieben aus und drei Gassen weiter, als er ganz sicher war, dass sie ihn nicht verfolgen würden, lachte der Junge erleichtert.
    »Heiliger Flitzfliegenschiss! Das nenn ich Dusel. Habt ihr das Bild von diesem Gagga gesehen? Der sieht mir so ähnlich wie ein Schwein einer Gurke!«
    »Ja!«, schimpfte Jo. »Ich frage mich nur, wer von euch beiden die Gurke ist.« Er blitzte ihn vorwurfsvoll an. »Selbst wenn die Soldaten uns diesen dummen Trick abgenommen haben, fliegen wir spätestens auf, wenn wir auf Talleyrand treffen. Der kennt uns persönlich. Und er kennt nicht nur uns. Er kennt auch die, die wir sein wollen.«
    »Da hast du recht!« Will grinste noch immer und die Freude über den so einfach gelungenen ersten Teil ihres Plans ließ ihn alle Zweifel vergessen. »Aber das wird ihm nichts nützen, weil man ihm dann nicht mehr glaubt.«
    Er lenkte sein Pferd zu einem der Packtiere, brach das Schloss der Truhe auf, griff sich einen Sack goldener Münzen und trieb sein Pferd in die Stadt.
    »Hey! Hört ihr? Kommt her! Hier reiten der König von Frankreich und ich, der Marquis, und wir haben euch Gold mitgebracht. Gold statt Soldaten! Liebe statt Tod! Zum Dank für das Glück, das uns der Herr im Himmel geschenkt hat. Zum Dank dafür, dass nach fünf Jahren Trauer und Leid die Tochter meines Onkels, die Tochter des Königs, die Prinzessin von Frankreich, endlich wiedergefunden wurde.«
    Er warf eine Handvoll Münzen durch ein offenes Fenster in eines der Häuser.
    »Kommt! Feiert mit uns. Zieht mit

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